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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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einem verlassenen Lagerhaus aufgetaucht, einem Treffpunkt der Drogenszene. Sie sagten, er hätte aufgeschrien wie ein Dämon, als jemand ein Weihnachtslied gespielt hatte. Und sie behaupteten auch, dass er ihnen erzählt hätte, er wollte ein Blutopfer bringen. Sie sagten, er wäre mit einem Typen namens Trey Teepano weggegangen, der angeblich Kühe zerhackte und dem Teufel huldigte. Teepano hatte zu Protokoll gegeben, dass er Ben nur flüchtig kannte. Für die Mordzeit hatte er ein Alibi: Sein Dad, Greg Teepano, bezeugte, dass Trey bei ihm zu Hause in Wamego gewesen war. Über sechzig Meilen vom Tatort entfernt.
    Also war Ben vielleicht ganz alleine verrückt. Oder vielleicht unschuldig. Wieder flatterten die Vögel auf dem Speicher herum. Krach, bum, schepper. Vermutlich hatte ich stundenlang auf der Couch gesessen und mir erfolglos den Kopf zerbrochen, als ich die schweren Schritte des Postboten auf der Treppe hörte. Meine Mom ließ uns an Weihnachten immer Cookies für den Postboten backen. Aber bei mir wechselten die Postboten alle paar Wochen, also gab es auch keine Cookies.
    Ich bekam drei Umschläge mit Kreditkartenangeboten, eine Rechnung, die an einen Menschen namens Matt gerichtet war, der in einer Straße wohnte, die überhaupt nicht in meiner Nähe lag, und einen Umschlag, der aussah wie Schmutzwäsche, so weich und knittrig war er. Offensichtlich schon mal benutzt. Mit Magic Marker war ein anderer Name und eine andere Adresse gelöscht und dafür meine in den beengten Raum darunter gekritzelt worden. Mrs Libby Day.
    Der Brief war von Runner.
    Ich ging nach oben und kauerte mich, wie immer, wenn ich nervös werde, auf möglichst engem Raum zusammen, in diesem Fall in dem Zwischenraum zwischen meinem Bett und dem Nachttisch, mit dem Rücken zur Wand. Ich öffnete den schmutzigen Umschlag und zog ein ungesundes Blatt Frauenbriefpapier mit einer Rosenborte heraus. Darauf die Handschrift meines Vaters: winzig, hektisch, spitz, als wären hundert Spinnen auf der Seite erschlagen worden.
    Liebe Libby,
    also, Libby, es ist wirklich eine sehr seltsame Situation, in der wir uns nach all den Jahren wiederfinden. Jedenfalls ich. Hätte nie gedacht, dass ich jemals so alt, müde und allein sein würde. Ich habe Krebs. Die sagen, ich hab nur noch ein paar Monate. Ist mir nich unrecht, war sowieso schon länger unterwegs, als ichs verdient hab. War ganz schön aufregend, von dir zu hören. Ich weiß, dass wir uns nie sonderlich nahe warn. Ich war noch sehr jung, als du auf die Welt gekommen bist, und ich war sicher nich der tollste Vater der Welt, obwohl ich immer versucht hab, für dich zu sorgen. Deine Mutter hat es mir sehr schwergemacht. Ich war unreif, aber sie war noch viel unreifer. Aber dass sie alle ermordet worden sind, hat mich ganz schön hart getroffen. Da hat man es mal wieder. Ich muss dir sagen – und bitte, sag jetzt nich, ich hätte das schon viel früher machen sollen. Aber mit meinen ganzen Spielproblemen und dem Alk hatte ich echt Schwierichkeiten, mich meinen Demohnen zu stellen. Ich kenne den wahren Mörder, und ich weiß, es war nich Ben. Bevor ich sterbe, werde ich die Wahrheit ans Licht bringen. Wenn du mir bisschen Geld schicken kannst, besuch ich dich gern und erzähl dir mehr darüber. Fünfhundert würden mir reichen.
    Ich freu mich drauff, von dir zu hören
    Runner »Dad« Day
    12 Donneran Road
    Bert Nolan Home for Men
    Lidgerwood, Oklahoma
    P. S. Frag doch jemand nach dem Zipcode, den weiß ich nämlich nich.
    Ich packte den dünnen Hals meiner Lampe, schleuderte das Ding quer durchs Zimmer, und sie segelte bestimmt einen Meter durch die Luft, dann wurde sie vom Kabel gestoppt und krachte zu Boden. Ich stürzte mich auf sie, zerrte sie aus der Fassung und schmiss sie noch mal. Diesmal flog sie gegen die Wand, der Schirm ging ab, rollte wie besoffen über den Boden, und die zerbrochene Glühbirne schaute oben heraus wie ein abgebrochener Zahn.
    »Fick dich!«, brüllte ich, ebenso sehr an mich selbst gerichtet wie an meinen Dad. Dass ich in meinem Alter von Runner immer noch korrektes Verhalten erwartete, war geradezu himmelschreiend dämlich. Der Brief war wieder mal nur eine große aufgehaltene Hand, die sich nach mir ausstreckte, weil ich ein vielversprechendes Opfer war. Wenn ich die fünfhundert bezahlte, würde ich Runner nie wiedersehen, bis er das nächste Mal Geld oder Rat brauchte, und dann würde er mich genauso benutzen. Mich, seine Tochter.
    Ich würde nach Oklahoma

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