Dark Road
gestoßen worden. Deutlich spürte er heißen Atem auf seinem Gesicht.
Er machte noch einen Schritt zurück und hielt die Hände vors Gesicht, um sich zu schützen. Aber vor was? Etwas Großes und Dunkles hatte ihn auf den Bürgersteig gedrängt. Er prallte an einen Baumstamm und konnte sich nicht mehr bewegen.
Nur Sekunden später ging die Tür zum Sendehaus von Radio Excelsior auf. Steward Golightly kam mit seinem wehenden langen Mantel heraus, gefolgt von dem Mann in Uniform. Golightly schien bester Laune zu sein. Er sagte etwas zum Chauffeur, der daraufhin lachte. Sie standen einen Augenblick lang in der frischen, feuchten Frühlingsnacht und unterhielten sich leise, machten einen Scherz. Dann öffnete der Chauffeur die Türen und beide stiegen wieder in den Wagen.
Zack konnte sich immer noch nicht rühren.
Der Wagen fuhr die Straße hinab, so leise, wie ein Auto nur sein kann.
Zack spürte wieder den Atem auf seinem Gesicht, sah etwas Großes, Unförmiges und spürte dessen Energie, als es verschwand. Er blieb, wo er war.
Über den Bäumen hatten sich die Wolken geteilt, Sterne waren zu sehen.
»Alles klar bei dir?«
Clovis. Mit Angst in den Augen.
»Mir gehts gut«, sagte Zack und war von seiner eigenen Stimme überrascht.
»So siehst du aber nicht aus. Was ist passiert? Ich dachte schon, du gehst hin und sprichst mit diesem Golightly-Typ, aber dann bist du irgendwie verschwunden.«
»Ich war hier«, sagte Zack.
»Hat er dich gesehen?«
»Ich glaube nicht.«
»Du siehst irgendwie komisch aus. Kommst du mit zurück zum Van?«
Zack nickte.
»Aber Moe ist weggerannt. Ich dachte, er folgt dir. Und dann konnte ich ihn nicht mehr sehen. Und dann bin ich ihm gefolgt, und oh, da ist er ...«
Ein Stück die Straße herauf kam Moe mit wedelndem Schwanz auf sie zugejagt.
»Hast du irgendwas gesehen?«, fragte Zack, als sie wieder in den Van stiegen.
»Golightly meinst du? Kleiner, agiler Typ? Wie auf dem Foto mit unserer Mutter höchstpersönlich, in einer seltsamen Bar in Mock Beggar, wo wir nie hätten sein dürfen?
Zack runzelte im Dunkeln die Stirn. Er hatte nicht von Golightly gesprochen. Er dachte an den Schatten, der ihn ins Dunkel unter den Baum gedrängt hatte. Wie sollte man das erklären?
»Ja«, sagte er leise. »Genau der.«
KAPITEL 21
Es gab gewundenes Kaffeekristalleis am Stiel, kleine Töpfe mit Schokoladen- und Himbeersauce, köstliche Mango-Granitas, gefrorene Ananasstücke, Zitronensorbet mit kandiertem Ingwer ...
»Leute, Leute«, ertönte Mr. Featherplums Singsang. »Das ist eine Live-Sendung. Wir fangen in zehn Minuten an. Wie immer zähle ich auf eure Mitarbeit ...«
Die Besetzung von Dinah Dibbs, die junge Detektivin schenkte ihrem Boss wenig Beachtung. Sie hatten sich um den silbrigen Eiswagen versammelt, unterhielten sich mit vollem Mund und reichten unter vielen »Oooohs« und »Aaaahs« und genussvollen »Mmmmhhs« Geld hinüber. Zack trug einen weißen Hut, servierte so schnell wie möglich und kleckerte versehentlich Vanille- und Schokosoße auf seinen Fuß. Auch auf dem abgenützten Teppich war ein Fleck gelandet.
Mr. Featherplum rannte nervös hin und her. Seine Augen waren gerötet, er nieste immer wieder und sah abwechselnd auf seine Armbanduhr und zur großen Uhr an der Wand.
»Denkt dran, Leute, wir haben heute drei neue Figuren und trotzdem nur vier Mikrofone, also reißt euch bitte zusammen. Ich kann es nicht leiden, wenn immer geschoben und gedrängelt wird, und denkt dran, ich habe eine Allergie ...«
Im Studio hatte es nach Parfüm, altem Schweiß und nassen Regensachen gerochen, als Zack dort ankam. Jetzt duftete es köstlich nach süßen Soßen.
Niemand sah so aus, wie Zack es sich vorgestellt hatte. Er hatte immer gedacht, dass Dinah Dibbs eine kleine, ernste Person sein müsste, ganz ähnlich wie seine Kunstlehrerin an der Storm-Hill-Schule, die er sehr gemocht hatte. Aber die Frau, die Dinah spielte, war dick und viel älter, als er gedacht hätte. Sie hatte ein fröhliches, freundliches Gesicht und wan-derte in einem langen, dunkelblauen Kleid würdevoll umher. Es war befremdlich, sie sprechen zu hören. Sie nahm eine Schoko-Walnuss-Waffel.
»Daran kann ich mich erinnern«, verkündete sie. »Das müsst ihr probieren. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch mal irgendwann so etwas Leckeres essen würde.«
Und da war sie wieder, diese mädchenhafte Stimme, leicht und perlend, wie die Stimme der Kunstlehrerin, die Zack einmal zugeflüstert
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