Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
sein. Es war etwas Greifbares, etwas, mit dem ich mehr Erfahrung hatte als mit der seltsamen, flüchtigen Natur der eigentlichen Magie. Volusian hatte einmal bemerkt, dass ich mir als Kind beider Welten auch von beiden das Beste zu eigen machen konnte. Ich war Feine und Mensch. Hatte also Zugang zu Magie und Wissenschaft.
Mehr als eine Stunde lang blätterte ich in Büchern über die Atmosphäre, über Gewitter, Stürme und andere Wetterphänomene. Als durchgesagt wurde, dass sie gleich schließen würden, konnte ich es kaum fassen. Die Zeit war wie im Flug vergangen. Ich schnappte mir die Bücher, die mir am nützlichsten erschienen, bezahlte und fuhr nach Hause.
„Lesen hat echt was“, sagte Tim, als ich mit meiner schweren Tüte durch die Tür kam.
Ich ignorierte ihn und zog mich in mein Zimmer zurück. Warf die Bücher aufs Bett, schnappte mir dasjenige, das am hilfreichsten aussah, und setzte mich an meinen Schreibtisch, wo immer noch der unfertige Eiffelturm herumlag. In letzter Zeit war ich kaum zum Puzzeln gekommen. Mit einem wehmütigen letzten Blick fegte ich die Teile in die Schachtel und stellte sie weg. Der Turm würde warten müssen.
Ich machte es mir auf dem Stuhl bequem und klappte das Hochglanzbuch mit seinen durchgehend farbigen Illustrationen auf. Nach dem Inhaltsverzeichnis und der Einleitung kam das, worauf es ankam.
Kapitel 1: Feuchtegehalt der Atmosphäre
**** Span.: 5. Mai, der mexikanische Nationalfeiertag, der zunehmend auch in den südlichen Staaten der USA mit einem hohen Anteil an mexikanischstämmiger Bevölkerung gefeiert wird.
KAPITEL 24
Welche abfälligen Kommentare Dorian und Maiwenn dafür auch auf Lager haben mochten, Tucson war der beste Ort zum Leben, den es überhaupt gab.
Als ich am folgenden Abend auf dem Wüstenkreuzweg stand, hielt ich vor dem Überwechseln einen Moment inne, um meine Umgebung in mich aufzunehmen. Dorians Königreich war schön, keine Frage, aber hiergegen kam es nicht an. Weil es nicht mein Zuhause war. Ein leichter Wind bewegte die trockene Luft, zerzauste mir die Haare und flüsterte, dass der Frühling bald dem Sommer weichen würde. Die Brise trug sämtliche köstlichen Gerüche der Wüste mit sich, darunter auch den süßen Duft der flauschigen gelben Mesquiteblüten. Von oben knallte erbarmungslos die Sonne herab und warnte die Schwachen, sich gefälligst zu verkrümeln. Das Ende der Touristensaison ging meist mit einem krassen Anstieg der Temperaturen einher, aber ich liebte diese Zeit des Jahres.
Und überall um mich herum in dieser trockenen und unversöhnlichen Hitze konnte ich das verborgene Wasser spüren. Es war in den Saguaros und den Kaktuszaunkönigen und den Pfahlwurzeln der Mesquitebäume. Sogar in der Luft waren Teilchen davon vorhanden, der angeblichen Trockenheit zum Trotz. Überall, wo es Leben gab, war auch Wasser. Es zu erspüren war mir inzwischen zur zweiten Natur geworden. Es zu rufen blieb eine Herausforderung.
Ich schloss die Augen, ließ meinen Geist durch die Grenzen ausgreifen und mich in die Anderswelt holen. Mit der Praxis kam wirklich Perfektion in diese Übergänge; sie gelangen jetzt genauso mühelos wie das Aufspüren von Wasser. Mein Körper schlüpfte hindurch, wurde zu der korrespondierenden durchlässigen Stelle in der Nähe von Dorians Burg gezogen. Bevor ich dort ankam, griff ich jedoch zu dem Slinky und benutzte meine eingelagerte Essenz als Magnet, ließ mich dorthin ziehen statt zu der Straße.
Sekunden später erschien ich auf Dorians Bett.
„Unverschämtheit.“ Ich sprang herunter und setzte mich auf den Bettrand, hob das Slinky auf und spielte damit, sah zu, wie die Spiralen sich bogen und zusammenfielen.
„Seid Ihr das, Mylady?“, hörte ich eine zaghafte Stimme rufen. Gleich darauf steckte Nia ihren Kopf aus dem Nebenzimmer. „Seine Majestät hält sich im Wintergarten auf. Wenn Ihr mir folgen würdet?“
Wow. Dass ein Haus einen Wintergarten besaß, kannte ich bis jetzt nur aus dem Spiel Cluedo. Als Nia mich dorthin führte, fand ich Dorian vor einer Leinwand stehend vor, mit einer Palette und einem Pinsel in der Hand. Dorian, im Wintergarten, mit dem Kerzenleuchter , dachte ich. Ähm, Pinsel.
Als er mich sah, lächelte er. „Lady Markham, Ihr kommt gerade zur rechten Zeit. Vielleicht könnt Ihr Rurik aufmuntern. Er bringt keinerlei Verständnis für die Kunst mehr auf.“
Ich sah zu Rurik hinüber. Der riesige Krieger mit den platinblonden Haaren saß auf einer
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