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Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen

Titel: Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Dunkeln. Alles war still. Die einzigen Geräusche, die Marla hörte, kamen von draußen vor ihrem Fenster, wo der Wind in den Zweigen der Fichte im Garten rauschte. Jetzt oder nie, dachte sie, schlug die Bettdecke zurück und griff nach ihrem Bademantel. Sie zog ihn an und hörte das leise Klimpern von Schlüsseln – von Eugenias Schlüsseln – in ihrer Tasche. Nun war der Zeitpunkt gekommen, sie zu benutzen. Marla war wach geblieben, bis sie sicher sein konnte, dass ihre Schwiegermutter, das Personal und Cissy in ihren Zimmern waren. Nick war schon früher verschwunden, Alex war nach dem Abendessen weggefahren und noch nicht zurück. Zumindest hatte sie ihn nicht heimkommen hören.
    Sie schloss ihre Zimmertür und durchquerte ihre Suite, eine Hand in der Tasche, damit die Schlüssel nicht klimperten. Marla versuchte, die Tür zu Alex’ Zimmer zu öffnen. Abgeschlossen. Es überraschte sie nicht.
    »Was hat er nur zu verbergen?«, fragte sie sich halblaut. Sie trat in den Flur hinaus und schlich barfuß im Schein der einen Lampe, die auch nachts immer brannte, zur Bürotür. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, ihre Hände feucht, vor Nervosität brach ihr zwischen den Schulterblättern der Schweiß aus. Sie probierte den ersten Schlüssel. Als der nicht passte, nahm sie den zweiten. Er ließ sich ins Schloss stecken, aber nicht drehen. Marla zog ihn ab, versuchte den nächsten. Wiederum vergebens. Unten in der Eingangshalle schlug die alte Standuhr eins.
    Komm schon, komm schon, dachte Marla und probierte zwei weitere Schlüssel aus, bis das Schloss endlich mit leisem Klicken aufsprang. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als Marla in das Zimmer trat, in dem es schwach nach Zigarettenrauch und Alex’ Aftershave roch. »Denk nach, Marla«, flüsterte sie, schloss leise die Tür und ließ die Schlüssel wieder in ihre Tasche gleiten. Sie schaltete die Schreibtischlampe ein und ging durch das Büro zum Fitnessraum, vorbei an den selten benutzten Geräten, zu Alex’ begehbarem Kleiderschrank. Hier, wo seine Jacken und Anzüge hingen, roch es noch stärker nach ihrem Mann. Geräuschlos öffnete sie die Tür einen Spalt und spähte in seinen Privatbereich. Voller Erleichterung sah sie, dass sein Bett nicht benutzt war. Laken und Bettdecke waren so glatt gezogen, als erwartete er einen überraschenden Stubenappell wie beim Militär.
    Marla atmete tief durch und schlich zurück in sein Büro. So schnell ihre nervösen Finger es erlaubten, blätterte sie durch Alex’ Adresskartei. Seit sie das Verzeichnis zum ersten Mal durchgesehen hatte, waren ihr einige Leute begegnet, und sie hatte von vielen Verwandten und Bekannten gehört. Daher kam ihr nun etwa ein Drittel der verzeichneten Namen bekannt vor.
    Sie konzentrierte sich und merkte sich die Freunde, Angehörigen und Geschäftspartner von Marla und Alex Cahill, stockte jedoch plötzlich, als sie auf den Namen Kylie Paris stieß. Kylie. Schon wieder. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Es gab also tatsächlich eine Frau des Namens, mit dem Conrad Amhurst sie angesprochen hatte.
    Ihre Kehle war wie ausgedörrt. Marla nagte an ihrer Unterlippe. Lieber Himmel, war Kylie ihr Name? Das hatte sie früher schon einmal überlegt, aber es ergab keinen Sinn.
    Warum würden alle, selbst ihr Mann, sie dann für Marla halten? Oder gehörte der Name Kylie zu einer anderen Frau? War es möglich, dass sie, Marla, tatsächlich eine Halbschwester besaß, wie ihr Vater angedeutet hatte, oder war es nur das zornige Gefasel eines kranken, verwirrten Mannes gewesen?
    Du hast es nie begriffen, wie? Du bist nicht meine Tochter. Raus hier, Kylie. Und komm nie wieder. Von mir bekommst du niemals auch nur einen Cent!
    Geld? Er dachte an Geld? Dieser Mann, der alles, was er im Leben gescheffelt hatte, einem Säugling hinterließ?
    Seine Vorwürfe klangen Marla noch in den Ohren, als sie die Karte aus der Halterung löste und die Adresse und Telefonnummer las, die unter dem Namen Kylie Paris verzeichnet waren. Ganz gleich, ob es spät in der Nacht ist, dachte sie, leckte sich über die Lippen und hob den Telefonhörer ab. »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt«, flüsterte Marla, als das Freizeichen ertönte.
    Mit zitternden Fingern gab sie die Nummer ein. Wartete. Kreuzte die Finger. Sekunden später ertönte ein Klicken und dann die Stimme einer Frau – verspielt, schnippisch, frech. »Hi. Weißt du was? Pech gehabt. Ich bin nicht zu Hause. Tut mir leid, dass du mich nicht antriffst, aber

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