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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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mich zusammenreißen konnte, runzelte ich die Stirn und schaute zum Truckerpark hinüber.
    »Das?«, meinte Krissi in einem Pseudo-Flüsterton. »Da hab ich mir nur eine Kleinigkeit für heute Abend besorgt. Ich hab doch nicht … o Gott. Manche Mädchen machen das, aber ich doch nicht. Es gibt da so eine arme Kleine, grade mal sechzehn. Die arbeitet dort mit ihrer Mutter. Ich kümmere mich ein bisschen um sie. Colleen heißt sie. Immer wieder bin ich kurz davor, die Fürsorge zu alarmieren. Aber wen müsste ich für so was überhaupt anrufen?«, fragte Krissi etwa so besorgt, als suchte sie einen neuen Frauenarzt.
    »Können Sie uns die Adresse Ihres Vaters geben?«, fragte Lyle.
    Jetzt stand Krissi auf, ungefähr zwanzig Minuten später, als ich an ihrer Stelle aufgestanden wäre. »Ich hab doch gesagt, dass wir keinen Kontakt mehr haben«, sagte sie.
    Lyle setzte an, um noch etwas zu sagen, aber ich drehte mich schnell zu ihm um, stieß den Finger gegen seine Brust und formte mit den Lippen: Halt die Klappe! Wieder machte er den Mund auf, schloss ihn wieder, sah zu der Frau auf der Bühne, die jetzt so tat, als fickte sie den Boden, und ging zur Tür.
    Aber es war zu spät, denn Krissi behauptete, sie müsste dringend weg, zu einer Verabredung. Während ich beim Barkeeper die Rechnung beglich, fragte sie mich noch, ob ich ihr zwanzig Dollar leihen könnte.
    »Ich will Colleen nämlich ein Abendessen spendieren«, log sie dreist und erhöhte auf fünfzig. »Ich hab meinen Gehaltsscheck noch nicht eingelöst. Ich zahle natürlich alles zurück.« Mit großer Geste holte sie ein Blatt Papier und einen Stift, ließ mich meine Adresse aufschreiben und beteuerte dabei immer wieder, dass sie mir das Geld umgehend zurückzahlen würde.
    Im Kopf setzte ich die Summe auf Lyles Rechnung, schob Krissi die Scheine zu, und sie zählte vor meiner Nase nach, als hätte ich vor, sie übers Ohr zu hauen. Dann öffnete sie das große Maul ihrer Handtasche, und eine Lerntasse für ein Kind rollte auf den Boden.
    »Lassen Sie sie ruhig liegen«, winkte sie ab, als ich mich bückte, um die Tasse aufzuheben, und ich bemühte mich nicht weiter.
    Dann nahm ich den fettigen Zettel und schrieb meine Adresse und meinen Namen darauf. Libby Day. Mein Name ist Libby Day, du verlogene Nutte.

Patty Day
    2 . Januar 1985
13 Uhr  50
    P atty fragte sich, wie viele Stunden sie und Diane damit verbracht hatten, zusammen im Auto durch die Gegend zu zuckeln – tausend vielleicht? Zweitausend? Vielleicht insgesamt zwei Jahre, wenn man alles zusammenzählte, wie das Matratzengeschäfte gerne in der Werbung machten: Wenn Sie schon ein Drittel Ihres Lebens verschlafen, warum dann nicht auf einer ComfortCush? Angeblich stand man acht Jahre Schlange. Pinkelte sechs Jahre. So gesehen, war das Leben doch echt trostlos. Zwei Jahre würde sie im Wartezimmer beim Arzt herumsitzen, aber nur insgesamt drei Stunden beobachten, wie Debby sich am Frühstückstisch schieflachte, bis ihr die Milch übers Kinn lief. Zwei Wochen würde sie glitschige Pfannkuchen essen, die ihre Mädchen für sie gemacht hatten und die in der Mitte noch teigig und sauer schmeckten. Nur eine einzige Stunde würde sie staunend zusehen, wie Ben sich die Baseballkappe mit einer Geste in den Nacken schob, die ein genaues Spiegelbild seines Großvaters war. Dabei war sein Großvater schon gestorben, als Ben noch ein Baby war. Aber volle sechs
Jahre
würde sie mit dem Ausmisten der Ställe verbringen und drei Jahre damit, den Anrufen von Geldeintreibern auszuweichen. Vielleicht ungefähr einen Monat mit Sex, davon vielleicht einen Tag mit richtig gutem. Mit drei Männern hatte sie in ihrem Leben geschlafen. Ihr sanfter Highschool-Freund. Dann Runner, der Großkotz, der sie dem sanften Highschool-Freund ausgespannt und sie schließlich mit vier (wundervollen) Kindern sitzengelassen hatte. Und der Kerl, mit dem sie ein paar Monate zusammen gewesen war, nachdem Runner weg war. Dreimal hatten sie miteinander geschlafen, als die Kinder zu Hause waren, und es war immer irgendwie peinlich ausgegangen. Ben, der damals elf Jahre alt gewesen war, hatte sich mürrisch und besitzergreifend in der Küche aufgebaut und seine Mutter und ihren Freund mit grimmigem Blick gemustert, wenn sie morgens aus dem Schlafzimmer kamen. Patty hatte sich immer extrem unwohl gefühlt mit dem Geruch von Sperma an sich, der ihr so krass und unangebracht erschien, wenn ihre Kinder im Pyjama um sie herumwuselten. Eigentlich

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