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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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jetzt und leerte sein Glas in einem Zug. Was zum Teufel sollte das? Wollte er sich etwa von neuem in sie verlieben? Das war doch Wahnsinn – eher sollte er sich eine Kugel in den Kopf jagen. Er ging erneut zum Barschrank und goss Whisky über die noch nicht ganz geschmolzenen Eiswürfel. Während er den ersten Schluck trank, hörte er, wie sich summend das Tor öffnete, und ging zum Fenster. Scheinwerfer leuchteten auf. Alex’ Jaguar fuhr mit hoher Geschwindigkeit durch das Tor. Nicks Magen zog sich zusammen. Er trank sein Glas zur Hälfte leer. Als Minuten später der Aufzug rumpelte, eilte Nick die Treppe hinauf, das Glas in der Hand. Auf dem Absatz zu den Schlafzimmern traf er seinen Bruder und dessen Frau. Marla sah erbärmlich aus. Blass, die Wangen geschwollen, die Augen tief in die Höhlen gesunken, bemühte sie sich um ein Lächeln, aber vergebens. Es zerriss Nick das Herz, doch er biss die Zähne zusammen.
    »Du bist also tatsächlich eingezogen«, stellte Alex fest und hielt seiner Frau die Tür zu ihrer Suite auf. »Ich dachte, du hättest es dir vielleicht anders überlegt.«
    »Ich habe es in Betracht gezogen, wollte aber niemanden enttäuschen«, erwiderte Nick gedehnt. Marla warf ihm einen raschen Blick zu, dann verabschiedete sie sich.
    »Entschuldigt bitte, aber ich muss mich wirklich hinlegen«, sagte sie, und der gequälte, gehetzte Ausdruck in ihren Augen ging Nick nahe. Zerbrechlich und verunsichert, so anders als das kühne, sinnliche Wesen, das seine Seele in den Händen gehalten hatte.
    Heute Abend war Marla Cahill durch die Hölle gegangen.
    »Geht es dir gut?«, fragte Nick.
    Ein Fünkchen Humor blitzte in ihren Augen auf. »Das ist Auslegungssache. Im Vergleich zu jemandem, der von einer Dampfwalze überrollt wurde, bin ich ziemlich gut in Form, aber sonst …« – Marla machte eine vage Geste mit der Hand – »… habe ich schon bessere Tage erlebt.« Sie lehnte sich an die Tür und lachte sarkastisch. »Ich kann mich nur kaum daran erinnern.«
    »Das wird sich bald ändern.«
    »Ich hoffe es.« Ihr Blick wanderte zu der Stelle auf dem Teppich, wo sie sich übergeben hatte. Abgesehen von einem dunklen Wasserfleck waren die Spuren ihres Malheurs beseitigt worden. Sie schauderte. »Ich schulde dir großen Dank, Nick. Wenn du nicht zur Stelle gewesen wärst …«
    »Wäre jemand anders da gewesen.«
    »Nein, nein, Marla hat recht«, entgegnete Alex steif. »Wir danken dem Himmel, dass du da warst.«
    »Nun, es ist ja gutgegangen.« Nick zuckte die Achseln.
    Auf diese Bemerkung folgte verlegenes Schweigen. Schließlich sagte Marla: »Ich sollte jetzt nach den Kindern sehen.«
    Alex war bereits auf dem Weg zu Cissys Zimmer. »Überlass das ruhig mir.«
    »Ja? Danke«, erwiderte Marla, und als sie sich noch einmal über die Schulter umsah, begegnete sie Nicks Blick. »Gute Nacht, Nick.« Herrgott, sie sah so verletzlich aus. Unsicher. Anders als die Marla, die er kannte, die Frau, der er aus dem Weg gehen wollte.
    Er hob sein fast leeres Glas zu einem spöttischen Toast. »Nacht.«
    Marlas Herz krampfte sich zusammen, als sie durch die Tür schlüpfte. In der Suite angekommen, versuchte sie, sein Bild aus ihrem Bewusstsein zu verdrängen.
    Tu dir das nicht an, schimpfte ihr müder Verstand, als sie in ihr Zimmer trat. Ja, er hat dir das Leben gerettet, aber du bist ihm nichts schuldig. Diese widersprüchlichen Gefühle für ihn dürfen nicht sein. Du bist mit Alex verheiratet.
    Bei dem Gedanken an ihren Mann rebellierte ihr Magen. Zwischen ihnen war nichts, kein Funke sprang über, keine Liebe regte sich. Sollte sie je in Alex verliebt gewesen sein, musste es Jahre zurückliegen, oder es war in dem Nebel verlorengegangen, der ihre Erinnerungen umfing. Lass dir Zeit. Bald erinnerst du dich, bald weißt du wieder, warum du dich in Alex verliebt hast, und dann erscheint dir dieses erotische Faible für Nick lächerlich.
    Aber sie belog sich selbst. Die Gefühle, die Nick in ihr weckte, diese triebhaft-weibliche Reaktion war einzigartig, das wusste Marla nur zu gut. »Nur nicht daran denken«, ermahnte sie sich. Der Verführung in seinen blauen Augen nachzugeben war undenkbar. Sie war verheiratet. Sie hatte Kinder. Sie … sie … O Gott, sie war im Begriff, sich in Nick zu verlieben. »Du kennst ihn nicht einmal richtig«, sagte sie laut. Als sie ihr Bild im Spiegel sah, wand sie sich innerlich, denn auch wenn ihr Gesicht ihr immer noch fremd war, erkannte sie doch das rastlose Verlangen

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