Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
er die Kirche
verließ.
Rowan sagte nichts und sah mich nur lange und durchdringend
an, dann schubste er mich zur Seite und ging ebenfalls.
„Schert euch zum Teufel!“, rief ich ihnen wütend hinterher,
und als ich zur Tür ging, sah ich zwei Autos davonrasen. In diesem Moment wurde
mir bewusst, dass ich allein und ohne Geld und Ausweis in einem Dorf festsaß,
dessen Namen ich nicht einmal kannte. „Hallo? Kann mir jemand helfen? Ich habe
kein Auto! Hallo?“
Ich drehte mich um und hielt nach dem Geistlichen Ausschau,
aber auch der war verschwunden. Da stand ich nun, mitten im Wind, vor einer
kleinen, alten Kirche auf einer Klippe, mit einem Trauschein in der Hand, der
keine Gültigkeit hatte ... und dem furchtbaren Verdacht, dass diese Ansicht
niemand mit mir teilen würde.
„Verheiratet mit einem Vampir!“, sagte ich laut, und der
Wind peitschte meine Worte über den Klippenrand. „Großartig! Und was mache ich
jetzt?“
„Sie kennen nicht zufällig den Weg nach Ostri?“
Ich sah die durchsichtige Gestalt, die neben mir aufgetaucht
war, ohne den geringsten Anflug von Überraschung an. Angesichts des
Geisterpferds an ihrer Seite zog ich zwar eine Augenbraue in die Höhe, aber ich
sagte keinen Ton dazu, dass mir schon wieder ein Geist erschienen war. „Tut mir
leid, ich bin fremd hier. Und Sie sind ... äh ... tot?“
„Wie Sie sehen können.“ Der Mann, der im viktorianischen
Stil gekleidet war, runzelte die Stirn. „Sie sind die Schnitterin, und Sie
wissen nicht, wo Ostri ist?“
„Leider nicht, aber da ich offensichtlich jetzt das
Geister-Informationsbüro leite, finde ich es wohl besser schnell heraus. Wie
heißen Sie?“
„Ulfur.“
„Freut mich. Ich bin Pia, und ja, ich bin die Zorya.“ Ich
hob meine Hand. Der Mondstein hatte sich wieder in eine kleine Laterne
verwandelt. „Aber ich bin neu in dem Job und kenne mich noch nicht so gut mit
der Materie aus. Also müssen Sie sich wohl oder übel den anderen anschließen
und warten, bis ich mich mit allem vertraut gemacht habe.“
„Den anderen?“, fragte er.
„In der Stadt sind noch drei weitere Geister. Sie haben
nicht zufällig einen Zaubertrick auf Lager, mit dem Sie uns nach Dalkafjordhur
bringen können?“
Er schürzte die Lippen und sah mich verwundert an.
„Nein? Hatte ich auch nicht angenommen. Tja, dann schauen
wir am besten mal, ob es eine Busverbindung oder so etwas gibt. Sie können
mitkommen.“
„Und die anderen?“, fragte Ulfur und kam hinter mir her, als
ich langsam den felsigen Weg zum Dorf hinunterging.
„Wie gesagt, sie sind in der Stadt. Das glaube ich
zumindest. Ich habe sie beim Verlassen des Cafés nicht mehr gesehen, aber das
lag wahrscheinlich daran, dass Anniki den Stein hatte.“
„Nein, ich meinte die anderen da unten!“ Er zeigte mit dem
Daumen über seine Schulter.
Ich machte kehrt, trat vorsichtig an den Rand der Klippe und
schaute in die Tiefe. Ungefähr zwölf Geister streiften an dem zerklüfteten
Küstenstreifen entlang. Sie schauten zu uns hoch, während ich sie mit
wachsender Verzweiflung beobachtete. Noch mehr Geister! Das hatte mir gerade
noch gefehlt!
„Das ist die Schnitterin!“, rief Ulfur ihnen zu.
Sie winkten begeistert.
Ich hob die Hand und winkte weitaus weniger begeistert
zurück.
„Das sind alles Geister?“, fragte ich Ulfur.
Er nickte und strich seinem Pferd über die Blesse. „Ein
Erdrutsch. Hat das halbe Dorf ausgelöscht. Ich war extra aus Reykjavik, wo ich
studierte, zum Geburtstag meines Vaters hergekommen.“
„Oje!“, sagte ich. „Aber Sie sprechen sehr gut Englisch“,
fügte ich erstaunt hinzu.
Ulfur lächelte. „Außer Leute beobachten und belauschen haben
wir nicht viel zu tun. Hier werden Ausflüge zu den Fjorden angeboten, also
kommen viele Touristen her. Dadurch haben wir die Möglichkeit, andere Sprachen
zu lernen. Englisch haben wir zuerst gelernt, und da jetzt auch japanische
Reisegruppen kommen, hoffen wir, auch diese Sprache noch zu erlernen.“
„Das ist nicht der schlechteste Zeitvertreib.“ Ich dachte
nach. „Am besten bleiben Sie erst einmal hier, bis ich weiß, wie ich Sie in den
Himmel kriege ..
äh .. nach Ostri. Wie auch immer.“
„Ich weiß nicht, ob wir hier sicher sind“, entgegnete er mit
besorgter Miene.
„Es wurde jemand von den Ilargi gesichtet.“
„Einer von diesen bösartigen Seelenfressern?“ Es lief mir
kalt über den Rücken. „Das ist nicht gut. Nun, dann kommen Sie wohl am besten
alle mit.“
Er
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