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Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11

Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11

Titel: Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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ist keine
gute Idee. In den Krimis im Fernsehen darf sich niemand an den Verletzten zu
schaffen machen, bevor sie ins Krankenhaus gebracht werden.“
    „Nehmen ...“ Sie rang nach Atem und riss plötzlich die Augen
auf. Dann ergriff sie überraschend kraftvoll meine Hand. Als sich ihre
Fingernägel in meine Handfläche gruben, musste ich mir auf die Lippen beißen,
um nicht laut aufzuschreien.
    „Flute wie Wasser das Recht“, sagte sie, und ihre Stimme
klang ganz merkwürdig und wie von fern. „Gerechtigkeit wie ein nie versiegender
Bach.“
    „Was ...? Ich verstehe nicht ...“
    „Sie müssen begangenes Unrecht sühnen“, flehte Anniki mich
an.
    „Versprechen Sie es mir!“
    „Ich verspreche es“, entgegnete ich hastig und versuchte,
ihr meine Hand zu entziehen. Mir war speiübel von dem vielen Blut, und ihre
Fingernägel bohrten sich so fest in meine Handfläche, dass von mir bestimmt
schon bald noch etwas dazukommen würde. „Ich schwöre, dass ich alles tun werde,
was Sie wollen, aber lassen Sie mich bitte zuerst Hilfe rufen!“
    Ein furchtbares gurgelndes Geräusch erhob sich aus ihrer
Brust, als sie meine Hand losließ und sich mit ihren blutüberströmten Händen an
den Hals fasste.
    „Nehmen Sie es! Folgen Sie dem Licht. Sorgen Sie für
Ordnung. Im Namen der Gerechtigkeit!“
    Sie wimmerte verzweifelt, und das gurgelnde Geräusch wurde
lauter, doch dann bekam sie die dünne Kette zu fassen, die sie um den Hals
trug. Sie zog sie sich langsam über den Kopf. „Denken Sie immer an das Licht.
Immer ...“
    Sie schloss ihre kalten, blutigen Hände um meine. Von
unendlichem Grauen erfüllt musste ich mit ansehen, wie sie die Augen verdrehte
und ihr Blick leer wurde. Ihre Hände fielen schlaff zu Boden, und ich wusste,
sie war tot.
    Jede einzelne Zelle in meinem Körper schreckte vor der Toten
zurück, und meine innere Stimme schrie mich an, sofort das Weite zu suchen. Ich
weiß nicht, wie lange ich fassungslos und wie gelähmt in das leblose Gesicht
starrte, bevor mein Blick schließlich auf meine Hände fiel. Sie waren voll von
Blut, und in meiner Handfläche sah ich die tiefen, roten, mondsichelförmigen
Kerben von Annikis Fingernägeln. Mein Blut vermischte sich mit ihrem, während
ich entsetzt an mir herunterschaute: Nicht nur meine Hände waren voller Blut,
sondern auch meine Arme und mein Morgenmantel.
    An der Kette, die ich in meiner blutverschmierten Hand
hielt, hing der Mondstein, den ich am Vortag in dem Buch gefunden hatte. Erst
jetzt, als sich mein Gehirn langsam wieder in Gang setzte, begriff ich, dass
Anniki ihn mir übergeben hatte.
    Flute wie Wasser das Recht, hatte sie gesagt. Diesen Satz
kannte ich noch von früher, aus der Sonntagsschule - er war aus der Bibel.
Anniki hatte mich gebeten, dem Licht zu folgen und das an ihr begangene Unrecht
zu sühnen.
    Sie hatte gewollt, dass ich das Amt der Zorya übernahm. Und
ich hatte ihr versprochen, es zu tun.
    Die Minuten schienen in Zeitlupe zu verstreichen, als ich
vor Annikis Leiche kniete. Ich stand so unter Schock, dass ich keinen klaren
Gedanken fassen konnte. Warum war sie in meinem Badezimmer? Wer hatte sie
getötet? Wie sollte ich das Versprechen einlösen, das ich ihr kurz vor ihrem
Tod gegeben hatte? Und vor allem: Wo war Alec?
    „Reiß dich zusammen, Pia!“, sagte ich laut und stellte
bestürzt fest, wie sehr meine Stimme bebte. Offenbar hatte ich auch geweint,
ohne es überhaupt zu merken. Ich atmete tief durch und ergriff zögernd Annikis
Handgelenk, um ihren Puls zu fühlen.
    Sie hatte natürlich keinen. Ich hatte nichts anderes
erwartet, weil ich ganz sicher war, dass sie nicht mehr lebte, doch ich hatte
mich vergewissern müssen. Ich betrachtete benommen die Leiche und das
blutbespritzte Bad und hoffte wider alle Vernunft, Antworten auf die Fragen zu
finden, die mir durch den Kopf gingen, doch ich sah nichts, was mir weiterhalf.
Anniki war irgendwie in mein Badezimmer gelangt, wo sie jemand schwer verletzt
und verbluten lassen hatte - ohne dass ich davon etwas mitbekommen hatte. Ich
warf einen Blick auf die Tür zu Magdas Zimmer. Ob sie oder Ray ...? Ich
schüttelte den Kopf. Die Tür war von innen verriegelt, und da ich sie nicht
abgeschlossen hatte, musste es jemand anders getan haben.
    Dieser Gedanke erschütterte mich bis ins Mark, und ich
verließ fluchtartig das Bad. Den blutigen Stein in meiner Hand warf ich auf das
Bett, während ich fieberhaft überlegte. „Ich muss die Polizei anrufen. Deshalb
muss ich alles so

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