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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Neunzigern, als man das irgendwie aufregend fand und die Frauen dumm genug waren, es für sexy zu halten, wenn man herumstand und so tat, als wäre man heiß auf Frauen, weil die Männer es heiß fanden, wenn eine Frau heiß auf Frauen war. Allerdings war, soweit ich mich erinnerte, kein dermaßen abgehalftertes Etablissement dabei gewesen. Mike’s war klein und trübe, Wände und Boden schienen mit einer extra Wachsschicht überzogen, und auf einer niedrigen Bühne tanzte ein Mädchen ohne die geringste Anmut. Genau genommen trat sie auf der Stelle, ihr Bauch quoll über einen String, der zwei Größen zu klein war, und die Nippelaufsätze waberten über nach außen strebenden Brustwarzen wie Schielaugen. Alle paar Takte wandte sie den Männern den Rücken zu, beugte sich vor und schaute durch die gespreizten Beine nach hinten, wobei ihr Gesicht im Handumdrehen knallrot anlief, weil ihr das Blut in den Kopf schoss. Als Antwort grunzten oder nickten die Männer – es waren nur drei da, alle in Flanell, an separaten Tischen über ihr Bier gebeugt. Ein wuchtiger Rausschmeißer studierte sich gelangweilt im Wandspiegel. Wir setzten uns zu dritt nebeneinander an die Bar, ich in der Mitte. Lyle hatte die Arme vor der Brust verschränkt, die Hände in den Achselhöhlen, und gab sich alle Mühe, nichts anzufassen und auszusehen, als schaute er der Tänzerin zu, ohne sie anschauen zu müssen. Ich wandte der Bühne den Rücken zu und rümpfte die Nase.
    »Ja, ja, ich weiß«, sagte Krissi. »Ein grässliches Loch. Getränke gehen auf Ihre Rechnung, ja? Ich hab nämlich kein Cash.« Ehe ich auch nur nicken konnte, bestellte sie sich einen Wodka Cranberry, und ich machte es ihr einfach nach. Lyle musste seinen Ausweis vorzeigen und hampelte dabei herum, als imitierte er irgendwen, seine Stimme wurde noch quäkiger, und ein sonderbares Lächeln umspielte seine Lippen. Allerdings nahm er keinen Blickkontakt mit mir auf und gab mir auch sonst keinen Hinweis, dass es sich um einen Schauspielversuch handeln könnte. Als ihn auch der Barkeeper verständnislos anstarrte, erklärte er schließlich:
The Graduate. Haben Sie den nicht gesehen?
Aber der Mann wandte sich wortlos ab.
    Ich ebenfalls.
    »Also, was wollen Sie denn nun wissen?«, fragte Krissi mit einem Lächeln und beugte sich zu mir. Ich überlegte, ob ich ihr sagen sollte, wer ich war, aber das schien sie so wenig zu interessieren, dass ich beschloss, mir nicht die Mühe zu machen. Offensichtlich ging es ihr hauptsächlich um das gesellige Beisammensein. Mir fiel es schwer, den Blick von ihren Brüsten abzuwenden, die noch größer waren als meine, eng verpackt und so gut geschnürt, dass sie genau rechtwinklig abstanden. Unwillkürlich stellte ich sie mir vor, glänzend und rund wie Hühnchen in Zellophan.
    »Gefallen sie Ihnen?«, zirpte Krissi und ließ ihren Busen hüpfen. »Sind noch fast neu. Na ja, inzwischen hab ich sie bald ein Jahr, vielleicht sollte ich eine Geburtstagsparty für sie veranstalten. Nicht dass sie mir hier viel geholfen hätten. Mike bescheißt mich mit den Schichten. Aber das ist okay, ich wollte schon immer größere Titten, und jetzt hab ich sie. Wenn ich nur das hier loskriegen würde, das wäre echt mal nötig.« Dabei kniff sie unsanft in ein Speckröllchen, das kaum diesen Namen verdiente. Direkt darunter kam die weiße Narbe eines Kaiserschnitts zum Vorschein.
    »Also, Ben Day«, fuhr sie fort. »Dieser rothaarige Mistkerl. Der hat mein Leben echt versaut.«
    »Dann behaupten Sie also immer noch, dass Sie von ihm belästigt worden sind?«, hakte Lyle nach und lugte hinter mir hervor wie ein Eichhörnchen.
    Ich drehte mich um und funkelte ihn wütend an, aber Krissi ließ sich von der vorwitzigen Bemerkung nicht weiter stören. Das Desinteresse der Drogen. Sie nahm Lyle kaum zur Kenntnis und redete weiterhin nur mit mir.
    »Ja. Ja. Alles Teil von diesem Satansding. Ich denke, er hätte mich geopfert, wenn sie ihn nicht vorher erwischt hätten wegen – na ja, wegen dem, was er mit seiner Familie gemacht hat.«
    Aus irgendeinem Grund wollten viele Leute ein eigenes Stückchen von den Morden abhaben. Genau wie jeder Einwohner von Kinnakee jemanden kannte, der meine Mutter angeblich gevögelt hatte, so hatten auch alle eine bedrohliche Begegnung mit meinem Bruder Ben gehabt. Er hatte sie bedroht, ihren Hund getreten, sie auf der Straße total böse angeschaut. Jemand hatte gesehen, wie Ben anfing zu bluten, als er ein Weihnachtslied hörte.

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