Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
anschleichen konnte.
Als wir drinnen Platz genommen hatten, fand Dorian es viel interessanter, sich den Laden anzugucken als die Speisekarte.
„Such du etwas für mich aus.“ Er sah einer sechsköpfigen Familie nach, die gerade ging. „Bei allen Göttern, sind das alles ihre Kinder?“
Ich sah kurz auf. „Wahrscheinlich.“
„Und die Mutter scheint schon wieder schwanger zu sein. Unglaublich. Bei mir zu Hause würden diese Leute als Fruchtbarkeitsgötter verehrt werden. Zwei Kinder zu haben ist schon etwas ganz Besonderes.“
Die Bedienung kam zurück. Ich bestellte Ravioli mit Spinatfüllung für mich und ein pikantes Hühnergericht für ihn.
„Aber eigentlich weichen Familien der Mittel- und Oberschicht hier auch schon von der Norm ab, wenn sie zwei Kinder haben. Und die meisten Frauen fangen in meinem Alter noch gar nicht damit an, welche zu kriegen.“
„Verblüffend.“ Er stützte seinen Ellbogen auf den Tisch, legte das Kinn in die Hand. „Eine Frau in deinem Alter könnte längst so viele haben.“
„Hey, ich bin gerade mal sechsundzwanzig. Das ist noch gar nicht so alt. Und außerdem wirke ich viel jünger.“
„Das liegt am Blut deines Vaters. Und ich wollte dich nicht beleidige n – sondern nur eine Feststellung machen.“ Er seufzte. „Ich gäbe mein halbes Königreich für auch nur ein Kind.“
Ich lächelte gerissen. „So wie für die Chance, den Enkelsohn des Sturmkönigs zu zeugen?“
„Seine Enkeltochter wäre mir auch recht. Oder überhaupt irgendein Kind.“
„Warum suchst du dir dann nicht irgendeine nette Frau und legst dir eins zu?“
„Glaub mir, an mangelnden Versuchen liegt es nicht.“ Sein Gesicht war ungewohnt ernst, aber nur einen Moment lang. „Ah, das ist doch einmal eine attraktive junge Frau.“
Ich folgte seinem Blick durchs Restaurant und sah eine große Blondine aus der Toilette kommen. Sie war in ein enges Lycrakleid gezwängt, aus dem ihre Brüste praktisch hervorquollen. Ich brachte es nicht übers Herz, Dorian zu sagen, dass da wahrscheinlich eine ordentliche Portion Silikon im Spiel war. Sein Blick hing an ihr, aber dann muss wohl sein Charme-Alarm losgegangen sein, denn er wandte sich wieder mir zu, um mich nicht zu vernachlässigen.
„Wobei du heute auch wieder bezaubernd aussiehst.“
„Du brauchst mich nicht zu besänftigen.“ Ich lachte. „Du darfst gern andere Frauen begaffen.“
Unser Spätnachmittagsmahl ging angenehm weiter, und Dorian war von vorne bis hinten entzückt. Die Kreditkarte, mit der ich bezahlte, faszinierte ihn besonders.
„Darauf sind Informationen über mich gespeichert“, versuchte ich es zu erklären. „Diese Informationen ermöglichen es dem Restaurant, das Geld von mir zu bekommen.“
Als ich die Karte zurückbekam, nahm er sie vorsichtig und drehte sie immer wieder zwischen seinen Fingerspitzen. „Beeindruckend. Ich nehme an, das hat etwas mit Elektrizität zu tun? Dem Lebenssaft eurer Kultur?“
Sein ironischer Tonfall ließ mich schmunzeln. „So in der Art.“
Erst als wir auf dem knapp zweieinhalb Kilometer langen Spaziergang zum Catalina State Park waren, wurde es ein wenig angespannt zwischen uns.
„Was von dem Kitsune gehört?“
„Er hat einen Namen.“
„Was von Kiyo gehört?“
„Nein.“
„Im Ernst? Er hat nicht versucht, dich zu erreichen und um Verzeihung zu bitten?“
„Nein“, sagte ich durch gefletschte Zähne. Irgendwie klang es bei ihm so, als wäre ich auf das Übelste beleidigt worden.
„Merkwürdig. Weil ich das nämlich tun würde, wenn ich meine Liebste so vor den Kopf gestoßen hätte. Aber wenn ein Mann seine halbe Zeit als Tier verbringt, kann man wohl wirklich nicht von ihm erwarten, dass er viel anders handelt.“
Ich blieb stehen. „Hör auf damit. Lass es einfach bleiben, okay? Hör auf, mich gegen ihn aufzustacheln.“
„Wozu braucht es da mich, dafür hat er doch längst allein gesorgt.“
„Verdammt, Dorian. Ich meine es ernst.“
Wir gingen weiter, aber nun war ich es, die nach ein paar Minuten des Schweigens das Thema wieder aufbrachte. „Du hast es gewusst. Du hast gewusst, dass Maiwenn schwanger ist, und hast es mir nicht gesagt.“
„Es war ja nicht mein Geheimnis. Außerdem habe ich schon Ärger bekommen, als ich das letzte Mal schlecht von ihr gesprochen habe. Du hast mir vorgeworfen, dass ich versuchen würde, dich gegen sie einzunehmen.“
„Ich weiß nicht, ob sich das vergleichen lässt. Wir reden gerade über Kiyo. Letztes Mal
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