Dark one 06 - Ein Vampir kommt selten allein-neu-ok-08.12.11
mir
furchtbar leid! Ich bin sehr in Eile und habe nicht aufgepasst“, sagte die Frau
mit einem charmanten französischen Akzent. Ihr üppiges blondes Haar umrahmte
ihr zartes Gesicht auf perfekte Weise, und sie hatte die für Französinnen
typische mädchenhafte Zierlichkeit. Dass sie mit der Wucht eines
Sattelschleppers in mich hineingebrettert war, kümmerte die Männer, die ihr
zweifelsohne tagtäglich zu Füßen lagen, bestimmt herzlich wenig. „Habe ich
Ihnen wehgetan? Nein?
Gut. Ich bin in höchster Verzweiflung, wissen Sie. Ich habe
die Adresse des Buchladens verloren, den ich aufsuchen muss, und bisher habe
ich den richtigen noch nicht gefunden. Ah, da ist ja noch einer! Ich werde es
dort noch einmal versuchen.“
„Nehmen Sie sich vor den Spinnen in Acht!“, warnte ich sie,
als sie ihre Sachen in der Tasche verstaute.
Ihr Lächeln schwand. „Spinnen?“
„Ja, anscheinend gibt es dort ganz große, haarige Biester.“
Sie erschauderte. „Ich hasse Spinnen! Vielleicht ist dieser
Laden auch nicht der richtige ...“ Sie beäugte den Buchladen mit sichtlicher
Abscheu.
„Wenn Sie etwas Aktuelles suchen, werden Sie es dort
wahrscheinlich nicht finden. Es handelt sich offenbar um ein Antiquariat.“
„Ein Antiquariat“, sagte sie nachdenklieh. „Das scheint mir
wirklich nicht das Richtige zu sein. Der Zenit hat ausdrücklich gesagt, es ist
ein englisches Buch mit einem tanzenden Paar auf dem Cover .. Oh, lä, lä! Mir
läuft die Zeit davon!“ Nach einem raschen Blick auf ihre Uhr schulterte sie
ihre Tasche. „Ich werde es woanders versuchen. Dieser Laden sieht nicht danach
aus, als gäbe es dort so ein Buch, nicht wahr?“
„Also, ich habe dort nur einen alten Krimi von Agatha
Christie und einen Regency-Roman gefunden“, entgegnete ich und zeigte auf meine
Bücher.
„Bien. Gut, dass ich mit Ihnen zusammengestoßen bin!“
„Keine Ursache“, rief ich ihr hinterher, als sie losging. „Es
ist mir immer eine Freude, andere Touristen vor dem Tod durch eklige Spinnen zu
bewahren!
Aber wollen Sie sich nicht das Feuerwerk ansehen? Zum Park
geht es dort entlang!“
Sie blieb stehen und schaute in die von mir gezeigte
Richtung. Wenn sie wie ich Touristin war, wusste sie vielleicht gar nicht, wo
die diversen Feierlichkeiten stattfanden.
„Das Feuerwerk?“
„Es soll hier ein grandioses Feuerwerk geben, das Sie nicht
verpassen sollten.
Es ist zur Feier des Unabhängigkeitstages.“
„Ich kann nicht. Leider!“, rief sie über die Schulter und
eilte davon. „Ich bin spät dran! Das Licht sei mit dir, Schwester!“
Das Licht sei mit dir? Was für ein merkwürdiger Spruch! „Sie
gehört bestimmt zu einer von diesen religiösen Gruppen, für die unsere Promis
seit geraumer Zeit Reklame laufen“, murmelte ich vor mich hin und drehte mich
achselzuckend zu den beiden Männern um, die sich nicht von der Stelle gerührt
hatten.
„Jungs, jetzt habe ich euch die Möglichkeit gegeben, euch zu
verdrücken, aber ihr seid immer noch da! Also gut. Wie ihr wollt. Dann bringe
ich es am besten hinter mich, auch wenn Denise gar nicht mehr da ist.“
Ich klemmte mir meine Bücher unter den Arm, atmete tief
durch und marschierte auf die beiden Männer zu, ohne eigentlich genau zu
wissen, was ich tun wollte. Sollte ich sie vielleicht im Vorbeigehen anlächeln
und hoffen, dass einer von ihnen zurücklächelte? Wenn ich das tat, konnte ich
Denise wenigstens beim Frühstück mit einem reinen Gewissen gegenübertreten.
„So ein Mist!“, sagte ich laut und blieb abrupt stehen, als
die beiden Männer sich plötzlich voneinander verabschiedeten und in
unterschiedliche Richtungen davongingen, ohne mich auch nur eines Blickes zu
würdigen.
In diesem Moment schallte Denise' triumphierendes Gelächter
über den Marktplatz. Sie war gerade zur rechten Zeit aus einer kleinen Gasse
gekommen und sah, wie die Männer sich von mir entfernten.
„Konnte sie nicht ein bisschen später um die Ecke biegen?“,
stieß ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor, setzte ein Lächeln auf und
winkte Denise zu, um ihr zu signalisieren, dass ich sie gehört hatte und meine
Niederlage eingestand. „Aber egal, sie kann mir gestohlen bleiben. Ich werde
mir das nicht länger antun“, sagte ich leise zu mir und umklammerte
entschlossen meine Tasche und die Bücher.
Mit einem letzten Blick auf die beiden hinreißenden Männer,
die jeweils in einer Seitenstraße verschwanden, reckte ich das Kinn in die Höhe
und machte mich auf den
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