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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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wir dann zur Tagschicht wiederkommen?«, fragte Lyle.
    »Hmmm. Ihr könntet auch einfach hier warten«, antwortete sie mit Babystimme. »Sie müsste eigentlich bald fertig sein«, fügte sie mit einer Handbewegung zu den Trucks hinzu. »Aber ich muss mich jetzt mal für die Arbeit fertigmachen, danke für die Zigarette.«
    Damit schob sie erneut die Schultern vor, trottete auf das dunkle Gebäude in der Mitte zu und verschwand in seinem Innern.
    »Ich glaube, wir sollten gehen, das klingt nach einer Sackgasse«, meinte Lyle. Ich wollte ihn gerade anfahren, weil er mir hier einfach schlappmachte, und ihm sagen, er könnte ruhig im Auto warten, als wieder ein Schatten aus einem Truck ganz hinten kletterte und auf den Parkplatz zukam. Alle Frauen hier bewegten sich, als müssten sie gegen einen fürchterlichen Gegenwind ankämpfen. Mir drehte sich der Magen um, wenn ich mir nur vorstellte, ich würde hier oder in einer ähnlichen Umgebung allein und verlassen festsitzen. Was für eine Frau ohne Familie, ohne Geld und ohne Ausbildung gar nicht so unwahrscheinlich war. Eine Frau mit einem gewissen ungesunden Pragmatismus. Ich machte die Beine breit für nette Männer, die mich dafür ein paar Monate aushielten. Ich hatte es schon getan und deswegen nie ein schlechtes Gewissen gehabt, was also bewahrte mich davor, dass ich hier landete? Eine Sekunde schnürte sich mir die Kehle zu, aber dann fiel mir ein, dass ich jetzt ja eine andere Geldquelle aufgetan hatte.
    Die Gestalt war nur ein Schatten: Ein Heiligenschein kaputter Haare, der leicht abstehende Saum kurzer Shorts, eine übergroße Handtasche und kräftige, muskulöse Beine. Schließlich trat die Frau aus der Dunkelheit heraus und entblößte ein gebräuntes Gesicht mit eng beieinander stehenden Augen. Nett, aber ein bisschen hinterhältig. Lyle knuffte mich und starrte mich fragend an, ob ich die Frau erkannte. Das war nicht der Fall, aber ich winkte ihr kurz zu, nur für den Fall des Falles. Als sie daraufhin ruckartig stehen blieb, fragte ich sie, ob sie Krissi Cates sei.
    »Ja, bin ich«, antwortete sie, und ihr Fuchsgesicht nahm einen erstaunlich interessierten Ausdruck an, geradezu hilfsbereit und irgendwie optimistisch. Ein seltsamer Ausdruck, wenn man bedachte, woher sie gerade kam.
    »Ich hatte gehofft, ich könnte mich vielleicht mit Ihnen unterhalten.«
    »Okay«, antwortete sie achselzuckend. »Worüber denn?« Sie konnte mich nicht einordnen: kein Cop, keine Sozialarbeiterin, keine Stripperin. Keine Lehrerin aus der Schule ihrer Kinder – vorausgesetzt, sie hatte welche. Da Lyle sie abwechselnd anglotzte oder uns halb den Rücken zuwandte, würdigte sie ihn kaum eines Blickes. »Über die Arbeit hier? Sind Sie Reporterin?«
    »Nein, ehrlich gesagt, es geht um Ben Day.«
    »Oh. Okay. Wir können zu Mike’s reingehen, dann könnten Sie mir ja vielleicht einen Drink spendieren?«
    »Sind Sie verheiratet? Heißen Sie noch Cates?«, blökte Lyle plötzlich dazwischen.
    Krissi musterte ihn stirnrunzelnd und schaute dann fragend zu mir. Ich verdrehte vielsagend die Augen und verzog das Gesicht – eine nonverbale Frauen-Kommunikation, die bedeutet, dass ihr der Mann in ihrer Begleitung peinlich ist. »Ich war mal verheiratet«, antwortete sie. »Mein Nachname ist jetzt Quanto. Ich bin einfach zu faul, ihn wieder zu ändern. Sie können sich gar nicht vorstellen, was für ein Aufwand das ist.«
    Ich lächelte, als wüsste ich Bescheid, und auf einmal folgte ich ihr über den Parkplatz, versuchte, der riesigen Ledertasche auszuweichen, die auf ihrer Hüfte hüpfte, und gleichzeitig Lyle einen strengen Blick zuzuwerfen, damit er sich zusammenriss. Kurz bevor wir an der Tür waren, drückte Krissi sich kurz seitlich an die Mauer, murmelte:
Bin gleich so weit
und schniefte irgendetwas aus einem Folienpäckchen, das sie aus ihrer Gesäßtasche angelte. Dann wandte sie mir den Rücken zu und machte ein gurgelndes Geräusch, das garantiert wehtat.
    Aber dann drehte sie sich mit einem breiten Lächeln wieder zu mir um. »Whatever gets you through the night …«, trällerte sie, wedelte mit der Folie, schien aber schon nach dem halben Refrain die Melodie des Songs vergessen zu haben. Sie putzte sich die Nase, die so klein und kompakt war, dass sie mich an den ausgestülpten Bauchnabel einer Schwangeren erinnerte. »Mike rastet aus, wenn’s um dieses Zeug geht«, erklärte sie noch und schubste die Tür auf.
    Ich war schon in Stripclubs gewesen – in den

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