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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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im Gedächtnis geblieben, wie salzig die Luft geschmeckt hatte. Man konnte an einer Haarsträhne lutschen, und gleich lief einem das Wasser im Mund zusammen. Irgendwie würde Runner das Geld schon auftreiben und sich den Rest des Winters in irgendeiner Spelunke am Meer das Bier reinkippen, während sein Sohn ins Gefängnis musste. Sie konnte sich keinen Anwalt für Ben leisten. Der Gedanke ging ihr dauernd im Kopf herum.
    Sie versuchte, Runner zur Tür zu lotsen, aber stattdessen schob er sie immer weiter in die Küche, und sein abgestanden süßlicher Atem ekelte sie so, dass sie sich abwenden musste.
    »Komm schon, Patty, warum zwingst du mich zu betteln? Ich sitze echt in der Klemme, es geht um Leben und Tod. Ich muss hier weg. Du weißt doch, dass ich dich sonst nicht darum bitten würde. Wenn ich das Geld nicht zusammenkratzen kann, bringt man mich heute Nacht womöglich um. Gib mir doch einfach achthundert Dollar.«
    Als sie die Summe hörte, konnte sie sich das Lachen nicht verkneifen. Glaubte dieser Kerl allen Ernstes, dass sie so viel Bargeld herumliegen hatte? Wenn er sich umschaute, musste er doch sehen, wie arm sie waren, die Kinder hemdsärmelig mitten im Winter, der Gefrierschrank mit billigem Fleisch vollgestopft, das längst abgelaufen war? Ihr ganzes Zuhause hatte das Verfallsdatum überschritten.
    »Ich hab wirklich nichts, Runner.«
    Mit starren Augen glotzte er sie an und streckte den Arm über den Türrahmen, damit sie die Küche nicht verlassen konnte.
    »Aber du hast Schmuck, richtig? Den Ring, den ich dir geschenkt habe.«
    »Runner, bitte. Ben steckt in Schwierigkeiten, schlimmen Schwierigkeiten, ich hab jede Menge Probleme am Hals. Komm irgendwann anders wieder, okay?«
    »Was zur Hölle hat Ben gemacht?«
    »Es gab Ärger in der Schule und Ärger in der Stadt, großen Ärger, ich denke, er muss sich einen Anwalt nehmen, und ich brauche alles Geld, das ich habe, für ihn und …«
    »Dann hast du also doch Geld.«
    »Nein, Runner, ich hab kein Geld.«
    »Dann gib mir wenigstens den Ring.«
    »Ich hab ihn nicht.«
    Die Mädchen taten, als würden sie konzentriert fernsehen, aber die lauten Stimmen führten dazu, dass Michelle, die naseweise Michelle, sich nun schließlich doch zu ihnen umdrehte und sie offen anstarrte.
    »Gib mir den Ring, Patty.« Er streckte die Hand aus, als hätte sie den Ring tatsächlich am Finger, den geschmacklosen unechten Verlobungsring. Schon mit siebzehn war ihr klar gewesen, dass er peinlich und wertlos war. Er hatte ihn ihr drei Monate nach seinem Antrag geschenkt. Drei Monate hatte er gebraucht, bis er den Arsch hochgekriegt hatte und zu einem Ramschladen gefahren war, um irgendwelchen billigen Flitter zu erstehen, den er ihr beim dritten Bier überreichte.
Ich liebe dich für immer und ewig, Baby
, hatte er gesagt. Damals hatte sie sofort gewusst, dass er weggehen würde, dass sie sich auf ihn nicht verlassen konnte, dass sie ihn nicht mal sonderlich gerne mochte. Trotzdem war sie noch dreimal von ihm schwanger geworden, weil Runner nicht gerne Kondome benutzte und es ihr zu anstrengend war, ihn damit zu nerven.
    »Runner, erinnerst du dich nicht mehr an diesen Ring? Der wird dir kein Geld einbringen, weil er höchstens zehn Dollar gekostet hat.«
    »Also willst du dich jetzt über den Ring beschweren? Jetzt?«
    »Du kannst mir glauben, dass ich ihn längst versetzt hätte, wenn er etwas wert wäre.«
    Sie standen sich gegenüber, Runner atmete wie ein wütender Esel, und seine Hände zitterten, als er sie auf Pattys Arme legte, sie aber mit demonstrativer Anstrengung gleich wieder zurückzog. Sogar sein Schnurrbart zitterte.
    »Das wird dir mal sehr leidtun, Patty.«
    »Es tut mir jetzt schon leid, Runner. Schon seit langem.«
    Er wandte sich um, so hastig, dass er mit der Jacke die Kakaopackung herunterriss und noch mehr braunes Pulver auf dem Fußboden verteilte. »Tschüs, Mädels, eure Mutter ist … eine SCHLAMPE !« Er trat gegen einen der großen Küchenstühle, der sich überschlug und im Wohnzimmer landete. Alle erstarrten zu Salzsäulen, während Runner in engen Kreisen umherwanderte und Patty sich fragte, ob sie sicherheitshalber zum Waffenschrank laufen oder sich ein Küchenmesser schnappen sollte, aber sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass er einfach gehen würde.
    »Herzlichen Dank, dass du mir so FREUNDLICH deine Hilfe verweigert hast!«, schrie er, stampfte zur Tür und riss sie so heftig auf, dass sie die Wand dahinter eindellte und

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