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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Toilette voller Scheiße überrascht wurden. Weil ihr Mädchen immer so gekreischt habt. Ich kann nicht glauben, dass du das nicht mehr weißt. Es war so blöd, es hat mich wahnsinnig gemacht. Ich war schon sauer, weil ich das gleiche Badezimmer benutzen musste wie ihr, ich war sauer, weil ich in einem Haus wohnte, in dem es nur eine Toilette gab, die nicht mal richtig funktionierte, ich war sauer wegen dem Häschen. Dieses Häschen«, wiederholte er und stieß wieder das unterdrückte Lachen hervor. »Ich fand dieses Häschen irgendwie demütigend. Als würde es mich entmannen, ich nahm das sehr persönlich. Als hätte Mom ein Auto oder ein Gewehr für mich finden sollen, irgendwas Männliches, was ich anstelle des Häschens hätte benutzen können. Himmel, was hab ich mich deswegen aufgeregt. Ich stand neben der Toilette und dachte: ›Ich werde dieses Häschen nicht auf den Klodeckel stellen‹, und im Weggehen bekam ich dann Skrupel: ›Verdammt, ich muss das Häschen hinstellen, sonst kommt eine von denen rein, und es gibt ein Mordsgeschrei! Ihr Mädels wart echte Schreihälse, so ein hohes, schrilles
Iiiiiiaaaahh!
 –, das halte ich nicht aus, na gut, stelle ich das verdammte Häschen eben auf das verkackte Klo!‹« Wieder lachte er, aber die Erinnerung forderte ihren Tribut, sein Gesicht war erhitzt, und er schwitzte auf der Nase. »An solches Zeug denkt man hier drin. Lauter sonderbarer Kram.«
    Ich suchte mein Gedächtnis nach dem Häschen ab, versuchte, mir das Badezimmer samt Inhalt vorzustellen, aber ich bekam es nicht zu packen, nur eine Handvoll Wasser.
    »Entschuldige, Libby, das ist eine seltsame Erinnerung, mit der ich dich da grade zugelabert habe.«
    Ich legte eine Fingerspitze ganz unten an das Glasfenster und sagte: »Schon gut.«
     
    Eine Weile saßen wir schweigend da und taten so, als lauschten wir irgendwelchen Geräuschen, die nicht da waren. Wir hatten gerade erst angefangen, aber die Besuchszeit war schon fast abgelaufen. »Ben, kann ich dich was fragen?«
    »Ich denke schon.« Sein Gesicht wurde ausdruckslos, er machte sich auf alles gefasst.
    »Möchtest du nicht hier raus?«
    »Na klar.«
    »Warum gibst du der Polizei dann nicht dein Alibi für die Nacht damals? Du hast doch garantiert nicht in einer Scheune übernachtet.«
    »Ich hab kein gutes Alibi, Libby. Leider. So was kommt vor.«
    »Es waren nämlich annähernd zwanzig Grad minus draußen. Ich erinnere mich noch gut daran.« Unter dem Tisch rieb ich meinen halben Finger und wackelte mit den restlichen beiden Zehen an meinem rechten Fuß.
    »Ich weiß, ich weiß. Du kannst dir nicht vorstellen …« Er unterbrach sich und wandte das Gesicht ab. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Wochen,
Jahre
ich mir hier drin gewünscht habe, ich hätte alles anders gemacht. Mom und Michelle und Debby wären vielleicht noch am Leben, wenn ich einfach … wenn ich ein Mann gewesen wäre. Kein blöder Pubertierender. Der sich in einer Scheune versteckt, weil er wütend ist auf Mommy.« Eine Träne fiel auf das Telefon, ich konnte sie hören,
pling!
»Es ist okay, dass ich für diese Nacht bestraft werde … ich fühle es … es ist okay.«
    »Aber das verstehe ich nicht. Warum warst du so … so unkooperativ bei der Polizei?«
    Ben zuckte die Achseln, und wieder verwandelte sich sein Gesicht in eine Totenmaske.
    »O Gott. Ich war … ich war einfach ein total verunsicherter Junge. Ich meine, ich war fünfzehn, Libby. Fünfzehn. Ich wusste nicht, wie man ein Mann ist. Ich meine, Runner war wirklich keine Hilfe. Ich war ein Junge, auf den keiner achtete, weder im Guten noch im Schlechten, und dann behandelten die Leute mich plötzlich, als würde ich ihnen Angst machen. Ich meine, auf einmal war ich ein richtiger Kerl.«
    »Ein Kerl, dem man vorwarf, seine Familie ermordet zu haben.«
    »Wenn du mich bescheuert findest, Libby, bitteschön, kannst du ruhig. Für mich war das nämlich ganz einfach: Ich habe gesagt, ich war es nicht, ich wusste ja, dass ich es nicht getan hatte, und ich habe die Sache einfach nicht so ernst genommen, wie es nötig gewesen wäre. Keine Ahnung, vielleicht war das ein Abwehrmechanismus. Wenn ich so reagiert hätte, wie alle es von mir erwarteten, wäre ich wahrscheinlich jetzt nicht hier. Nachts habe ich in mein Kissen geheult, aber wenn jemand mich sehen konnte, habe ich den großen Zampano markiert. Total beschissen, ich weiß, das kannst du mir glauben. Aber man sollte nie einen Fünfzehnjährigen in

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