Dark Silence - Denn deine Schuld wird nie vergehen
springt für mich dabei heraus?«, fragte Julie Johnson. Sie saß in Minirock und engem schwarzem Pulli in ihrer Wohnung in Santa Rosa in einem Plüschsessel; die Beine übereinandergeschlagen, wippte sie nervös mit dem Fuß. Sie hatte Nick und Walt zwar hereingelassen, doch sie war auf der Hut. Ihr Mann Robert, der aussah wie ein Achtzehnjähriger, musterte die Besucher mit wachsamen dunklen Augen. Er zog sich einen Küchenstuhl heran, drehte ihn um und setzte sich rittlings darauf. Die muskulösen Arme über der Lehne verschränkt, eine Bierflasche in beiden Händen, gab er sich offenbar Mühe, gefährlich auszusehen. Nick fand nicht, dass es dem Kerl gelang. Robert war ein Dreckskerl. Und er hatte etwas zu verbergen.
Walt hatte auf einem neu aussehenden Sofa mit Cordsamtbezug Platz genommen, auf der eine schwarze Katze lag. Die hatte missbilligend den Kopf gehoben, bevor sie davonhuschte und sich unter einem Tisch mit einer Vase voller Seidenblumen verkroch. Aus großen Lautsprechern dröhnte Musik; die Bässe waren so laut, dass der Fußboden bebte. »Wenn ich Ihnen alles sage, was ich über Mom weiß, was springt für mich dabei heraus?«, fragte Julie erneut.
»Ihr Seelenfrieden.«
»Sie redet von Geld«, schaltete sich der Ehemann ein, um die Lage zu klären. »Bargeld.«
»Und ich rede von Freiheit.« Nick stand an der Tür. Von einem Rotzlöffel mit dünnem Ziegenbart und neunmalklugem Grinsen ließ er sich nichts bieten. »Dann braucht sie nicht wegen Beihilfe zu einem Verbrechen und Begünstigung in den Knast.«
»Sie hat nichts Illegales getan«, behauptete der Kerl und stieß mit dem Zeigefinger in die Luft.
»Wenn sie über Informationen zu einem Verbrechen verfügt, könnte sie vor Gericht gestellt werden«, entgegnete Nick kalt. »Wenn nicht wegen Beihilfe und Begünstigung, dann zum Beispiel wegen Zurückhaltens von Informationen. Glauben Sie mir, die Bullen fackeln nicht lange. Charles Biggs ist ermordet worden, Pam Delacroix vermutlich auch.« Nick wandte sich wieder dem mürrischen Mädchen zu. »Man sollte meinen, Sie würden den Mörder gern hinter Gittern wissen.«
»Es war ein Unfall«, sagte sie mit unsicherer Stimme und argwöhnischem Blick.
»Das glaube ich nicht. Die Polizei übrigens auch nicht. Also versuchen Sie nicht noch, Geld herauszuschlagen. Dazu bin ich nicht in der Stimmung.«
»Wieso nicht, Macker?«, fragte der Ehemann. »Sie sagten, Sie heißen Cahill, nicht wahr? Die Cahills sind doch stinkreich.«
»Mein Bruder«, erklärte Nick. »Alex. Er ist der Macker mit der Kohle.« Er verlor die Geduld, stand auf und schaltete die Stereoanlage aus.
»Hey!«, brauste Robert auf.
»Sie können sie wieder einschalten, wenn wir gegangen sind.«
»Scheiße.«
Julies Gesicht wurde kalkweiß.
Walt entging das nicht. »Sie kennen Alex Cahill?«, fragte er. »Sind Sie ihm schon mal irgendwo begegnet?«
»Nein«, antwortete sie hastig. Zu hastig.
Nick glaubte ihr nicht. »Ich brauche nur meinen Bruder zu fragen.«
»Er sagt bestimmt nichts. Sie kennt ihn nicht!«, beteuerte Robert.
»Okay, okay, aber Sie kennen Donald Favier, stimmt’s? Den Reverend.«
Julie senkte die Lider über die geschminkten Augen, fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen und sah aus, als wäre sie am liebsten in einem Mauseloch verschwunden. »Ich bin ein paar Mal in die Dreifaltigkeitsgemeinde zum Gottesdienst gegangen. Mit meiner Mom.«
»Und dann sind Sie in Cahill House gelandet, wo er Pastor war.«
Sie schluckte und wurde rot. Ihre Fassade bröckelte ein wenig, und sie wirkte wie das Kind, das sie im Grunde noch war. »Ja. Ich war schwanger.«
»Waren Sie der Vater?«, fragte Nick, an Robert gewandt.
»Ja, und?«, schoss der Junge zurück. »Jule, wir müssen diesen Losern nicht Rede und Antwort stehen.«
»Was ist aus dem Baby geworden?«, hakte Nick nach.
Julie schloss sekundenlang die Augen und sah aus, als drohte sie in Ohnmacht zu fallen, doch dann reckte sie das Kinn. »Ich habe abgetrieben.«
»Auf Ihren Wunsch hin?« Wieder richtete Nick seine Frage an Robert.
Der zuckte die Achseln. »Das war Julies Problem – hm, Entscheidung. Ich war einverstanden. Ganz wie sie wollte.«
»Und wie war das mit den Anschuldigungen gegen den Reverend? Hat er Sie unsittlich berührt, während er Sie betreute?«, fragte Nick sanft, und Julies Augen röteten sich, als müsse sie gegen die Tränen kämpfen. Sie biss an ihrem Daumennagel herum. »Julie?«
»Er … er war nett zu
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