Dark Road
herumkaute.
Magdalena wischte sich die Hand am Bein ihres Overalls ab und trat in die Sonne hinaus. »Ich bin Magdalena.«
Für ihn hatte sie also schon Zeit.
»Ich brauche Ihre Hilfe«, sagte Ernesto.
»Und das ist der Roller?«
»Tugalug, der Freund des Farmers«, sagte Zack.
Beide ignorierten ihn.
»Mein Anliegen hat mit meinem Roller nichts zu tun.«
»Wir können nur bei Rollern helfen.« Magdalena runzelte die Stirn.
In diesem Augenblick kam Cruncher über die Gleise in den Hof und auf sie zu. Er spazierte in die Werkstatt, und Moe begrüßte ihn mit dem kurzen Japsen, das normalerweise für Zack reserviert war.
Ernesto schien weder überrascht noch erschrocken beim Anblick des frei laufenden Wolfes. Ganz im Gegenteil, er nickte sogar, als hätte er das erwartet.
»Sind Sie sich Ihrer Vorfahren bewusst, Miss Magdalena?«
»Wir sind Roller-Experten.«
»Aber sind Sie sich bewusst, dass Sie die direkte Nachfahrin der großen Trolljäger sind, die den Scarsprings und anderen mächtigen Familien viele Generationen lang gedient haben?«
Sie richtete sich auf, obwohl sie schon aufrecht stand, und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Ja«, sagte sie.
»Dann muss ich Sie stellvertretend für die gesamte Scarspring-Familie bitten, mir dabei zu helfen, den Troll zu fangen, von dem mein Onkel glaubt, dass er all unsere Versuche, neue Quellen zu finden, sabotiert.«
»Vielleicht sucht Ihr Onkel an den falschen Stellen. Vielleicht sollte er die Wildnis nicht stören. Oder die Wurzeln alter Bäume nicht verletzen.«
Moe schlenderte aus der Werkstatt und auf Zack zu, als erinnerte er sich vage daran, dass sie sich kannten.
»Ich stimme Ihnen zu. Aber ich habe keine Kontrolle über die Aktivitäten meines Onkels«, sagte Ernesto.
Zack hob Moe hoch. Das tat er sonst nie, aber er wollte, falls nötig, schnell verschwinden können. Moe war viel schwerer, als er aussah, und möglicherweise viel schwerer als sonst. Er streckte faul protestierend alle Glieder von sich und brachte Zack damit ins Wanken.
»Und das muss Ihr Hund sein!«, rief Ernesto. »Er hat Pfoten mit Schwimmhäuten. Erst letzte Nacht habe ich über so einen Hund gelesen. Wie erstaunlich! Ein Trollhund. Und hier, die langen verborgenen Krallen, die er ausfahren kann, um auf Bäume zu klettern.«
Ernesto berührte jetzt sogar die nackte Unterseite von Moes Pfoten — das hätte sich niemand in der Jump-Familie jemals getraut.
»Und die ungewöhnlich langen Tasthaare. Erweiterte Pupillen, damit er nachts besser sehen kann ...«
»Das ist mein Hund«, sagte Zack.
»Ihr Hund ...«
»Ja, und ich muss jetzt los.«
»Aber was für ein außergewöhnlicher Zufall! Bleiben Sie, bitte. Dieses Tier könnte von unermesslicher Hilfe sein. Alle Trolljäger hatten Trollhunde bei sich. Er ist der König unter den Hunden.«
Wie schaffte es dieser Ernesto-Typ nur, die ganze Zeit so zu reden? Der König atmete direkt in Zacks Gesicht. Grauenhaft.
»Weißt du, wie ein Troll aussieht?«, fragte Magdalena unvermittelt.
Ernesto schüttelte den Kopf. »Es gibt nur die überlieferten Beschreibungen, aber nie aus erster Hand. Normalerweise heißt es, dass Trolle männlich und Menschen nicht unähnlich seien, nur größer und mit Hörnern. Hinterlistige und gefährliche Ungeheuer. Sie seien unzivilisiert und kennen keinen Unterschied zwischen Gut und Böse. Manche Berichte deuten an, dass sie Menschenkinder fressen. Früher wurde ihnen vorgeworfen, Brunnen zu vergiften, Rinder zu stehlen und Unwetter heraufzubeschwören. Außerdem verfugen sie über außerordentliche Kräfte.«
Er hielt immer noch Moes Pfote in der Hand. Es stimmte, zwischen seinen Zehen spannten sich kleine Dreiecke fast durchsichtiger Haut. Wie bei einem Frosch.
»Und wenn du diesen Troll fängst, was wirst du dann tun?«, fragte Magdalena.
»Mein Onkel ist begierig darauf, ihn einzusperren, nehme ich an«, sagte Ernesto. »Unter unserem Haus gibt es ein uraltes Verließ, das nie benutzt wurde. Ich nehme an, dort wird er den Troll hinschaffen. Ich selbst stimme dem nicht zu. Aber es gibt einen Grund, warum ich mich seinen Wünschen fügen muss.«
»Und wenn ich nicht einwillige, dir zu helfen?«
»Dann werde ich natürlich versuchen, mir anderswo Hilfe zu holen. Ich konnte keine anderen Nachfahren von Trolljägern ausfindig machen, aber ich habe von einem Detektiv gehört, der sich kürzlich zur Ruhe gesetzt hat. Er ist ein guter Freund meines Onkels, ihn würde ich fragen.«
Magdalena
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