Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
Wassermenge herbeizurufen, eine, für die meine Kräfte ausreichten. Ich verlagerte meine Konzentration. Meine Magie griff aus, packte die Wassermoleküle, auf die es mir ankam, und verband sich mit ihnen. Sie erkannten mich, und ich rief sie zu mir. Sie widersetzten sich ein wenig. Es waren mehr als in dem Krug neulich.
Gehorcht mir! , rief ich ihnen zu. Kommt zu mir! Ich bin eure Herrin.
Es vergingen nur wenige Sekunden, während ich um die Herrschaft über das Wasser rang. Aeson reckte immer noch die Arme empor und ließ die Flammenwände langsam schrumpfen. Es war wohl ein sadistischer Versuch, Dorians Leiden zu verlängern. Aber genau diese Verzögerung brauchte ich, während ich heftiger an dem Wasser zerrte.
Im gleichen Moment machte Aeson ein merkwürdiges Gesicht und sah sich um, als versuche er, irgendetwas zu finde n – nur dass er nicht wusste, was.
Kommt zu mir!
Ich konnte spüren, wie das Wasser sich meinem Befehl nicht länger widersetzte und sich losriss. Grauen verzerrte Aesons Züge. Er riss die Hände herunter und umklammerte seinen Kopf. Es sah fast aus, als wolle er ihn abreißen. Hinter ihm verblassten die Flammen um Dorian und verschwanden so abrupt, als hätte sich doch ein See auf sie ergossen.
Aber ich hatte wie gesagt keinen See gebraucht. Sondern eine viel kleinere Quelle. Ich hatte Aeson gebraucht. Das in ihm enthaltene Wasser entsprach der Menge, mit der ich umgehen konnte; diese Quelle hatte ich unter mein Kommando gebracht. Der menschliche Körper bestand schließlic h – ebenso wie der von Feine n – zu fünfundsechzig Prozent aus Wasser.
Und einen Moment später war es zu mir gekommen. Die restlichen fünfunddreißig Prozent nicht.
KAPITEL 26
Wenn ein Elfenkönig explodiert, fällt das schon irgendwie auf.
Ich weiß nicht, woher sie alle wussten, dass ich dafür verantwortlich war, aber auf einmal richteten Freund und Feind die Augen auf mich, und der Kampf war vorbei. Die Kerle, die mich eben noch festgehalten hatten, wichen zurück. Angst glitzerte in ihren aufgerissenen Augen. Irgendwie hatte ich gar nicht mehr wahrgenommen, dass ich gefangen gewesen war. Die Erfahrung ähnelte tatsächlich stark den Situationen, wenn Dorian mich gefesselt hatte. Vielleicht war diese Vorgehensweise ja mehr gewesen als nur ein Ausdruck seiner perversen Neigungen.
Keiner der wenigen Wachsoldaten, die noch übrig waren, rührte sich von der Stelle. Ich fragte mich, ob es wie in diesen Filmen war, wo das Töten des Oberzombies den ganzen Rest stoppte. Kiyo kam zu mir getrottet. Sein Fell war schmutzig von Blut und Erde, aber seine Augen leuchteten unternehmungslustig, als hätte er noch die ganze Nacht kämpfen können. Volusian stand ganz in der Nähe und sah sich alles an. Seine Miene war nicht zu deuten.
Ich sah mich ebenfalls um und begriff erst jetzt, was ich gerade angerichtet hatte. Alles, was von Aesons Körper kein Wasser gewesen war, lag in einem großen Kreis um die Stelle verstreut, wo er gestanden hatte. Ich erkannte Blut und Knochenteile, aber die meisten Überreste waren schleimige, undefinierbare Brocken. Magensaft stieg mir in die Kehle, und ich hatte Mühe, ihn wieder hinunterzuschlucken. Himmel, was für eine Schweinerei. Kein Wunder, dass die Wachen mich anstarrten wie irgendein Monster. Ich hatte mich nach der Macht gesehnt, die mir die vom Sturmkönig geerbten Kräfte geben konnten, aber das hie r … also, ich hatte keine Ahnung, ob ich mit so etwas, wenn es regelmäßig stattfand, klarkam.
„Sire!“
Shaya kam durch die Bäume gehetzt, brach auf die Lichtung. Verglichen mit uns anderen sah sie bemerkenswert frisch aus, aber sie hatte ja wahrscheinlich auch den Großteil unserer Kampfzeit damit verbracht, zu uns zurückzujoggen, als erst einmal die Bäume in Gang gesetzt gewesen waren. Sie kniete sich neben Dorian, barg seinen Kopf in ihrem Schoß. Ich hatte ihn nach dieser Explosion fast vergessen.
Ich lief hinüber, fiel neben ihm auf die Knie. Zu meiner Überraschung sah er eher dreckig als verbrannt aus. Er schien den schlimmsten Sonnenbrand seines Lebens zu haben, und seine Kleidung war angesengt und an manchen Stellen weggebrannt. Er sah völlig fertig aus, aber er hatte noch genug Kraft, Shaya beiseitezuschieben, als er mich sah.
„Mir geht’s gut, mir geht’s gut.“ Er versuchte sich aufzusetzen. „Eugeni e … “
„Wie zum Teufel habt Ihr das überlebt?“, rief ich.
„Unter einem Schild aus Erde. Unwichtig. Passt auf, Ihr müss t …
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