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Dark Road

Titel: Dark Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Haptie
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gesetzlosen Eiscremeverkäufer, die die Scarsprings nie hatten fangen können. Scheinwerfer hatten die beschämende Szene erleuchtet. Er und Zoran am Rand der Straße, wie sie sich gegenseitig an die Gurgel gingen, sich wanden und nacheinander traten wie zwei dämliche Kneipenschläger.
    Anselm hatte gesehen, wie Golightly sein Gewehr hob. Hatte nach Luft gerungen, um zu rufen: »Nein!«
    Die Tür des Vans war aufgegangen und der Fahrer herausgesprungen. In diesem Augenblick war Anselm von etwas Unsichtbarem umgerissen worden. Er fiel, hielt Zoran aber immer noch fest gepackt, drückte seine Finger in Zorans Nacken und Zoran fiel mit ihm ... Etwas Dunkles in der Dunkelheit. Enorme Kräfte. Er wurde auf den eisigen Boden gedrückt.
    Ein Gewehrschuss und sein Echo in den Felsen. Schemenhafte Gestalten. Schreie. Anselm spürte, wie der Boden unter ihm nachgab. Versuchte, Zoran festzuhalten, spürte, wie er ihm entglitt, das Geräusch fallender Steine ...
    Plötzlich wurde die Luft lebendig, ein Aufruhr. Anselm, der gegen die unsichtbare Kraft kämpfte, die ihn an den Boden presste, war plötzlich frei und kam wieder auf die Beine.
    Nur Golightly war dort. Zoran und der Eisverkäufer waren verschwunden. Der Rand der Straße war weggebrochen und in die Tiefe gestürzt. Die beiden waren in die unbarmherzige Schlucht gefallen, viele Meter tief.
    Anselm stand schwankend und taumelnd mit blutendem Kopf da. Er hatte sich an eine große wilde Zeder gelehnt, direkt am Rand der abgebröckelten Schlucht. Alles war von den Scheinwerfern des silbernen Vans erleuchtet. Er hatte zu Boden geblickt und den kleinen metallischen Schutzpatron am Boden gesehen. Ein Engel. Grünliches Metall. Sehr alt. Und hatte ihn aufgehoben.
    Bei Tageslicht waren sie zurückgekehrt. Der Van war verschwunden. Anselm selbst war in die Schlucht hinabgeklettert. Er war schon immer ein guter Kletterer gewesen. Nicht, dass das viel geholfen hätte; er fand keinerlei Spuren, weder von Lebenden noch von Toten.
    Und Steward Golightly und Anselm waren zu Mördern geworden. Ein Geheimnis, dass sie verband und wie ein Schraubstock zusammenhielt.
    Anselm öffnete die Augen oder vielleicht waren sie auch die ganze Zeit über offen gewesen. Er sah das steinerne Kind und die Wasserlilien. Er nahm den kleinen Schutzengel aus seiner Tasche und küsste ihn. Dann stand er auf und ging langsam die Steintreppe hinab zurück ins Haus.

 
KAPITEL 45
    »Anselm!«
    Beinahe wäre er mit Golightly auf dem Korridor zu den Büros zusammengestoßen. Sein Gesicht war gerötet, das schweißnasse Haar klebte ihm an der Stirn.
    Anselm wich ihm geschickt aus - er war schon immer schnell auf den Beinen. »Schon wieder eine kleine Krise, Steward? Kannst du denn nichts alleine regeln?«
    »Du hast ein Telegramm bekommen, Anselm, ich habe nach dir gesucht, und niemand wusste, wo du ...«
    Anselm streckte die Hand aus.
    »Ich habe es geöffnet«, fügte Golightly hinzu. »Ich dachte, es könnte dringend sein.«
    »Natürlich ist es dringend«, sagte Anselm. »Sonst wäre es kein Telegramm. Ein an mich gerichtetes Telegramm, von dem ich sehe, dass du es gelesen hast.«
    »Es ist von Meakin. Meakin, dem Kartografen.«
    »Also, dann wollen wir mal sehen: >Habe Lehrling mit großem Talent zum Kartenlesen — stopp — arbeitet hier seit ein paar Wochen, übt viel — stopp - heute las er problemlos unsere älteste und schwierigste Karte — stopp — Vorschlag: bringen Sie Material zum Laden 18 Uhr — stopp — Preis ...<«
    Anselm lachte laut auf. Vom angegebenen Preis hätte man ein kleines Haus in Merchant’s Hill kaufen können.
    »Meakin ist sehr gerissen«, sagte er. »Durch ein Telegramm ein wenig Dramatik schaffen — ein Meisterstück.«
    »Weißt du, was er meint?«, fragte Golightly. »Kann Kartenlesen denn so schwierig sein? Und welches Material sollst du ihm bringen?«
    Anselm faltete das Telegramm klein und schob es in die Tasche seiner Weste. Er wandte sich zur Bürotür, lachte aber nicht mehr. Auf seinem Gesicht ließen sich heimlicher Triumph und Aufregung erkennen.
    Golightly folgte ihm.
    Schweigend schloss Anselm einen Schrank auf, schob Kartons und Papier beiseite und öffnete dann ein verborgenes Fach an der Rückseite. Er zog eine gelbliche und vom Alter brüchig gewordene Pergamentrolle hervor.
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, das schon einmal gesehen zu haben. Gehörte es Zoran?« Golightly senkte die Stimme, als er den Namen des Toten erwähnte.
    »Ja«, sagte

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