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Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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musste ich ihm einen blasen, und er hat Oralsex mit mir gemacht und von mir verlangt, dass ich Satan die Treue schwöre. Ich hatte solche Angst. Wissen Sie, er hat immer gesagt, er tut meinen Eltern was an, wenn ich irgendwem was verrate.«
    »Wie hat er Sie denn in die Kammer gelockt?«, fragte Lyle. »Wenn doch Schule war?«
    Krissi zog den Hals ein und sah mich an, die gleiche Wuthaltung, die ich einnahm, wenn jemand meine Aussage gegen Ben in Zweifel zog.
    »Na, was schon, er hat mir gedroht. Da drin hatte er einen Altar versteckt, den hat er dann rausgeholt, ein umgekehrtes Kreuz. Ich glaube, es waren auch ein paar tote Tiere da, die er umgebracht hatte. So eine Opfergeschichte eben. Deshalb denke ich auch, dass er vorhatte, mich zu töten. Stattdessen hat er dann seine Familie ermordet. Ich hab gehört, dass die ganze Familie mit drinsteckte, dass die alle den Teufel angebetet haben und so.« Sie leckte die Chipskrümel von ihren dicken Plastiknägeln.
    »Das bezweifle ich«, murmelte ich.
    »Na ja, was wissen Sie denn schon?«, fauchte Krissi. »Ich hab das alles durchgemacht, klar?«
    Ich wartete immer noch darauf, dass ihr endlich dämmerte, wer ich war, dass sie mein Gesicht – das dem von Ben ja ziemlich ähnlich sah – mit ihren Erinnerungen verglich, die breite Stirn und den roten Haaransatz bemerkte.
    »Wie oft hat Ben Sie denn belästigt?«
    »Oft. Unzählige Male.« Sie nickte düster.
    »Wie hat Ihr Dad denn reagiert, als Sie ihm erzählt haben, was Ben mit Ihnen gemacht hat?«, fragte Lyle.
    »O mein Gott, er ist total ausgeflippt, ich war ja sein Augapfel. An dem Tag, an dem auch die Morde passiert sind, ist er in der Stadt rumgefahren und hat Ben überall gesucht. Ich denke immer, wenn er Ben gefunden hätte, hätte er ihn bestimmt umgebracht, und dann wäre Bens Familie noch am Leben. Ist das nicht traurig?«
    Mein Magen zog sich zusammen, und dann flammte die Wut wieder in mir auf.
    »Bens Familie – diese üblen Teufelsanbeter?«
    »Na ja, vielleicht hab ich da ja ein bisschen übertrieben.« Krissi legte den Kopf schief, wie Erwachsene es machen, wenn sie ein Kind zu beschwichtigen versuchen. »Bestimmt waren sie im Grunde gute Christenmenschen. Denken Sie doch bloß mal, was passiert wäre, wenn mein Dad Ben an dem Tag gefunden hätte …«
    Und was wäre passiert, wenn dein Dad statt Ben meine Familie gefunden hätte? Und dazu noch ein Gewehr und eine Axt? Wenn er uns alle ausgerottet hätte?
    »Ist Ihr Dad an dem Abend nach Hause gekommen?«, fragte Lyle. »Haben Sie ihn nach Mitternacht noch gesehen?«
    Wieder zog Krissi das Kinn ein, faltete den Hals und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ich meine«, ergänzte ich Lyles Bemerkung in etwas versöhnlicherem Ton, »woher wissen Sie, dass er nie Kontakt mit Bens Familie aufgenommen hat?«
    »Das weiß ich, weil ich sicher bin, dass er denen andernfalls bestimmt was angetan hätte. Ich meine, ich war sein Ein und Alles. Was mir passiert ist, hat ihn fast umgebracht. Davon hat er sich nie wieder erholt.«
    »Wohnt er hier in der Nähe?« Mit seiner laserscharfen Fragerei brachte Lyle sie zunehmend auf die Palme.
    »Ach, wir haben den Kontakt verloren«, sagte sie und schaute sich dabei schon in der Bar nach der nächsten Nummer um. »Ich glaube, das war alles einfach zu viel für ihn.«
    »Ihre Familie hat die Schule angezeigt, richtig?«, sagte Lyle, beugte sich über den Tresen und wurde allmählich richtig gierig. Ich verschob meinen Stuhl so, dass ich ihn ein bisschen abschirmte, und hoffte, dass er kapierte.
    »Himmel, ja. Denen musste doch mal der Prozess gemacht werden, wenn sie so jemanden für sich arbeiten lassen, der direkt unter ihrer Nase ein kleines Mädchen belästigt. Ich kam ja aus einer richtig guten Familie …«
    Aber Lyle unterbrach sie gnadenlos. »Macht es Ihnen was aus, wenn ich frage, wie Sie bei dem Vergleich, den Ihre Familie damals erstritten hat … wie Sie, äh, wie Sie hier gelandet sind?« Inzwischen hatte sich der Kunde am Nebentisch ganz auf seinem Stuhl umgedreht und beobachtete uns kampflustig.
    »Meine Familie hatte ein paar geschäftliche Misserfolge. Das Geld ist schon lange weg. Und es ist auch keine schlechte Sache, hier zu arbeiten. Immer denken die Leute das. Stimmt aber nicht. Die Arbeit ist verantwortungsvoll, man hat viel Spaß und macht andere Menschen glücklich. Wer kann das heutzutage schon von seinem Job behaupten? Es ist ja nicht so, als ob ich eine Hure wäre.«
    Ehe ich

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