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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Stück, kam auf die Füße und trottete schließlich den Korridor hinunter.
    Patty und Len sahen einander an, dann zog er die Unterlippe ein und nickte.
    »Es wird eine Zwangsräumung geben.«
    Pattys Magen zog sich zusammen. Aber sie wollte sich nicht setzen, sie wollte vor diesem Mann nicht weinen. »Was können wir dagegen tun?«
    »Ich fürchte,
wir
können gar nichts mehr tun. Ich habe die Gläubiger schon sechs Monate länger hingehalten, als ich es hätte tun dürfen. Ich habe meinen Job aufs Spiel gesetzt, mein Farmmädchen.« Er lächelte sie an, die Hände auf den Knien. Am liebsten hätte sie ihm die Augen ausgekratzt. Aus dem Nebenzimmer hörte man die Matratze quietschen, und Patty wusste, dass Debby auf den Betten der Mädchen hüpfte, von einem zum anderen.
    »Patty, die einzige Möglichkeit, die Räumung noch abzuwenden, ist Geld. Wenn Sie die Farm behalten wollen, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als zu betteln, zu stehlen oder sich etwas zu leihen. Ich sage Ihnen, mit Stolz kommen Sie nicht weiter. Also: Wie wichtig ist die Farm für Sie?« Die Matratze quietschte lauter. Die Eier rebellierten in Pattys Magen. Len lächelte weiter.

Libby Day
    Jetzt
    N icht lange nachdem man meine Mutter in den Kopf geschossen und ihren Körper mit Axthieben fast zweigeteilt hatte, begannen sich die Leute in Kinnakee mit der wichtigen Frage zu beschäftigen, ob sie eine Hure gewesen war. Zuerst war es nur eine Frage, dann wurden Vermutungen daraus, und schließlich entstand ein unzusammenhängendes Faktengeklimper. Auf einmal gab es Leute, die behaupteten, zu nachtschlafender Zeit Autos vor unserem Haus gesichtet zu haben. Andere meinten, meine Mutter hätte die Männer auf die Art angesehen, die für Huren ganz typisch sei. In solchen Fällen bemerkte Vern Evelee immer, dass sie ihre Pflanzmaschine 1983 hätte verkaufen sollen, als wäre das ein Beweis dafür, dass sie sich prostituierte.
    Gebt dem Opfer die Schuld, na klar. Aber die Gerüchte hielten sich hartnäckig: Jeder in der Stadt hatte einen Freund, der einen Cousin hatte, der einen Freund hatte, der meine Mom gevögelt hatte. Jeder konnte ein bisschen etwas beweisen: Man erzählte von einem Leberfleck auf der Innenseite ihres Oberschenkels, von einer Narbe auf der rechten Pobacke. Ich glaube nicht, dass diese Geschichten wahr sind, aber wie bei so vielem anderem aus meiner Kindheit weiß ich es nicht mit Bestimmtheit. An wie viel können Sie sich noch aus der Zeit erinnern, als Sie sieben waren? Auf Fotos wirkt meine Mutter kein bisschen lasziv. Mit ihrem feuerwerksroten Pferdeschwanz war sie ein ausgesprochen hübscher Teenager, ein Mädchen, das den Betrachter an eine nette Nachbarin erinnert oder an eine Babysitterin, die er immer besonders gern mochte. In den Zwanzigern, mit einem, zwei oder vier Kindern, die an ihr hingen, war das Lächeln breiter, aber sie sah aus, als stünde sie dauernd unter Druck, und ihr Körper schien immer in eine andere Richtung zu streben, als wollte sie weg von ihren Kindern. Wahrscheinlich kam sie sich von uns regelrecht belagert vor, schon allein durch unser kollektives Gewicht. Ab dreißig gibt es kaum noch Fotos von ihr. Auf den wenigen, die existieren, lächelt sie brav und irgendwie gehorsam, die Art von Foto-Lächeln, das mit dem Blitzlicht erlischt. Seit Jahren habe ich mir die Fotos nicht mehr angesehen. Früher habe ich die Bilder zwanghaft betatscht, ihre Klamotten studiert, ihren Gesichtsausdruck, den Hintergrund. Ich hielt Ausschau nach Hinweisen: Wessen Hand liegt da auf ihrer Schulter? Wo ist sie? Aus welchem Anlass? Aber noch als Teenager habe ich die Fotos dann mit all den anderen Sachen weggepackt.
    Jetzt stand ich vor den Schachteln, die unter meiner Treppe schlummerten, schaute sie zaghaft an und bereitete mich darauf vor, meiner Familie wieder näher zu kommen. Ich hatte zwar Michelles Briefchen zum Kill Club mitgebracht, aber weil ich mich nicht überwinden konnte, die Schachteln tatsächlich zu öffnen, hatte ich einfach in eine Kartonecke gegriffen, wo das Klebeband lose war, und das Erste, was ich erwischte, war Michelles Zettel gewesen, ein jämmerliches Glücksspiel. Wenn ich Ernst machen wollte mit diesem Projekt, wenn ich nach all den Jahren, in denen ich genau das sorgfältig vermieden hatte, wirklich wieder an jene Nacht denken wollte, musste ich in der Lage sein, mir alltägliche Haushaltsdinge anzuschauen, ohne in Panik auszubrechen: unseren alten metallenen Schneebesen, der sich anhörte

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