Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition)

Titel: Dark Places - Gefährliche Erinnerung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
Vom Netzwerk:
sollten. Ihm passierte das nie. Im Gegenteil – er wurde nur noch unruhiger als vorher, als hätte er zu viel Koffein intus, schnippisch und gemein. Eigentlich sollte Sex doch entspannen – und dabei ging es ihm ja auch gut, das Kommen selbst war großartig. Aber danach fühlte er sich mindestens zehn Minuten lang zum Heulen. Er fühlte sich wie: War das alles? Soll das etwa das Tollste im Leben sein, das, wofür Menschen bereit sind zu töten – und weiter ist nichts dabei, ein paar angenehme Minuten, und danach ist man leer und deprimiert? Ben hatte keine Ahnung, ob es Diondra gefallen hatte oder nicht, ob sie gekommen war oder nicht. Sie grunzte und schrie, aber als es vorüber war, machte sie auch keinen glücklichen Eindruck. Sie lag neben ihm, den Bauch nach oben, ohne ihn zu berühren, und atmete kaum.
    »Also, ich hab heute im Einkaufszentrum ein paar Mädels getroffen«, sagte sie jetzt. »Sie sagen, du fickst kleine Mädchen in der Schule. Zehnjährige oder so.«
    »Was redest du denn da?«, fragte Ben, immer noch etwas benommen.
    »Kennst du ein kleines Mädchen namens Krissi Cates?«
    Ben konnte gerade noch verhindern, dass er hochfuhr. Stattdessen verschränkte er die Arme hinter dem Kopf, legte sie aber gleich wieder neben sich, kreuzte sie über der Brust.
    »Äh, ja, ich glaube schon. Sie geht in den Kunstkurs, in dem ich nach der Schule mal ausgeholfen habe.«
    »Mir hast du nie was von einem Kunstkurs erzählt«, entgegnete Diondra.
    »Da gab’s auch nichts zu erzählen, ich hab’s ja nur ein paar Mal gemacht.«
    »Was hast du nur ein paar Mal gemacht?«
    »Den Kunstkurs«, antwortete Ben. »Einfach nur den Kids geholfen. Eine von meinen früheren Lehrerinnen hat mich gefragt, ob ich einspringen kann.«
    »Die sagen, dass die Polizei mit dir sprechen will. Dass du mit ein paar von den Mädchen widerliche Sachen gemacht hättest, mit Mädchen, die ungefähr so alt sind wie deine Schwestern oder so.«
    Jetzt konnte er nicht mehr anders, er setzte sich kerzengerade auf, und vor seinem inneren Auge erschien das Basketballteam, das sich über seine schwarzen Haare und sein schräges Verhalten lustig gemacht hatte, und wie er da im Umkleideraum stand, wie in einer Falle, während sie ihn verarschten und dann irgendwann in ihren Großkotzschlitten davonrauschten. »Hältst du mich vielleicht für einen Perversling?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Du weißt es nicht? Warum hattest du denn grade Sex mit mir, wenn du denkst, ich bin vielleicht pervers?«
    »Ich wollte sehen, ob du bei mir noch einen hochkriegst. Ob du immer noch kommst.« Sie wandte sich von ihm ab und zog die Knie an die Brust.
    »Also, das ist echt ziemlich abgefuckt, Diondra.« Sie schwieg. »Du willst es also von mir hören, ja? Ich hab mit diesen kleinen Mädchen nichts Unrechtes gemacht. Ich hab mit niemandem irgendwas gemacht, seit wir zusammen sind. Ich liebe dich. Ich will keinen Sex mit irgendwelchen kleinen Mädchen. Okay?« Schweigen. »Okay?«
    Nun wandte Diondra ihm das Gesicht teilweise zu und fixierte ihn wieder mit einem strahlend blauen Auge, ohne das geringste Gefühl. »Psst«, sagte sie. »Das Baby bewegt sich.«

Libby Day
    Jetzt
    A uf der Fahrt zu dem Treffen bei Magda saß Lyle steif und still neben mir. Verurteilte er mich womöglich, mich und meinen Packen mit Briefen, die ich verkaufen wollte? Nichts, von dem ich mich zu trennen beschlossen hatte, war sonderlich aufregend: Ich hatte fünf Geburtstagskarten dabei, die Mom Michelle und Debby im Lauf der Jahre geschrieben hatte, mit fröhlichen, rasch hingekritzelten Texten, und eine Geburtstagskarte an Ben, von der ich mir anständig Geld versprach. Bei allem hatte ich ein schlechtes Gewissen und fühlte mich überhaupt nicht gut, aber ich hatte Angst davor, kein Geld mehr zu haben, ich fürchtete mich schrecklich vor der Pleite, und das war mir wichtiger, als nett zu sein. Auf der Innenseite von Bens Karte, die er zu seinem zwölften Geburtstag bekommen hatte, stand:
Du wirst richtig erwachsen, direkt vor meinen Augen, und eh ich mich’s versehe, wirst du Auto fahren!
Als ich das las, musste ich die Karte erst mal zuklappen und ein Stück zurücktreten, denn meine Mutter war bereits tot gewesen, ehe Ben Autofahren lernen konnte. Und schon seit langem saß Ben im Gefängnis und würde vermutlich sowieso nie Fahren lernen. Na, egal.
    Wir überquerten den Missouri River, und das Wasser machte sich nicht mal die Mühe, in der Nachmittagssonne zu glitzern. Auf gar

Weitere Kostenlose Bücher