Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
fast verblutet und verhungert wäre. Danach kam das
Ritual mit dem reinigenden Licht. Wissen Sie, was das für ein Ritual ist,
Zorya?“
Mit Tränen in den Augen schüttelte ich den Kopf.
„Es handelt sich um eine rituelle Opferung. Früher haben sie
die Leute einfach auf dem Scheiterhaufen verbrannt, aber nun lassen sie sie mit
Hilfe ihres verdammten Lichts von innen heraus verbrennen.“
Die Bilder, die ich vor mir sah, waren so grauenhaft, dass
sich mir der Magen umdrehte. Ich schloss die Augen und spürte, wie mir
brennende Tränen über die Wangen liefen.
„Sie haben Angelica allerdings nicht direkt in diesem Feuer
umkommen lassen. Das wäre ein zu leichter Tod gewesen. Das letzte Ritual war
die Enthauptung ... die ganz langsam durchgeführt wurde, mit mehreren Hieben,
und erst bei dem letzten wurde das Rückenmark durchtrennt.“
Ich schubste Kristoff weg, lief zum nächsten Busch und fiel
auf die Knie, um mich zu übergeben, doch mein Magen rebellierte so sehr, dass
es gar nicht ging.
„Sie haben ihren Kopf bei ihrem Körper liegen lassen, damit
ich ihr Gesicht sehen konnte“, sagte Kristoff hinter mir. „Sie wollten, dass
ich erfuhr, wie sehr sie vor ihrem Tod gelitten hat. Das sind die Leute, die
Sie vertreten, Pia! Und Sie wundern sich, dass ich Jagd auf sie mache!“
„Wenn das alles wahr ist, dann kann ich es Ihnen wirklich
nicht verdenken“, begann ich, doch er ließ mich nicht ausreden und zog mich auf
die Beine.
„Wenn es wahr ist?“ Er sah mich wütend an. „Sie glauben mir
nicht?“
„Ich weiß überhaupt nicht, wo mir der Kopf steht“, jammerte
ich, denn ich war viel zu durcheinander, um noch einen klaren Gedanken fassen
zu können. „Ich glaube nicht, dass Sie lügen.
Ich weiß, was echte Trauer ist, und sie ist Ihnen anzusehen.
Aber Anniki war nicht so, wie sie es beschreiben. Zumindest glaube ich das
nicht - sie wirkte auf mich sehr mitfühlend, als lägen ihr die Menschen
wirklich am Herzen.“
„Die Menschen vielleicht, aber die Dunklen nicht.“
Ich öffnete den Mund, um ihm zu widersprechen, aber ich
wusste überhaupt nicht, was ich sagen sollte.
„Eigentlich ist es auch völlig egal, ob Sie mir glauben“,
sagte Kristoff schroff, packte mich am Arm und zerrte mich zur Vorderseite des
Hauses. „Glauben Sie doch, was Sie wollen! Ich werde auf jeden Fall verhindern,
dass Sie es den Schnittern ermöglichen, noch mehr von meinen Leuten zu töten.“
„Lieber Gott, Sie wollen mich umbringen!“, schrie ich voller
Panik, als er eine Holztür öffnete und mich hinter sich herzog.
„Wenn ich das wollte, hätte ich Ihnen schon gestern das
Genick gebrochen.
Und jetzt seien Sie gefälligst still!“, herrschte er mich
an, und ich verstummte verängstigt. „Der Priester hier spricht kein Englisch,
also sparen Sie sich die Mühe, ihn um Hilfe zu bitten!“
„Der Priester!“, quiekte ich entgeistert und versuchte, mich
loszureißen. Mein ganzer Körper bäumte sich gegen die Gewissheit auf, dass ich
gleich von einem Vampir getötet werden würde. „Für die Sterbesakramente?“
Ein kleiner, runzliger Mann kam mit schlurfenden Schritten
auf uns zu, und ich stellte erschrocken fest, dass wir uns in einer kleinen
Kirche befanden. Aus irgendeinem Grund machte mir das noch mehr Angst. Was,
wenn die Vampire ihren eigenen Kult des Grauens hatten und an diesem Ort ihr
finsteres Spiel trieben?
„Was ich mit Ihnen vorhabe, ist viel schlimmer als der Tod“,
sagte Kristoff und kam mir so nah, dass ich die feinen schwarzen Strahlenkränze
um seine Pupillen sehen konnte. Plötzlich lächelte er, aber es war kein
freundliches Lächeln. Ganz im Gegenteil. Es war die Art von Lächeln, mit der
ein Panther ein besonders fettes Kaninchen ins Visier nimmt, bevor er es reißt.
„Wir werden heiraten, Zorya.“
Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Sie werden mich
nicht töten?“
Sein Grinsen wurde breiter. „Nein.“
Ich atmete erleichtert auf.
„Aber Sie werden sich wünschen, tot zu sein, noch bevor ich
mit Ihnen fertig bin!“
6
„Unterschreiben Sie!“
„Nein, das mache ich nicht!“
Kristoff packte mich am Hals. „Unterschreiben Sie, sonst
breche ich Ihnen das Genick!“
Er würgte mich derart, dass ich nur mit größter Mühe
schlucken konnte. „Ich verstehe überhaupt nicht, warum Sie mich heiraten wollen
.. „, krächzte ich.
„Ich würde lieber eine Viper heiraten“, fiel er mir ins
Wort. „Alec wollte diesen Part eigentlich übernehmen, aber da
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