Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
zierlichen, mit lavendelfarbenem Samt bezogenen Chaiselongue. Er trug eine komplette Rüstung aus Leder und Kupfer, und allein schon der Kontrast ließ mich zusammenzucken.
„Ich bemühe mich durchaus darum, Eure Majestät.“ Er sprach mit zusammengebissenen Zähnen. „Aber hier in dieser Rüstung zu sitzen und stillzuhalten ist gar nicht so einfach.“
„Bah, wie du jammerst. Höchst ungehörig für einen Mann deiner Position. Stell dir vor, Lady Markham kann stundenlang stillhalte n – und das in weit weniger bequemen Umständen, möchte ich hinzufügen.“
Rurik warf einen Blick zu mir herüber. Er wirkte entsetzt und beeindruckt zugleich.
„Nicht bewegen! Schau wieder hierher.“
Ruriks anzügliches Grinsen verging, als er sich wieder zu seinem König umdrehte. Dorians Leinwand stand mit der Rückseite zu mir, sodass ich keine Ahnung hatte, wie das Meisterwerk aussah. Ich wollte herumgehen und es mir ansehen, aber er winkte mich mit seinem Pinsel weg.
„Nein, nein. Erst, wenn ich fertig bin.“
Achselzuckend zog ich mir einen weiteren lavendelfarbenen Sessel hera n – tatsächlich war der komplette Raum in dieser Farbe eingerichte t – und fläzte mich hinein. Dorian sprach, ohne von seinem Werk aufzusehen.
„Und was habt Ihr heute so getan, meine Liebe? Irgendetwas Amüsantes?“
„Eigentlich nicht. Ausgeschlafen. Einen Totengeist verbannt. Ansonsten habe ich praktisch nur gelesen. Ziemlich unspektakulär.“
„Was lest Ihr denn gerade? Ich schätze ja besonders die Werke dieses einen Menschendichter s … ach, jetzt fällt mir sein Name nicht mehr ein. Er war vor einiger Zeit sehr beliebt. Shakemore?“
„Shakespeare?“
„Ja, der. Hat er einmal wieder etwas Neues geschrieben?“
„Ähm, nein, in den letzten vier, fünf Jahrhunderten nicht.“
„Ein Jammer. Was also habt Ihr stattdessen gelesen?“
„Ein Buch über das Wetter.“
Er hielt mitten im Pinselschwung inne. „Und was habt Ihr in Erfahrung gebracht?“
„Alle möglichen Sachen über Stürme und Unwetter. Wie Wassermoleküle entstehen und kondensieren, wie geladene Teilchen sich entladen und so Blitze formen. Ach, und auch noch was über Hoch- und Tiefdruck, aber das muss ich mir noch mal vorknöpfen. War ganz schön verwirrend.“
Beide Männer bedachten mich mit einem kurzen, verständnislosen Blick, dann kehrte Dorian zu seiner Arbeit zurück. „Ah ja. Und meint Ihr, dies wird Euch das Lernen erleichtern?“
„Bin mir nicht sicher. Aber ich weiß gern, wie das Endresultat eigentlich aussehen soll.“
Schweigen machte sich breit, während Dorian wieder malte. Rurik guckte verdrossen und machte seiner Unzufriedenheit ab und zu mit einem Seufzer Luft. Ich hatte ihm die Sache mit dem Eiselementar nie richtig verziehen; darum hatte es seinen Reiz, ihn leiden zu sehen. Unglücklicherweise wurde es nach einer Weile langweilig. Ich verschränkte die Arme und ließ mich tiefer in den Sessel rutschen. Das fiel ihm auf.
„Sire, Eure Dame ist unruhig. Ich bin sicher, Ihr habt Interessanteres mit ihr vor. Wir können gern ein andermal weitermachen.“
„Unsinn. Ich bin fast fertig.“
Rurik machte zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, ein erfreutes Gesicht. Damit war es vorbei, als Dorian die Leinwand umdrehte und uns sein Werk zeigte.
Wir starrten es an.
„Sire, das da an meinem Hal s … ist das eine Schleife?“
Ich reckte den Hals. „Sieht ganz so aus. Aber der Res t … Mann, das ist richtig gut. Ich wusste gar nicht, dass Ihr Euch so auf Gesichter versteht.“
Dorian strahlte. „Oh. Danke. Euch kann ich auch einmal malen, wenn Ihr möchtet.“
„Das ist eine Schleife “, protestierte Rurik.
Dorian betrachtete die Leinwand und sah dann wieder zu dem Krieger. „Sie passt zu dem Sitzmöbel. Ich musste sie hinzufügen, als verbindendes Element.“
Als wir in seinem Schlafzimmer waren, warf Dorian wie immer seinen Umhang ab, einen silbergrauen diesmal, und goss sich ein Glas Wein ein. Heute Abend trank er irgendeinen roten.
„Startklar?“
Ich nickte und setzte mich auf den Stuhl in der Raummitte. Ich glaubte wie gesagt nicht ernsthaft, dass mir die Bücher über Meteorologie großartig weiterhelfen würden; trotzdem hatte ich jetzt ein besseres Gefühl. Als ob ich die Ausbildung jetzt selber in die Hand genommen hätte.
Dorian nahm noch einen Schluck von seinem Wein, wählte ein paar Seidenbänder und kam näher. Er stemmte eine Hand in die Hüfte und nahm mich genau in Augenschein, ganz
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