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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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ähnlich wie vorhin seine Leinwand.
    „Das ist ein sehr schönes Hemd.“ Ich sah an mir hinab. Ich trug ein schwarzes Tank Top, das im oberen Teil mit einer Reihe roter Margeriten bestickt war. „Hmm. Versuchen wir etwas anderes.“
    Er legte die pastellfarbenen Bänder beiseite und kam stattdessen mit roten und schwarzen Bündeln zurück. Er legte meine Unterarme auf den Armlehnen des Stuhls zurecht und umwickelte jeden zunächst mit schwarzer Seide, sodass ein X-Muster entstand. Es erinnerte mich an die Bindetechnik bei Ballettschuhen. Anschließend machte er dasselbe in Rot.
    „Diesmal sind sie breiter“, stellte ich fest. „Fast schon wie Schals. Du hast wohl alles im Schrank, was sich als Fessel benutzen lässt, was?“
    „Fast“, sagte er. „Na schön. Fangen wir an. Das Wasser steht dort drüben.“
    Er zeigte zu einem Tisch beim Fenster, auf dem mein alter Freund stand, der Krug, aber das hatte ich längst gewusst. Ich machte es mir auf dem Stuhl so bequem, wie es ging, starrte auf den Krug und ließ meinen Geist sofort nach dem Wasser ausgreifen. Es gleißte wie ein Leuchtfeuer für mich. Auch alles andere Wasser im Raum konnte ich spüren. Dorian und mich, den Wein, Dunst in der Luft. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf das Wasser in dem Krug.
    Ich kann dich fühlen, nun komm her.
    Aber, wie viele Übungen gezeigt hatten, mit Wollen allein war es nicht getan. Herrgott, wie mich das nervte. Ehrlich, ich hatte keine Ahnung, wie Dorian es aushielt, während dieser ganzen Sessions immer bloß zu warten und zu warten. Das musste höllisch langweilig sein. Ich war ja schon gelangweilt, und ich hatte immerhin was zu tun. Irgendwie.
    Nein. Nein, so wird das nichts. Vergiss das mit der Langeweile. Konzentriere dich auf deine Aufgabe.
    Wieder vergingen Stunden. Falls Dorian immer noch wach wa r – was ich bezweifelt e – , würde er die Session demnächst beenden. Die Aussicht ärgerte mich, aber ich verstand es auch. Ich war längst am Ende und hatte müde Augen. Ich blinzelte mehrmals, um wieder klar sehen zu können und damit sie sich nicht mehr so trocken anfühlten. Darum merkte ich wohl überhaupt, was als Nächstes geschah.
    „Dorian, schau. Der Krug.“
    Er setzte sich prompt auf und folgte meinem Blick. Im nächsten Moment ging er hinüber und berührte den Krug, fuhr mit den Fingern die Wandung entlang. Wasser rann langsam die Keramikoberfläche hinab, sammelte sich auf dem Glastisch. Langsam breitete sich ein Lächeln auf Dorians Gesicht aus.
    „Du hast es. Es hört auf dich. Nun lass es weiterkomme n – ganz aus dem Krug raus.“
    Einen greifbaren Fortschritt vor Augen, wurde ich ganz aufgeregt. Ich überlegte angestrengt, was ich getan hatte, versuchte, es zu wiederholen. Ungefähr eine Minute später konnte ich sehen, dass Wasser die Wandung des Kruges hinunterlief, viel schneller und in größerer Menge. Die Pfütze auf dem Tisch erreichte den Rand, Tropfen klatschten zu Boden.
    „Ich werde noch den Teppich ruinieren.“
    „Der Teppich ist egal. Hol es näher zu dir.“ Die erwartungsvolle Spannung war ihm anzuhören.
    Mein Verstand sagte mir, dass ein Teppich unwegsames Gelände war, und prompt kam das Wasser nicht mehr so gut voran. Dann sagte ich mir, dass sich das nur in meinem Kopf abspielte. Der Teppich hatte gar nichts damit zu tun. Nur meine Beherrschung des Wassers spielte eine Rolle.
    Kaum hatte ich diesen Sprung gemacht, kam das Wasser in einem sich windenden Bach über den Teppich auf mich zu, fast wie eine Schlange. Es erreichte meine Füße, und ich konnte spüren, dass es auf weitere Instruktionen wartete. Nur wusste ich nicht, was ich zu ihm sagen sollte. Ich wollte doch einfach nur, dass es zu mir kam.
    Kaum hatte ich diesem Gedanken Gestalt gegeben, da sprang das Wasser vor mir hoch und schwebte in der Luft. Ich bekam den Mund nicht mehr zu, als es in Hunderte Tropfen zerfiel. Sie hingen dort wie Ketten von Glasperlen. Ich starrte sie fasziniert an, hatte aber keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte. Sie entglitten mir und zerstäubten zu einem feinen Nebel. Sekunden später löste sich die Wolke in Luft au f – oder besser in Luftfeuchtigkeit. Als alles verschwunden war, verging auch die prickelnde Euphorie, die durch meine Adern raste.
    Weder Dorian noch ich sagten etwas. Dann fing ich zu lachen an. Und konnte nicht mehr aufhören. Es hatte sich einfach herrlich an­gefühlt. Ich wollte es gleich noch mal machen, und dann noch mal, bloß gab es kein Wasser mehr.

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