Dark Secrets (Gesamtausgabe)
Monroe, aber was habe ich damit zu tun?“
Die Art, wie Monroes stählerner Blick einen fast weichen Ausdruck bekam, und wenn es auch nur für einen kurzen Moment war, jagte Amanda Angst ein.
„Er hat sich an uns gewandt und möchte Kontakt zu Ihnen. Er scheint offenbar der Ansicht zu sein, dass er von Ihnen etwas erpressen kann.“
In Amanda keimte eine Vorahnung, die sich wie eine eiserne Zwinge um ihren Brustkorb schloss. „Und wie kommt er darauf?“
„Weil er wohl offenbar der Ansicht ist, dass Ihnen das Leben seines Bruders am Herzen liegt.“
Die Zwinge um Amandas Brust wurde so fest zugezogen, dass ihr Herzschlag stockte und sie nach Luft schnappte.
Nicolai
? Das durfte nicht wahr sein.
Nicolai
! Allein sein Name löste unzählige Erinnerungen in ihr aus; die unterschiedlichsten, herrlichsten und quälendsten Gefühle. Hatte sie denn nicht die letzten beiden Monate damit verbracht, ihn zu überwinden? Über ihn hinwegzukommen und zu akzeptieren, dass er nicht liebte;
sie
nicht liebte?
Kalte Angst breitete sich in ihr aus. Sie hatte den Hass zwischen den beiden Brüdern gesehen. Sie wusste, Dimitrij würde Nicolai quälen und töten, und wenn es nur zu seinem ureigenen Vergnügen war.
„Dr. Pierce?“
Amanda schreckte aus ihren Gedanken. „Hm?“
„Möchten Sie ein Glas Wasser? Sie sind ganz blass.“ Im Gesicht der Polizistin zeichnete sich Sorge ab.
„Gern.“
Als sie zurück an den Tisch kam, leerte Amanda das Wasser mit einem Zug. Monroe verschränkte ihre Finger auf der abgenutzten Tischplatte und Amanda fiel der schlichte Ehering an ihrer Hand auf.
„Also hat dieser Irre Recht mit seiner Vermutung?“
Amanda nickte, weil sie ihrer Stimme nicht traute.
Monroe sog tief die Luft in ihre Lungen. „Könnten Sie morgen früh in mein Büro kommen?“
„Natürlich … ich …“ Sie kniff kurz die Augen zusammen, um sich ein wenig zu sammeln. „Wann?“
„Ich habe morgens noch einen Gerichtstermin. Aber danach. Würde es Ihnen gegen 11 Uhr passen?“
„Natürlich.“
Automatisch stand Amanda auf, als Monroe sich erhob.
"Haben Sie keinen Leibwächter?"
Amanda packte ihre Waffe ein. „Nein.“
„Wenn Sie möchten, lasse ich einen Constable für Sie abstellen. In Ihrer Lage wäre das mehr als angebracht.“
„Vielen Dank, ich möchte keinen Leibwächter.“ Sie machte einen Schritt Richtung Tür zum Zeichen, dass sie darüber nicht länger reden wollte. Mit einem Achselzucken folgte ihr Monroe hinaus auf den Parkplatz.
„Inspector?“ Amanda drehte sich noch einmal zu der Polizistin um.
„Ja?“
"Wieso beschäftigt sich Scotland Yard mit der Angelegenheit? Warum nicht die russische Polizei?"
Sie kam zu Amandas Auto und senkte den Kopf, um leise sprechen zu können.
"Weil Mr. Zwetajew in London entführt wurde.“
„In London? Warum war er denn in London?“
Er war ihr so nah gewesen, dachte Amanda. Sie spürte den Stich der Enttäuschung, weil er sie nicht besucht, nicht einmal angerufen hatte. Sie hatten sich doch nicht im Streit getrennt. Und doch hatte er sich nie bei ihr gemeldet; nicht ein einziges Mal!
„Seine Mutter ist verstorben und er war anlässlich der Beisetzung in London. Anita Zwetajewa lebte hier die letzten zwanzig Jahre ihres Lebens.“
Wieder überlief sie ein angstvoller Schauder. Seine Mutter war alles gewesen, was die Brüder wohl davon abgehalten hatte, sich gegenseitig zu töten. Noch immer wusste sie nicht, woher dieser unsägliche Hass rührte, vielleicht konnte ihr die Polizistin weiterhelfen.
„Haben Sie eine Ahnung, warum sich die beiden so hassen?“
Monroe blickte sie ausdruckslos an. „Sie wissen es nicht?“, fragte sie ungläubig.
Amanda schüttelte ahnungslos den Kopf.
„Hören Sie, eigentlich dürfte ich Ihnen das nicht sagen, aber ich denke, in diesem Zusammenhang steht Ihnen ein Maximum an Information zu.“ Monroe sah sich um, als wollte sie sich versichern, dass sie nicht belauscht wurden, bevor sie sich wieder an Amanda wandte.
„Dimitrij hat Nicolais Frau getötet.“
XII
Fassungslos tastete Amanda nach der Kühlerhaube ihres Wagens und ließ sich wenig elegant darauf plumpsen, weil ihre Knie nachgaben.
„Was?“ Ihre Stimme war nur ein tonloses Flüstern. Die Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf. Warum hatte er es ihr nicht erzählt?
„Kommen Sie, Dr. Pierce, ich fahre Sie nach Hause.“
„Nein, nein!“ Sie hob abwehrend die Hand und zwang einen ruhigen Ausdruck auf ihr Gesicht. „Es geht schon.
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