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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Du kriegst nur eine einzige Chance, durch den Metalldetektor zu kommen. Es ist nicht wie auf dem Flughafen, es gibt keinen Abtaster. Deshalb solltest du alles, was aus Metall ist, gleich im Auto lassen. Übrigens äh, auch, äh, bei Frauen, äh, ich glaube, die heißen Bügel. In den
BH s. Die können Probleme machen.
    Na gut. Ich stopfte den BH ins Handschuhfach und entließ meine Brüste in die Freiheit.
    Im Innern des Gefängnisses waren die Wachen ausgesprochen höflich, als hätten sie jede Menge Benimmvideos ansehen müssen: ja, Ma’am, bitte hier entlang, Ma’am. Der Blickkontakt war flach, mein Bild sprang direkt zurück zu mir, als wäre es eine heiße Kartoffel. Durchsuchungen, Fragen, ja, Ma’am, jede Menge Warterei. Türen öffneten und schlossen sich wieder, öffneten und schlossen sich, und ich durchquerte eine nach der anderen, in wechselnden Größen wie in einem Metall-Wunderland. Überall stank der Boden nach Desinfektionsmittel, die Luft roch fleischig und feucht. Bestimmt befand sich in der Nähe ein Speisesaal. Auf einmal überkam mich eine Welle übelkeitserregender Nostalgie, und ich stellte mir die Day-Kids und unsere bezuschussten Schulmahlzeiten vor: vollbusige aufgeregte Frauen, die
Gratislunch!
in Richtung Kasse brüllten, wenn wir uns mit einem Klacks Eintopf Stroganoff und Milch in Zimmertemperatur näherten.
    Ben hatte ein gutes Timing gehabt, dachte ich: Die Todesstrafe, die in Kansas kam und ging, war zur Zeit der Morde gerade ausgesetzt gewesen (ich stockte bei meiner verstörenden neuen Formulierung – statt »als Ben alle umgebracht hat«, hieß es bei mir jetzt »zur Zeit der Morde«). So bekam er eine lebenslängliche Gefängnisstrafe. Wenigstens war er nicht durch meine Schuld getötet worden. Jetzt stand ich vor der glatten Tür aus U-Boot-Metall, die in den Besuchsraum führte, und wartete. »Man muss es nur tun, weiter nichts, man muss es nur tun, weiter nichts.« Dianes Mantra. Ich musste aufhören, an meine Familie zu denken. Der Wärter, ein steifer blonder Mann, der mich begleitete und zum Glück nicht mit irgendwelchem Smalltalk belästigte, machte eine »Nach-Ihnen«-Geste.
    Ich schob die Tür auf und ging langsam hinein. Vor mir befanden sich fünf Kabinen in einer Reihe, eine besetzt von einer stämmigen Indianerfrau, die mit ihrem Knastsohn sprach. Die schwarzen Haare hingen ihr pfeilgerade über den Rücken, irgendwie gewalttätig, während sie sich dumpf mit dem jungen Typen unterhielt, der ruckartig nickte, den Hörer dicht am Ohr, die Augen niedergeschlagen.
    Ich setzte mich zwei Kabinen weiter und machte es mir gerade bequem, als Ben durch die Tür kam, wie eine Katze, die endlich ins Freie darf. Er war klein, vielleicht eins siebzig, und seine Haare hatten die Farbe von dunklem Rost. Er trug sie schulterlang, hinter die Ohren gestrichen wie ein Mädchen. Mit seiner Nickelbrille und dem orangefarbenen Overall sah er aus wie ein intellektueller Mechaniker. Der Raum war klein, und so war mein Bruder mit drei Schritten bei mir, die ganze Zeit leise lächelnd. Strahlend. Er setzte sich, legte eine Hand ans Glas und gab mir mit einem Nicken zu verstehen, ich sollte das Gleiche tun. Aber ich brachte es nicht fertig, ich konnte meine Handfläche nicht an seine drücken, die feucht am Glas klebte wie ein Schinken. Stattdessen lächelte ich ihn verschwommen an und nahm das Telefon.
    Auf der anderen Seite ergriff auch er den Hörer, räusperte sich, schlug die Augen nieder, setzte an, etwas zu sagen, unterbrach sich sofort. Fast eine Minute sah ich nur seinen Oberkopf. Als er aufblickte, weinte er, zwei Tränen, die aus seinen Augen quollen und über sein Gesicht rannen. Er wischte sie mit dem Handrücken weg und lächelte wieder, aber seine Lippen zitterten.
    »Gott, du siehst aus wie Mom«, stieß er dann abrupt hervor, hustete und wischte noch ein paar Tränen weg. »Das wusste ich nicht.« Seine Augen flackerten zwischen meinem Gesicht und seinen Händen hin und her. »O Gott, Libby. Wie geht es dir?«
    Ich räusperte mich und antwortete: »Ganz okay, glaube ich. Ich dachte nur, es wäre Zeit, dass ich dich mal besuche.«
Ich sehe Mom tatsächlich ein bisschen ähnlich
, dachte ich.
Das stimmt
. Und dann dachte ich,
mein großer Bruder
, und fühlte den gleichen Stolz in meiner Brust wie als kleines Mädchen. Er sah so sehr aus wie früher, blasses Gesicht, Day-Stupsnase. Er war seit den Morden nicht viel größer geworden. Als hätten wir beide in jener

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