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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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ging zu ihrer Unterwäscheschublade, in der sich ein Dickicht aus Spitze und Seide befand, wühlte eine Weile darin herum, zog schließlich einen Slip und einen BH heraus, beides reichlich mit schwarzer Spitze besetzt, wie sie die Frauen in den Wildwest-Saloons trugen.
    »Bist du sicher, dass wir von demselben Mann sprechen?«, fragte er. »Mein Dad macht, na ja, Reparaturen im Haus, Handwerkerkram. Körperliche Arbeit. Auf den Farmen und so.«
    Diondra sah ihn an und verdrehte die Augen, während sie am Verschluss des BH s herumzerrte, aus dem ihre Brüste an allen Ecken herausquollen – unter den Körbchen, unter den Schnallen, es gab keine Möglichkeit, alles hineinzumogeln. Schließlich gab sie auf und schleuderte den BH quer durchs Zimmer. Sie funkelte Ben wütend an und kämpfte mit ähnlichen Problemen bei ihrem Slip, der sich unter ihrem Bauch wegrollte und in der Pofalte verkroch. Nichts von der sexy Unterwäsche saß mehr richtig. Sie ist dick geworden, dachte Ben zuerst, aber dann korrigierte er sich: Sie ist schwanger.
    »Ist das dein Ernst? Du weißt nicht, dass dein Dad dealt? Erst letzte Woche hat er Trey und mir was verkauft.« Damit schleuderte sie den Slip ebenfalls weg und schlüpfte schmollend in einen hässlichen, einfachen BH und neue Jeans.
    Ben hatte noch nie Drogen gekauft. Zwar rauchte er mit Trey und Diondra – oder wer sonst gerade was dabeihatte – eine Menge Gras und steuerte gelegentlich auch ein paar Dollar bei, aber wenn er sich einen Dealer vorstellte, dann einen Mann mit angeklatschten Haaren und protzigem Schmuck, nicht seinen Dad mit seiner alten Baseballkappe von den Royals und den Cowboystiefeln mit den dicken Absätzen und den Hemden, die immer irgendwie verwelkt aussahen. Nein, doch nicht sein Dad, ganz bestimmt nicht. Außerdem schwammen Dealer doch normalerweise in Geld, oder nicht? Das war bei Bens Dad nun ganz bestimmt nicht der Fall, also war die ganze Unterhaltung unsinnig. Aber selbst wenn Runner ein Dealer wäre und Geld hätte, würde er es Ben unter Garantie nicht geben. Er würde sich über seinen Sohn lustig machen und ihm vielleicht einen Zwanzigdollarschein so vor die Nase halten, dass er nicht drankam – so, wie man in der Schule einem Streber sein Heft wegnahm. Dann würde er mit einem hämischen Lachen das Geld wieder in die Hosentasche stecken. Runner besaß kein Portemonnaie, er trug alles in den Vordertaschen seiner Jeans mit sich herum – war das nicht Beweis genug, dass er kein Cash hatte?
    »Trey!«, rief Diondra in den Korridor, während sie sich ihren neuen Pullover überzog, dessen Muster an ein Geometrie-Experiment erinnerte, die Preisschilder auf den Boden fallen ließ und schließlich aus dem Zimmer trottete. Ben blieb allein zurück und starrte Diondras Rockposter und Astrologieplakate an (Diondra war Skorpion, und das nahm sie sehr ernst), die Kristalle und Bücher über Numerologie. Um den Spiegel herum hingen vertrocknete, staubige Anstecksträußchen von irgendwelchen Bällen, auf denen sie nicht mit Ben gewesen war. Höchstwahrscheinlich stammten die Sträußchen von einem Zwölftklässler namens Gary aus Hiawatha, von dem sogar Trey sagte, er wäre ein Arsch. Trey kannte ihn natürlich.
    Die Sträußchen beunruhigten Ben, mit ihren Falten und Kurven sahen sie aus wie Organe, rosa und lila. Sie erinnerten Ben an die stinkenden Fleischklumpen, die zurzeit in seinem Spind lagen, ein scheußliches Geschenk – Diondra hatte ihm als Überraschung die weiblichen Geschlechtsteile irgendeines Tiers überlassen, weigerte sich aber zu verraten, wo sie herkamen. Zwar machte sie Andeutungen, dass das Zeug von irgendeinem Blutopfer stammte, das sie mit Trey veranstaltet hatte, aber Ben vermutete eher, dass es sich um die Überreste eines Biologieversuchs handelte. Diondra liebte es, ihn zum Ausflippen zu bringen. Als ihre Klasse Ferkel sezierte, brachte sie ihm ein Ringelschwänzchen mit und fand das zum Totlachen. Das war es aber nicht, es war einfach nur eklig. Ben stand auf und ging ins Wohnzimmer.
    »Du jämmerlicher Sack Scheiße«, rief Trey vom Sofa, wo er sich gerade einen Joint angezündet hatte, ohne die Augen vom Fernseher abzuwenden. »Du weißt nicht, was dein Dad macht? Ist ja irre, Alter.« Treys nackter Bauch war fast konkav, aber muskulös, perfekt, leicht gebräunt. Das krasse Gegenteil von Bens weichem, weißem Mäusebauch. Als Kissen hatte Trey das Hemd, das Diondra ihm geschenkt hatte, unter dem Kopf

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