Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
etwas auf,
das mir seltsam vorkam.
„Haben Sie eigentlich keine ... Sie wissen schon .. Vampirzähne?“,
fragte ich Kristoff und legte die Zeigefinger an meine Oberlippe, um lange
Eckzähne anzudeuten. „Wie Dracula?“
Die drei Männer starrten mich an, als hätte ich mich gerade
in ein riesiges Schlittschuh laufendes Faultier verwandelt.
„Also nicht, oder wie? Dann ist das mit den Zähnen nur ein
Mythos?“
Kristoffs ungläubiger Gesichtsausdruck war es beinahe wert,
dass ich in diese Situation geraten war.
Rowan brach in Gelächter aus. Andreas runzelte die Stirn und
sagte etwas, das für meine Ohren italienisch klang.
„Wissen Sie, normalerweise bin ich ein ziemlich
zurückhaltender Mensch“, sagte ich zu Andreas. „Aber nachdem ich heute Morgen
eine Tote in meinem Bad gefunden habe, vor der Polizei geflüchtet bin, von
einem Vampir entführt und zu einer fingierten Trauung gezwungen wurde, habe ich
so gut wie keine Hemmungen mehr. Sie werden es mir sicherlich nachsehen, wenn
ich Ihnen sage, dass es sehr unhöflich ist, sich in einer Sprache zu äußern,
die nicht alle Anwesenden verstehen können.“
Rowan lachte nur noch lauter.
Andreas' Miene verfinsterte sich einen Moment, doch dann
lächelte er plötzlich. Obwohl er nicht annähernd so harte, kantige Gesichtszüge
hatte wie Kristoff, war auch sein Lächeln furchterregend. „Ich habe meinem
Bruder gesagt, er hätte Sie einfach töten sollen, statt Sie zu heiraten!“
„Wir sind nicht verheiratet“, widersprach ich und
verschränkte die Arme vor der Brust, was, wie ich hoffte, resolut und
unerschrocken wirkte. Von drei großen, äußerst gut aussehenden, blutsaugenden
Finsterlingen umgeben, fühlte ich mich zwar alles andere als stark, aber das
wollte ich mir um keinen Preis anmerken lassen. „Die Trauung ist nicht
rechtskräftig!“
Die beiden sahen Kristoff fragend an.
Er bedachte mich mit einem grimmigen Blick. „Sie ist absolut
rechtskräftig.“
„Das stimmt nicht! Ich habe kein Wort von dem verstanden,
was der Priester gesagt hat, und zugestimmt habe ich dem schon gar nicht! Wer
weiß, was er erzählt hat - vielleicht hat er mir sogar die Sterbesakramente
erteilt!“
„Nein, aber dafür könnte ich sorgen“, entgegnete Kristoff
drohend.
Ich hob den Kopf. Ich bin vielleicht nicht die Tapferste auf
Erden, aber ich konnte es noch nie ausstehen, derart drangsaliert zu werden. „Sie
haben mich ja nicht einmal geküsst! Die Trauungszeremonie endet immer mit einem
Kuss!“
Schweigen breitete sich in der Kirche aus, bevor Kristoff
mich mit einem Grollen, das aus der Tiefe seiner Brust zu kommen schien, an
sich zog.
„Knurren Sie mich etwa an .. ?“, konnte ich gerade noch
sagen, dann küsste er mich.
Mein Gehirn, das nicht unbedingt das verlässlichste meiner
Organe ist, wenn ich unter Stress stehe, schaltete einfach ab, und ich konnte
nur noch hilflos mit den Armen fuchteln. Dieser Kuss hatte nichts Hingebungsvolles;
er war aggressiv und kam einer Bestrafung gleich, einem regelrechten Übergriff.
Kristoff wartete gar nicht erst darauf, eingelassen zu
werden - seine Zunge drängte einfach in meinen Mund und ergriff selbstherrlich
von ihm Besitz.
Nicht einmal Alec hatte mich mit einem solchen Ungestüm
geküsst!
Ich stemmte die Hände gegen Kristoffs Brust, entwand mich
seiner Umklammerung und wischte mir den Mund mit dem Handrücken ab. „Wenn Sie
das jemals wieder tun, bei Gott, dann werde ich ... ich werde ... ich weiß
nicht, was ich tun werde, aber Sie können Ihren Arsch darauf wetten, dass es
furchtbar sein wird!“
„Die Trauung ist vollzogen“, konstatierte Kristoff ungerührt
und drückte mir einen der unterschriebenen Trauscheine in die Hand. Seine
blauen Augen leuchteten von innen heraus und wirkten viel heller, als ich sie
in Erinnerung hatte. „Und sogar mit einem Kuss besiegelt. Bestellen Sie das
Ihren Schnitter-Freunden!“
Ich öffnete den Mund, um ihm zu erklären, dass die Schnitter
nicht unbedingt meine Freude waren, aber dazu kam ich nicht mehr. Kristoff
machte auf dem Absatz kehrt und marschierte aus der Kirche. Ich sah ihm
überrascht hinterher, bevor ich mich den anderen beiden Vampiren zuwendete. Sie
musterten mich voller Hass und Argwohn.
„Er ist weg!“, stellte ich überflüssigerweise fest.
„Wenn Sie auch nur in Erwägung ziehen, Ihre Kräfte gegen ihn
einzusetzen, werden Sie auf eine Weise dafür bezahlen, die Ihr
Vorstellungsvermögen übersteigt!“, drohte mir Andreas, bevor auch
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