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Dark Road

Titel: Dark Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Haptie
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zu streicheln. Er musste an die Stellen denken, wo er mit vor Angst halb geschlossenen Augen von einem Ast zum anderen gestiegen war, seinen freien Arm so weit wie möglich um den Stamm geschlungen. »Du bist wirklich ein unglaublicher Kletterer«, wiederholte er.
    Der Hund gähnte. Einen Augenblick lang meinte Zack, er hätte die Augenbrauen hochgezogen. Nur dass Hunde gar keine Augenbrauen haben. Und sie deshalb auch sicher nicht hochziehen.
    Clovis hatte Mariette gesagt, dass Zack einen Blick auf die Wolf Road werfen wollte.
    Das konnte sicher nicht schaden, doch falls tatsächlich jemand hier gewesen war, wäre er mittlerweile schon wieder sehr weit weg. Er holte die Tasche aus Öltuch mit dem Fernglas aus ihrem Versteck am Baum. Dann suchte er das schwarze Dach des Waldes ab, den geduckten Berg zu seiner Linken und schließlich das schimmernde Meer.
    Er fokussierte eine Stelle, wo die Wolf Road aus den Bäumen heraustrat, weit, weit unter ihm. Wie ein grauer Schatten auf dem helleren Grau der Felsen und umrahmt vom Gebüsch am Straßenrand, beschrieb sie eine Rechtskurve. Unmöglich, aus dieser Entfernung und bei Mondlicht einzuschätzen, wie schwer es sein würde, mit dem Eis-Engel-Van dort hinunterzufahren.
    Dann entdeckte er dunkle Gestalten: Wölfe, ein Rudel auf der Jagd, das sich rasch verteilte, und er hörte, wie ihre Stimmen nur ein einziges Mal lauter wurden, ehe sie wieder verschwunden waren und zu einem Teil der Nacht wurden. Eine Eule flog an ihm vorbei.
    Dann sah er etwas anderes auf der Wolf Road. Etwas, das ihm das Herz stocken ließ.
    Und der geheimnisvolle Hund neben ihm jaulte leise auf.

 
KAPITEL 12
    Clovis schlief noch nicht. Er saß im Bett, hatte in seinen Rücken ein paar Kissen gestopft und kaute unruhig auf einem Honigbrot. Das Zimmer war voller Bücher und Karten. Allerlei Karten hingen an den Wänden, darunter auch eine maßstabsgetreue Karte des Badezimmers der Jump-Familie — alle hatte Clovis selbst gezeichnet. Seit er einen Bleistift halten konnte, zeichnete er Karten.
    »Ist Mum noch wach?«, fragte Zack. »Wo ist sie?«
    »In ihrem Zim...mer«, murmelte Clovis beim Kauen. »Bist du dir sicher, dass es keine Glühwürmchen waren?«
    »Ja klar, Glühwürmchen, die sich mit 40 km/h bewegen?«
    »Können ja vom Wind angetrieben worden sein. Es gibt ja schließlich lokale Wirbelwinde und lauter ... so Zeug.«
    »ES WAREN KEINE GLÜHWÜRMCHEN und es wurde nicht vom Wind getrieben. Es war ein Rücklicht. Ein kleines rotes Licht, das ruhig und langsam die Straße hinunterfuhr.«
    »Die Straße ist doch voller Schlaglöcher, und nach diesem Regen ist sie überschwemmt, das Wasser rinnt da nur so hinunter, daher kommen ja auch die ganzen Schlaglöcher und Risse ...«
    »Aber ich habe es gesehen, Clovis.«
    »Ich meine ja nur.« Clovis hatte aufgegessen und wischte
    Krümel von seiner Decke. »Wie soll denn da ein Rad oder ein Roller oder was auch immer problemlos fahren können? Du sagst, dass es ruhig gefahren ist, und ich frage mich nur, wie das bei so einem Straßenbelag gehen soll ...«
    »Ich WEISS nicht, wie«, rief Zack.
    »Wenn, dann hätte es hüpfen müssen oder so ähnlich.«
    »Aber ich HABE es gesehen.«
    »Das weiß ich.«
    Beide schwiegen. Der Hund war am Fußende von Clovis’ Bett eingeschlafen. Er begann zu schnarchen. Zack fischte ein zerdrücktes Stück Schokolade aus seiner Tasche und aß es.
    »Irgendjemand war auf der Straße«, sagte er schließlich. »Und da war noch nie jemand.«
    »Ich weiß.«
    Obwohl sie beide erschöpft waren, saßen sie noch ein wenig zusammen. Zack aß ein großes Stück Brot. Dann zog er den Ring vom Finger und Clovis legte ihn unter eine Lupe.
    Gemeinsam sahen sie ihn sich an, ließen ihn durch die Finger gleiten, wogen ihn ab, berührten und umfassten ihn, als könnten sie damit eine Verbindung zu seinem Besitzer her-stellen.
    »Ich glaube, dass er sehr alt ist«, sagte Clovis. »Vielleicht ein Familienerbstück, so eins, das weitergegeben wird. Das sind blaue Perlen, oder? Die sind doch total selten. Und eine fehlt. Sieht aus, als fehlt sie schon sehr lange.«
    »Probier du ihn mal«, flüsterte Zack.
    Aber Clovis hielt ihn einfach nur und betrachtete ihn immer noch unter der Lupe. »Hier ist ein Silberstempel, ein kleines Zeichen, das einem sagt, von welchem Juwelier er ist oder wann er gemacht wurde oder so ... du solltest ihn tragen.«
    »Was?«
    »Du bist der Fahrer und musst ihn tragen, wenn du mit dem Van rausfährst. Jedes

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