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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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nahm die Feldflasche, die ich mitgebracht hatte, und schraubte den Deckel ab. Er sah sich in der Umgebung um, fand einen großen Felsbrocken, der ihm fast bis an die Schultern reichte. Er stellte die offene Feldflasche darauf und suchte sich dann bei einigen struppigen Büschen eine Stelle zum Hinsetzen, von wo aus er freie Sicht auf mich und die Flasche hatte.
    „Spürst du das Wasser?“
    „Ja.“
    „Überzeuge dich davon. Wenn du versehentlich zu einem der Bäume ausgreifst und dessen Wasser rufst, bringst du das arme Ding um.“
    Das leuchtete ein. Ich dehnte meine Sinne aus. Nach ein paar Sekun­den war ich mir sicher, alle Wasserquellen sauber auseinanderhalten zu können. „Nein, ich hab’s.“
    „Schön, dann los. Ruf es zu dir.“
    „Soll ich dafür sorgen, dass die Flasche angeschwebt kommt oder so?“
    „Nein. Mit der bist du nicht verbunden. Aber mit dem Wasser. Du spürst es. Du berührst es mit deinem Geist. Und jetzt bringst du es dazu, zu dir zu kommen, aus seinem Behältnis zu kommen. Mit Stür­men hast du das bereits geschafft. Jetzt geht es darum, das Gleiche auf einem kleinen, ganz bestimmten Niveau zu schaffen. Vergiss deinen Körpe r – der nutzt dir jetzt gar nichts. Das spielt sich alles in deinem Geist ab.“
    „Und das war’s dann auch schon mit den Anweisungen, Trainer?“
    „Fürchte, ja.“
    Er streckte sich aus und drehte sich auf die Seite, machte es sich bequem. Für jemanden, der solchen Wert auf seine Kleidung legte, hatte er wenig Skrupel, sie schmutzig zu machen. Wäsche waschen war wahrscheinlich eine kleine Sorge, wenn man Personal für so etwas hatte.
    Seufzend wandte ich mich wieder der Feldflasche zu. Was ich da versuchte, kam mir albern vo r – andererseits war das mit dem Erspüren des Wassers anfangs auch so gewesen. Also befolgte ich seine Anweisun­gen, so gut ich konnte. Ich hatte das Wasser so fest im Griff, dass ich es ebenso gut hätte in den Händen halten können. Aber sosehr ich mich auch konzentrierte, ich schaffte es nicht, es in Bewegung zu versetzen. Es kam mir vor wie der Wind. Den konnte ich spüren, aber nicht kontrollieren. Na ja, wenn ich weiterhin Fortschritte machte, konnte ich das eines Tages wahrscheinlich. Aber vorläufig stimmte der Vergleich.
    Die Zeit verging langsam. Extrem langsam. Wieder und wieder versuchte ich, dem Wasser Beine zu machen, aber es dachte gar nicht daran, sich herumscheuchen zu lassen.
    Noch mehr Zeit verging. In Zeitlupe.
    Bald fand ich es eigentlich ganz gut, dass die Bänder meine Armbanduhr verdeckten; andernfalls hätte ich mich bei jedem Blick darauf nur aufgeregt. Stunden mussten vergangen sein, da war ich mir ganz sicher. Das Licht hatte immer mehr nachgelassen. Ich sah zu Dorian und hätte schwören können, dass er eingeschlafen war.
    „Hey“, sagte ich. Keine Antwort. „Hey!“
    Er öffnete ein Auge.
    „Ich komme keinen Schritt weiter. Wir sollten für heute Schluss machen.“
    Er setzte sich auf. „Dann willst du schon aufgeben?“
    „Schon? Das waren mindestens zwei Stunden. Eher drei.“
    „Wunder geschehen nicht über Nacht. So etwas braucht Zeit.“
    „Und wie viel Zeit, bittschön? Ich frage mich langsam, ob du diese Bedingung von wegen meine Magie beherrschen nicht einfach bloß aufgestellt hast, um Jasmine da noch nicht rausholen zu müssen.“
    „Nun ja. Glaube das ruhig, wenn es dir die Sache erleichtert. Die Wahrheit is t – falls du mir genügend vertraust, um sie hören zu wolle n – , dass dies hier deinem eigenen Schutz dient. In einer perfekten Welt würden wir gehen und das Mädchen heimlich, still und leise dort herausholen. In der Welt, wie sie nun einmal ist, werden wir vorher mit den Wachen und mit Aeson kämpfen müssen. Ich würde es bevorzugen, wenn wir beide dort lebend wieder herauskämen. Was dir letztes Mal fast nicht gelungen wäre.“
    „Das wird noch ewig dauern. Dieses Training, meine ich.“
    Mir war klar, dass ich nur rumjammerte, aber mir tat der Rücken weh, und die Moskitos kamen auch schon raus. Als es um die Wasserquellen gegangen war, hatte ich wenigstens raten können. Hier jedoch konnte ich nichts weiter tun, als zu glotzen und zu warten. Wenn nichts passierte, passierte eben nichts.
    „Tut mir leid“, sagte ich. „Ich bin einfach müde, das ist alles. Ich wollte dich nicht anmeckern.“
    Meine Reaktion schien ihn wie immer gar nicht zu bekümmern. Tatsächlich konnte ich im Zwielicht sehen, dass er mich freundlich ansah. „Kein Problem. Dann

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