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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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Kakteensträucher. Agaven. Das Land hinter der Feste schob sich zu schroffen Hügeln und Ebenen auf, die gut ein Vorgebirge hätten sein können. Dürre Kiefern wuchsen an diesen Hängen empor, bedeckten sie in kleinen Wäldchen. Die Luftfeuchtigkeit fiel, und die Temperatur stieg leicht an. Schließlich kamen die Kakteen, schossen überall aus dem Boden, und sie waren voller Blüten. Eine solche Pracht hatten wir daheim noch nie erlebt, aber da war sie, ein Ausbruch an Farben, die selbst im schwachen Licht der Dämmerung schon kräftig leuchteten. Saguaros sprangen zwischen den blühenden Kakteen empor und erreichten binnen Sekunden Größen, zu denen sie normalerweise Hunderte von Jahren bräuchten.
    Dann kam das Land langsam zur Ruhe, nur direkt neben mir nicht. Dort bebte der Boden unter der Gewalt von etwas, das dort herausdrängte. Ich warf mich zur Seite, um nicht aufgespießt zu werden. Momente später brach ein Baum aus der Erde, wuchs mit unwirklicher Geschwindigkeit empor. Als er ungefähr acht Meter hoch war, spreizte er seine stacheligen grau-schwarzen Zweige zur Seite. Lila Blüten sprangen überall hervor wie eine Wolke oder ein Schleier.
    Dann war alles still. Ich stand mit offenem Mund da. Ich stand mitten in einem Sommer in Tucson. Nur dass er noch viel besser war. Die Sorte Sommer, von der man immer träumte, die man aber so gut wie nie bekam.
    Wir alle waren wie erstarrt und sahen uns um, warteten darauf, was als Nächstes kam. Nur Dorian und Volusian machten einen gelassenen Eindruck.
    „Was ist das für ein Baum?“, fragte Dorian leise und sah zu seiner Krone hinauf.
    Ich schluckte. „Da s … das ist ein Rauchdorn.“ Meine Mutter hatte ein paar in ihrem Garten stehen.
    „Wa s … was ist hier gerade passiert?“, brachte ich heraus. Eine leichte Brise trug den süßen Duft der Mesquitebäume heran, berauschend und lecker.
    „Er hat dir ein Königreich verschafft“, sagte eine klare Sopranstimme. „Du hast gestohlen, was eigentlich mir zustand.“
    Jasmine Delaney war gekommen.
    Sie sah ätherisch aus im frühen Morgenlicht. Ihre rotblonden Haare fielen lang und offen herab, und ein körpernah geschnittenes blaues Gewand bedeckte ihren schlanken Leib. Ihre unglaublich großen grauen Augen sahen schwarz aus in der Dämmerung. Neben ihr stand Finn.
    Ich stand auf. Dorian neben mir ebenfalls, aber er hatte mehr Mühe damit. Er berührte meinen Arm. „Seid vorsichtig.“
    Irgendetwas stimmte hier nicht; bloß hatte ich keine Ahnung, was.
    „Jasmin e … “, sagte ich dümmlich. „Wir sind gekommen, um dich nach Hause zu bringen.“
    Ihre Lippen bildeten eine schmale Linie, die weder ein Lächeln war noch eine Grimasse. „Ich bin zu Hause. Nachdem ich mich die ganze Zeit mit Menschen habe abgeben müssen, bin ich endlich da, wo ich hingehöre.“
    „Du weißt nicht, was du sagst. Ich weiß, du denkst, du möchtest hier gern sein, aber das ist ein Irrtum. Du musst mitkommen, nach Hause.“
    „Nein, Eugenie. Ich sage genau das, was du schon längst hättest sagen sollen. Ich habe mein Geburtsrecht begriffen und bin gekommen, um es zu beanspruchen. Wohingegen d u … “ Sie schüttelte den Kopf. Zorn glühte in ihren Worten. Die Intensität dieses Hasses war fast absurd im Zusammenspiel mit ihrer jungen, hohen Stimm e – ebenso wie die Tatsache, dass sie allen Ernstes das Wort Geburtsrecht benutzt hatte. Das kam vom langen Rumhängen mit Feinen. „Du bist hier der größte Rockstar geworden. Du hättest alles haben können, bloß konntest du nicht damit umgehen. Du hast deine ganze Zeit mit Meckern und Jammern zugebracht und so getan, als wäre es ganz schrecklich, du zu sein. Das war dumm, aber sie haben es dir alle abgenommen. Sogar Aeson.“
    Sie schien den Tränen nahe, und in meiner Kehle bildete sich ein Klumpen. Nicht, weil ich Mitleid mit ihr hatte, sondern weil ich mit tödlicher Sicherheit wusste, was sie als Nächstes sagen würde.
    „Bloß weil du die Ältere bist und diese blöde Kriegerinnensache am Laufen hast, fand er, dass du es sein solltest, die den Thronerben kriegt, und nicht ich. Er wollte mich beiseiteschieben, obwohl ich ihm die ganze Zeit über treu gedient hab e – sogar schon bevor er mich herübergeholt hat. Das spielte alles keine Rolle mehr. Er wollte mich trotzdem loswerden, deinetwegen.“
    Ich schloss einen Moment lang die Augen, weil ich ihren Blick nicht mehr ertrug. Ihren Blick aus diesen riesigen grauen Augen, grau wie der Himmel an einem

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