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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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dass sich meine Tochter in der fünften Klasse so von einem Jungen küssen lässt.«
    Ich glaubte ihr kein Wort.
    »Erzählen Sie weiter«, sagte ich.
    »Ungefähr eine Woche später bin ich in den Weihnachtsferien zu einer Pyjamaparty gegangen und hab den anderen Mädchen von meinem Highschool-Freund erzählt. Ganz stolz. Ich hab Sachen erfunden, die wir gemacht haben. Sexsachen. Und das hat eine meiner Freundinnen ihrer Mom erzählt, und ihre Mom hat sofort meine Mom angerufen. Ich erinnere mich noch gut an den Anruf. Ich weiß noch, wie meine Mom telefoniert hat, und ich hab gewartet, dass sie in mein Zimmer kommt und mich anbrüllt. Sie war dauernd wegen irgendwas sauer. Aber dann kam sie rein und war, na ja, total nett.
Schätzchen
hier und
Herzchen
dort, und sie hat meine Hand gehalten, wissen Sie, ›Du kannst mir vertrauen, wir kriegen das zusammen hin‹, und dann hat sie mich gefragt, ob Ben mich angefasst habe.«
    »Und was haben Sie geantwortet?«
    »Na ja, ich hab mit dem Kuss angefangen, und eigentlich wollte ich mehr nicht sagen. Nur die Wahrheit. Aber als ich ihr dann von dem Kuss erzählt hatte, ist sie von mir abgerückt und hat gesagt: ›Okay, das ist ja keine große Sache.‹ Ich weiß noch genau, wie sie mich gefragt hat:
Ist das wirklich alles? Mehr ist nicht passiert?
Fast so, als wäre sie enttäuscht, und auf einmal, ich weiß noch, dass sie schon dabei war aufzustehen, da hab ich nachgeschoben: ›Und er hat mich hier berührt. Er wollte, dass ich so Sachen mache.‹ Und da kam sie sofort zu mir zurück.«
    »Und dann?«
    »Dann wurde die Geschichte einfach immer größer. Meine Mom hat es meinem Dad erzählt, als er nach Hause kam, und er sagte nur noch:
Sch, mein Baby, mein armes kleines Mädchen
, und sie haben die Schule angerufen, und die Schule hat einen Kinderpsychologen zu uns geschickt. Ich erinnere mich, dass es so ein College-Fuzzi war, und es war unmöglich, ihm die Wahrheit zu sagen. Er wollte unbedingt glauben, dass ich missbraucht worden war.«
    Ich sah sie stirnrunzelnd an.
    »Im Ernst. Eigentlich wollte ich ihm nämlich erzählen, wie es wirklich gewesen war, daran erinnere ich mich genau, damit er es meinen Eltern sagt, aber … aber dann fragte er dauernd, ob Ben mich gezwungen hätte, Dinge zu tun, sexuelle Dinge, und wenn ich nein sagte, dann war er, na ja, irgendwie unzufrieden.
Du bist doch ein kluges, tapferes Mädchen, ich verlasse mich darauf, dass du mir erzählst, was passiert ist. Oh, da ist nichts passiert? Oh, und ich dachte wirklich, du bist mutiger. Ich habe ganz ehrlich gehofft, du hättest den Mut, mir zu helfen. Vielleicht kannst du mir wenigstens erzählen, ob du dich an diese Art Berührung erinnerst oder dass Ben so was gesagt hat? Erinnerst du dich, dass ihr so ein Spiel gespielt habt, kannst du mir erzählen, ob du das wenigstens noch weißt? Oh, das ist gut. Ich wusste doch, dass du es kannst, du bist einfach so ein kluges, braves Mädchen
. Und – keine Ahnung – ich war in einem Alter, in dem sich das, was die Erwachsenen einem sagen oder wobei sie einen bestärken, irgendwann real anfühlt. Und meine Eltern meinten dauernd ganz streng:
Es ist okay, die Wahrheit zu sagen. Es ist okay, die Wahrheit zu sagen
. Also hab ich die Lüge erzählt, die sie für die Wahrheit hielten.«
    Ich dachte an meinen eigenen Therapeuten, an die Sitzungen nach den Ereignissen. Dr. Brooner, der bei unseren Treffen immer blau angezogen war – meine Lieblingsfarbe – und der mich belohnte, wenn ich ihm erzählte, was er hören wollte.
Erzähl mir, wie du Ben mit dem Gewehr gesehen hast, wie er auf deine Mutter geschossen hat. Ich weiß, das ist schwer für dich, Libby, aber wenn du es aussprichst, wenn du es laut aussprichst, dann hilfst du deiner Mom und deinen Schwestern, und dir wird es auch bessergehen. Lass es raus, Libby, lass die Wahrheit einfach raus. Du kannst uns helfen, dafür zu sorgen, dass Ben für das bestraft wird, was er deiner Familie angetan hat
. Dann war ich ein tapferes kleines Mädchen und sah, wie Ben meine Schwester mit der Axt erschlug und wie er meine Mutter erschoss. Und ich bekam das Sandwich, das ich am liebsten mochte, mit Erdnussbutter und Aprikosengelee, das Dr. Brooner immer extra für mich mitbrachte. Ich glaube übrigens, er dachte wirklich, er würde helfen.
    »Die Erwachsenen haben versucht, es Ihnen so angenehm wie möglich zu machen, weil sie nämlich dachten, je mehr man an Sie glaubt, desto leichter wird es für

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