Dark Road
hatte, dass er sehr wohl Talent hätte, wenn er sich ein wenig Mühe geben würde.
Kapitän Dibbs war sehr mager, elegant und bartlos. Genau verkehrt. Aber wenn er sprach, klang seine Stimme tief und bedächtig und er hörte sich schließlich doch an wie der gute, extrem langweilige Kapitän.
»Hervorragend, hervorragend«, sagte er und übertönte mühelos das Geschnatter um ihn herum. »Das Wasser hier in Rockscar schmeckt so entsetzlich, das macht nicht mal das beste Rezept wett. Wahrscheinlich weil es durch verschiedene Gesteinsschichten durch die Berge fließt. Ich frage mich wirklich, ob diese köstlichen Eiscremes von einer anderen Quelle stammen.«
»Sei still, Frederick«, sagte die unglaublich junge und hübsche Frau, von der Zack mittlerweile wusste, dass sie die Rolle der fürsorglichen, teekochenden und immer für Scarspring werbenden Mrs. Dibbs sprach. »Wir stellen keine Fragen.«
»Also ich komme vom Festland, und vielleicht ist es für mich etwas anderes, aber ich hätte doch gedacht, dass wir uns alle einig sind, dass die Scarspring-Eiscremes ungenießbar sind«, sagte Frederick, der eine noch deutlichere Meinung als der Kapitän zu haben schien und offenbar keine Scheu hatte, sie auch kundzutun. »Es gibt sie in allen Farben des Regenbogens, leuchtend rosa, apfelgrün, ich will gar nicht wissen, was die da reinmischen, aber alle schmecken nach Rockscar-Wasser, ein Geschmack, der mir sicher nicht fehlen wird, wenn mein Vertrag bei dieser schönen Show ausläuft ...«
»Halt endlich den Mund, Herzchen«, zischte ihm die Di-nah-Dibbs-Stimme unter ähnlichen Ratschlägen und furchtsamen Blicken aus der ganzen Runde zu. Zack starrte auf sein Himbeersorbet. Gehörten da so viele Klümpchen rein?
»Die Scarsprings haben so viel für Rockscar getan«, sagte Mrs. Dibbs laut.
»Und wir sind wirklich froh, dass sie diese Show sponsern«, fügte jemand hinzu.
Festland-Frederick schien endlich zu kapieren. »Großartige Leute«, stimmte er ein. »Sag ich ja schon immer.«
»So, jetzt haben wir sicher alle unsere Erfrischung genossen«, schnaufte Mr. Featherplum und hantierte mit seinen vier Mikrofonen herum. »Und ich hoffe, dass sich alle ihre Manuskripte angesehen haben. Ich habe ein paar kleine Korrekturen, kleine Änderungen ... hatschi! Kleine Änderungen und ... hatschi!« Er zog ein riesiges weißes Taschentuch hervor, tupfte sich den Schweiß von Gesicht und Nacken und schnäuzte sich dann laut und kräftig.
»Verzeiht, diese furchtbare Allergie ... noch fiinf Minuten, Leute. Und denkt dran, wenn der Maharadscha reinplatzt und seine Juwelen zurückfordert, will ich ein paar richtige Schreie von den Damen hören ... bei der Probe wart ihr ein bisschen zu langsam, aber dafür hat man ja schließlich Proben, selbst bei so hervorragenden Talenten, wie ihr es alle seid ...«
»Entschuldigung«, flüsterte eine Stimme hinter Zack. Er drehte sich mit einer Schokowaffel in der einen und einer Portion Orangensorbet in der anderen Hand um. Jemand stand in der Tür.
»Ah!« Mr. Featherplum winkte und eilte in ihre Pachtung.
»Wunderbar, Miss Frankie, Manuskripte für alle. Teil sie aus, meine Liebe. Noch drei Minuten, und hier die Skripte für nächste Woche, gib sie weiter ...«
»Hallo«, sagte das Mädchen in der Tür zu Zack. »Ich hab schon von dir gehört.« Sie war klein und hübsch, mit kurzen, dunklen Locken, hellbrauner Haut und grauen Augen. Zack erfasste das alles mit einem einzigen Blick, als wäre ein Scheinwerfer auf sie gerichtet.
»Dir fällt gleich was runter«, kicherte sie.
Er schaffte es gerade noch, das Orangensorbet mit der Waffel aufzufangen. Es war für eine der neuen Figuren, den Mann, der den Maharadscha spielte - ein kleiner Mann mit Sommersprossen und langem rotem Haar.
»Danke«, sagte er. »Ich bin ein Nervenbündel. Ich hab nur zwei Zeilen heute Nacht, aber ich mach es immer falsch.
Ich verlange meinen Besitz zurück, ich verlange meinen Besitz zurück ...«
»Zweieinhalb Minuten«, rief Mr. Featherplum. »An die Mikrofone, bitte, und Sie müssen jetzt leider wirklich gehen, Mr. äh, Mr. äh ... so köstlich Ihr ... hatschi! ... Ihr Eis auch sein mag. Erinnert euch an das, was wir bei den Proben besprochen haben, in der Episode heute wollen wir Spannung haben, wir brauchen Spannung, die Stimmung ist angespannt, also versetzt euch in diese Stimmung, Leute, werdet die Stimmung ...«
Das Mädchen mit den Manuskripten lächelte Zack zu, bahnte sich ihren Weg durch
Weitere Kostenlose Bücher