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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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schlichte, grundsätzliche Fakten, die jeder Grünschnabel mit einer zweijährigen Ausbildung zum Buchhalter hätte erkennen können. Trotzdem hatte Alex darauf bestanden, Nick ins Elternhaus zu holen. Um seine alternde Mutter zu beruhigen, die Nick schon seit Jahren anflehte zurückzukommen? Wegen Marla und ihres Unfalls? Oder gab es einen anderen Grund, einen, den er übersah und der – das ahnte er – weitaus düsterer war?
    Jedenfalls wollte Alex Nick in Marlas Nähe wissen. Obwohl die Brüder früher ihretwegen Rivalen gewesen waren.
    Gereizt fuhr Nick sich mit steifen Fingern durchs Haar.
    Was auch immer die Beweggründe seines Bruders sein mochten, jedenfalls saß Nick nun in der Falle. Nicht etwa wegen des schwindenden Profits von Cahill Limited, auch nicht wegen des Wunsches seiner Mutter, beide Söhne bei sich zu haben. Nein, wegen Marla war er an dieses riesige, seelenlose Haus in einer Stadt, die er verabscheute, gefesselt. Weil er um ihr Leben fürchtete und er in Frauenangelegenheiten noch nie fähig gewesen war, seinen verdammten Verstand zu gebrauchen.
    Er ging hinaus auf den verlassenen Flur, wo sich gedämpfter Lichtschein im Treppengeländer spiegelte und Ölgemälde von lang verblichenen Verwandten in Goldrahmen hingen. Hier hatte seine Mutter ihm noch vor kurzem versichert, wie glücklich sie sei, dass er endlich »zur Vernunft gekommen« und wieder eingezogen war. Sie war sogar so weit gegangen, ihm über den Arm zu streichen, und das war für Eugenia das Äußerste, was sie an Gefühlen zeigen konnte.
    »Schön, dass du wieder hier bist, Nicholas«, hatte sie geflüstert. »Ich weiß, wir haben uns ständig in den Haaren gelegen, und vielleicht habe ich in deiner Erziehung auch ein paar Fehler gemacht – ich hoffte immer, dass du mehr wie Alex wärest –, aber … auf meine Weise … habe ich dich immer geliebt und vermisst.« Als ihre Unterlippe anfing zu zittern, hatte sie rasch die Zähne zusammengebissen.
    Nicks Verblüffung war ihm ins Gesicht geschrieben gewesen. Ohne eine Spur von Make-up, den schwarzroten Kimono in der Taille gegürtet, die Falten in ihrem Gesicht so viel deutlicher sichtbar als je zuvor, erschien seine Mutter ihm zum ersten Mal in den neununddreißig Jahren seines Lebens verletzlich. Aufrichtig. Als ob er ihr wirklich etwas bedeutete.
    Es fiel ihm schwer, das zu glauben. »Ich bleibe nicht lange.«
    »Ich weiß. Du bleibst nie lange.« Eugenia seufzte. »Ich fürchte, ich habe dich im Stich gelassen. Wenn ich noch einmal von vorn anfangen könnte, wenn ich damals so klug gewesen wäre wie heute … Tja, wie dem auch sei.« Sie brachte ein zittriges Lächeln mit bleichen Lippen zustande, das über den Schmerz und die Verzweiflung in ihren Augen hinwegtäuschen sollte.
    Nick kam sich vor wie ein Schuft.
    »Tja, machen wir eben das Beste draus. Aber …« Sie zögerte und nestelte an der Schärpe ihres Kimonos. »Ich habe das Gefühl, dass hier etwas im Gange ist, was … hm, was ich nicht verstehe. Alexander – er ist so verschlossen, und Marla … die Probleme mit diesem Mädchen …« Eugenia nagte an ihrer Unterlippe und dachte nach. »Vermutlich gibt es in jeder Ehe Probleme, Höhen und Tiefen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Dein Vater … Nun, ich habe ihn geliebt. Mehr, als gut für mich war, fürchte ich.« Sekundenlang verlor sie sich in ihren Erinnerungen, dann sah sie Nick wieder an. »In vielerlei Hinsicht bist du ihm sehr ähnlich, Nicholas. Selbstgerecht. Klug. Und trotzdem bist du völlig anders als er.« Sie straffte die Schultern. »Ich wollte mich nur dafür bedanken, dass du gekommen bist.«
    »Ich bleibe, bis meine Aufgabe erfüllt ist. Dann reise ich wieder ab«, erinnerte er sie.
    Eugenia lächelte, als würde sie ihren zweiten Sohn bedeutend besser kennen als er sich selbst.
    »Wir werden sehen«, erwiderte sie und machte sich auf den Weg zum Aufzug.
    »Ich habe in Oregon mein eigenes Leben.«
    »Ach ja?«, fragte sie, zog ungläubig eine Augenbraue hoch und ließ die Bemerkung für einen Moment im Raum stehen, ehe sie in den Lift stieg und in ihr Zimmer zurückkehrte.
    »Ja«, sagte Nick zu sich selbst und dachte an Alex’ Alkoholvorräte zwei Stockwerke tiefer.
    Nick fand, er hätte jetzt einen Drink verdient. Er nahm sich noch die Zeit, Ole anzurufen, um sich zu vergewissern, dass es Tough Guy gutging – wie einfach war doch das Leben in Devil’s Cove, verglichen mit den komplizierten Verstrickungen hier in San

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