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Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11

Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11

Titel: Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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lassen, wie es ist, aber was mache ich nur mit dem Stein?
Denk nach, Pia, denk nach!“
    Anziehen! Ich musste mich sofort anziehen! Das hatte oberste
Priorität - nicht einmal die Polizei konnte von mir verlangen, bis zu ihrem
Eintreffen in einem blutverschmierten Bademantel herumzustehen. Mit zitternden
Händen riss ich ihn mir vom Leib und griff nach meinen Kleidern.
    „Igitt!“ Meine Hände waren natürlich immer noch voller Blut.
Ich wollte auf keinen Fall noch einmal ins Bad, aber mir blieb nichts anderes
übrig. Ich wendete den Blick von Annikis leblosem Körper ab und wischte mir mit
einem feuchten Handtuch das Blut von den Armen. Als ich mich zum Gehen wandte,
wurde mir bewusst, wie unglaublich herzlos ich war, und ich zwang mich, noch
einmal umzukehren. Ich kniete mich auf das Handtuch und ergriff Annikis Hand,
während mir die Tränen nur so über die Wangen liefen. „Ich bin zwar kein
religiöser Mensch, aber ich verstehe, um was du mich gebeten hast. Ich weiß
nicht, ob ich Gerechtigkeit üben kann, aber ich werde mein Bestes geben“, sagte
ich zu ihr und schloss die Augen, um für ihr Seelenheil zu beten.
    Ich war von einer tiefen Trauer erfüllt; von der Trauer um
eine Frau, die nur wenige Stunden zuvor noch quicklebendig gewesen war. Ich
hatte sie zwar nicht besonders gut gekannt, aber so ein Schicksal hatte sie
gewiss nicht verdient. Sie verdiente Gerechtigkeit.
    Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.
    „Ich werde tun, worum du mich gebeten hast“, sagte ich mit
tränenerstickter Stimme und drückte ihr die Hand. „Ich weiß noch nicht wie,
aber ich werde das Unrecht sühnen, das man dir angetan hat. Ruhe in Frieden!“
    Ich wischte mir rasch die Tränen aus dem Gesicht und zog
mich an. Als ich gerade im Bad stand und überlegte, ob ich Anniki mit einem
Laken bedecken sollte, bevor ich die Polizei anrief, klopfte es.
    Ich erstarrte, weil ich befürchtete, der Mörder sei
zurückgekehrt, doch dann wurde mir klar, dass es der Zimmerservice mit dem
Frühstück sein musste.
    „Pia, hast du vielleicht ein paar Ibuprofen für mich? Ich
habe grässliche Kopf...“
    Ich drehte mich ruckartig um.
    Denise stand hinter mir in der Tür zum Bad, und starrte mit
kreisrunden Augen und weit aufgerissenem Mund die Leiche auf dem Boden an.
    „Das war ich nicht!“, stieß ich hervor, weil ich ihr ansah,
was sie dachte, doch als ich zur Beteuerung meiner Unschuld die Hände hob,
wurden ihre Augen nur noch größer. Meine rechte Hand war blutverschmiert. „Ach
so, das ist, weil ich sie angefasst habe. Ich habe sie wirklich nicht
umgebracht“, stammelte ich. „Ich habe sie so gefunden. Also, sie hat noch gelebt,
als ich hereinkam, aber kurz darauf ist sie gestorben.“
    Denise wich langsam vor mir zurück.
    „Sehe ich so aus, als würde ich jemandem ein Messer in die
Brust rammen?“, fragte ich und folgte ihr.
    Sie hielt einen Moment inne, dann warf sie den Kopf in den Nacken
und schrie aus vollem Hals: „Mörderin!“
    „Verdammt noch mal, Denise, ich sagte gerade ...“
    „Mörderin!“, schrie sie abermals und zeigte auf mich.
    Es heißt, man sieht das ganze Leben noch einmal an sich
vorüberziehen, wenn man stirbt. Ich bin der lebende Beweis dafür, dass diese
Vorstellung völlig falsch ist: In diesem Moment sah ich nicht nur einen
Schnelldurchlauf sämtlicher Höhe- und Tiefpunkte meines Lebens vor meinem
geistigen Auge, sondern auch die unmittelbare Zukunft. Ich sah vor mir, wie ich
der Polizei zu erklären versuchte, was es mit der Zorya und der Sekte auf sich
hatte, die die Welt von allem Bösen befreien wollte, wohin der gut aussehende
Mann, der mit mir das Bett geteilt hatte, verschwunden war und wie es sein
konnte, dass eine Frau, die ich erst am Vortag kennengelernt hatte, in meiner
unmittelbaren Nähe getötet worden war.
    In meinem Badezimmer.
    Und meine Fingerabdrücke befanden sich auf der Mordwaffe.
    Und ein kostbarer Stein, der ihr gehört hatte, war nun in
meinem Besitz.
    All das ging mir in dem kurzen Moment durch den Kopf, in dem
Denise ein einziges Wort schrie. Als sie Luft holte, um erneut loszuschreien,
hatte ich bereits einen Entschluss gefasst: Weil ich keine plausible Erklärung
für das hatte, was geschehen war, musste ich Leute um Hilfe bitten, die mich
nicht für verrückt halten würden.
    Ich schnappte mir kurzerhand den Mondstein, öffnete die
Flügeltür zum Balkon, kletterte über das Geländer und hoffte, dass ich mir beim
Sprung auf die Rasenfläche eine Etage

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