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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Diane, eingetragen mit einem lila Marker in meiner runden Kinderschrift.
    Welchen Ton sollte ich anschlagen? Welche Erklärung gab es für meinen Anruf? Zum Teil wollte ich einfach nur hören, wie sie ins Telefon keuchte, wollte mir ihre Footballtrainer-Stimme ins Ohr dröhnen lassen:
Na, warum rufst du denn erst jetzt zurück?
Zum Teil wollte ich aber auch wissen, was sie eigentlich über Ben dachte. In meiner Gegenwart hatte sie nie schlecht über ihn gesprochen, sie war immer sehr vorsichtig gewesen, wie sie mit mir über ihn redete – noch etwas, wofür ich ihr rückblickend dankbar bin.
    Ich wählte die Nummer, während sich meine Schultern wie von allein zu den Ohren hochzogen, und hielt den Atem an, was mir allerdings erst beim dritten Klingeln auffiel, als nämlich der Anrufbeantworter losging und ich plötzlich ausatmete.
    Es war Valeries Stimme auf der Maschine, die mich bat, eine Nachricht für Diane zu hinterlassen.
    »Hi, äh, hi, Leute. Hier ist Libby. Ich wollte mich einfach mal melden und euch wissen lassen, dass ich noch am Leben bin und so.« Ich legte auf. Und wählte noch mal. »Bitte ignoriert die Nachricht von vorhin. Hier ist Libby. Ich rufe an, um mich zu entschuldigen für … na ja, für eine Menge Dinge. Und ich möchte gerne …« Für den Fall, dass jemand zuhörte, redete ich noch eine Weile, hinterließ meine Nummer, legte dann auf und saß eine Weile regungslos auf dem Bettrand, sprungbereit zum Aufstehen, ohne einen Grund dafür zu haben.
    Schließlich gab ich mir einen Ruck. Am heutigen Tag hatte ich mehr erledigt als im ganzen vergangenen Jahr. Solange ich das Telefon schon mal in der Hand hatte, rief ich gleich noch Lyle an, hoffte auf die Voicemail, kriegte aber wie gewohnt ihn selbst. Ehe er mich nerven konnte, erzählte ich ihm, dass das Treffen mit Ben gut gelaufen war und dass ich mir gerne anhören würde, wen er – Lyle – für den Mörder hielt. Das alles sagte ich in einem sehr präzisen Ton, als verteilte ich die Information mit einem Messlöffel.
    »Ich wusste, du würdest ihn mögen, ich wusste, du würdest umschwenken«, krähte er, und wieder machte ich mir eine Freude, indem ich nicht sofort auflegte.
    »Das habe ich nicht gesagt, Lyle. Ich meinte nur, ich bin bereit für ein weiteres Treffen, wenn du möchtest.«
    Wir verabredeten uns wieder im Tim Clark’s Grille, wo das Fett die Luft vernebelte. Eine andere alte Kellnerin – vielleicht war es auch die gleiche, nur diesmal mit einer roten Perücke – flitzte auf dicksohligen Turnschuhen herum, so dass ihr Minirock, mit dem sie aussah wie ein alter Tennisprofi, nur so flatterte. Eine Truppe hipper junger Typen saßen an einem Tisch, sie reichten Porno-Spielkarten im Siebziger-Jahre-Stil herum und lachten über die dichte Schambehaarung der Frauen. Lyle saß verkniffen am Tisch daneben, den Stuhl ungeschickt weggedreht. Ich setzte mich zu ihm und goss mir aus seinem Krug ein Bier ein.
    »Also, war er so, wie du es erwartet hast? Was hat er gesagt?«, begann Lyle sofort, wie üblich mit dem Bein hibbelnd.
    Ich erzählte es ihm, nur den Teil mit dem Porzellanhäschen ließ ich aus.
    »Aber verstehst du jetzt auch, was Magda gemeint hat – das mit der Hoffnung?«
    Ich verstand es. »Ich glaube, er hat seinen Frieden mit dem Urteil gemacht«, sagte ich. Eine Erkenntnis, an der ich ihn nur teilhaben ließ, weil er mir dreihundert Dollar gegeben hatte und ich mehr wollte. »Er meinte, das sei seine Buße, weil er nicht da gewesen sei, um uns zu beschützen oder so. Ich weiß nicht. Ich dachte, wenn ich ihm von meiner Aussage erzähle, wenn ich ihm sage, dass ich irgendwie … na ja, irgendwie übertrieben habe, würde er sich sofort darauf stürzen, aber … nichts dergleichen.«
    »Juristisch ist es vielleicht nicht so hilfreich nach der ganzen langen Zeit«, sagte Lyle. »Aber Magda sagt, wenn du Ben helfen willst, sollten wir noch mehr Beweismaterial zusammentragen, und wenn wir auf Habeas Corpus plädieren, kannst du deine Aussage widerrufen – das haut dann noch mehr rein. Eine Menge Leute haben durch den Fall ganz groß Karriere gemacht.«
    »Magda scheint sich ja gut auszukennen.«
    »Sie leitet eine Gruppe, die sich
Free Day Society
nennt – sie kämpfen für Bens Befreiung aus dem Gefängnis. Ich geh manchmal auch hin, aber es scheint mir eher was für, äh, Fans zu sein. Für Frauen.«
    »Hast du je was davon gehört, dass Ben mal eine ernsthafte Freundin hatte? Heißt eine von den

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