Dark Road
die Leute, reichte ihnen die ausgedruckten Blätter und grüßte alle freundlich. Wie alt war sie, um Himmels willen? Und was hatte sie damit gemeint, dass sie von ihm gehört hatte? Woher?
Er steckte den Eislöffel in den glänzenden Edelstahltopf.
In diesem Augenblick hörte er eine sehr leise Stimme aus dem Wagen.
»Und jetzt Ruhe«, verkündete Mr. Featherplum nach einem weiteren Vortrag über die Stimmung der heutigen Episode.
Alle drängten sich um die Mikrofone. Die Frau, die für die Soundeffekte zuständig war, stand hinter einem Tisch, auf dem sich Kokosnussschalen, Teller, Tassen, Besteck, ein Campingkocher, eine Teekanne und zwei Tauben auf einer Stange türmten. Zwei weitere Frauen mit riesigen Kopfhörern schienen auf der anderen Seite einer Glaswand sehr wichtig Anweisungen zu geben. Hinter ihnen sah man die Lippenbewegungen eines Mannes, der die Nachrichten vorlas. Ein kleiner Kasten an der Wand leuchtete auf mit der Schrift 60 Sekunden bis Sendung.
Da war es wieder, und diesmal besser zu verstehen: »Will dir ja keine Angst machen, aber wir bekommen Gesellschaft.«
»Fünfundvierzig Sekunden«, sagte Mr. Featherplum und putzte sich die Nase.
Zack zog den Tiefkühlwagen rückwärts aus der Tür. Er erhaschte einen Blick auf den Mann, der den Maharadscha spielte, wie er mit hochrotem Gesicht sein Manuskript fallen ließ, genau in dem Moment, als Mr. Featherplum sich zum Mikrofon beugte und mit plötzlich beruhigender und vertrauenerweckender Stimme sagte: »Und jetzt hören wir ...«
Das Mädchen fing die Tür kurz, ehe sie sich schloss, ab und folgte Zack in den Gang.
»Dein Eiswagen hat gesprochen«, flüsterte sie, als sie gemeinsam zum Lift gingen.
»Nein, das ist unmöglich«, sagte Zack ungestüm.
Clovis hatte ein kleines Funksprechgerät in die Tiefkühltruhe eingebaut. Der elastische Metallstab mit der lustigen kleinen Flagge oben drauf war die Antenne. Mikrofon und Lautsprecher waren als kleine Kupfersiebe an der Seite angebracht.
»Hörst du mich?«, fragte eine leise Stimme. Gleich darauf ertönte ein Jaulen.
»Doch, tut er«, sagte Frankie wieder kichernd. »Und bellen tut er auch.«
Zack schob den Wagen energisch zum Lift.Tiny hatte vorher beim Sender angerufen und der Portier am Empfangstisch hatte sie sehr herzlich empfangen. Er konnte sich an Balthasar erinnern und sogar an Balthasars Großvater. Er hatte sich bereit erklärt, im Foyer auf Zack zu warten, um ihn wieder hinauszulassen.
»Gute Nacht«, sagte Zack an der Aufzugstür.
»Ich fahre auch mit«, sagte Frankie mit einem Grinsen. Die Türen gingen auf.
Zack schob den Wagen hinein. »Ich glaube, dafür reicht der Platz nicht.«
Der Lift war nicht besonders groß, trotzdem schob sich Frankie mit hinein.
Es war plötzlich sehr hell, sie waren umgeben von Spiegeln. Während sie ins Erdgeschoss fuhren, sah sie zu ihrem Spiegelbild. Sie fing seinen Blick auf und lachte.
»Ich hab eine super Idee«, sagte sie. »Meine Mum wartet draußen im Auto und wir fahren jetzt zu den Scarsprings. Da gibt’s eine große Party und wir sind immer eingeladen. Sie würde sicher gern ein Eis von dir probieren und du könntest den Eiswagen zur Party mitnehmen. Der Polizeichef kommt auch, er ist ein guter Freund von Steward Golightly. Da könntest du richtig was verdienen, ich frag gleich mal Mum.«
Mr. Featherplum wäre stolz auf Zack gewesen. Er war zur Stimmung geworden, und die Stimmung war Panik.
»Scarspring-Typ kontrolliert die Wasserleitung«, zischte der Wagen. »Noch nicht rauskommen.«
Zu spät kam Zack die Idee, den Lautsprecher mit der Hand zuzuhalten. Die Aufzugtüren öffneten sich zur schwach beleuchteten, eleganten Lobby mit den dicken Teppichen.
Draußen heulten Sirenen und zwei Polizeiwagen rasten mit blinkendem Rotlicht vorbei.
Der Portier nickte bedeutungsschwanger hinter seinem Tisch. Zack stieg als Erster aus dem Lift, bückte sich und zischte mit der Hand am Lautsprecher »Sei still sei still sei still« ins Mikrofon. Vor seinem geistigen Auge sah er schon, wie diese Frankie zum Auto ihrer Mutter rannte und ihr von dem Eiswagen mit der tollen Eiscreme erzählte und wie schön es doch wäre, sie mit zur Scarspring-Party zu nehmen. Sie würden auf der Stelle verhaftet werden.
Frankie hüpfte hinter ihm her, nachdem sie noch mal kurz ihr Make-up an der Spiegelwand des Lifts gecheckt hatte.
»Viel los heute Nacht«, sagte der Portier im makellosen Anzug und mit silbrigen Haaren. »Das Auto Ihrer Mutter
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