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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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    „Eure Majestät, wir müssen Euch zu einem Heiler schaffen. Wir dürfen hier nicht bleiben.“
    Ich nickte zustimmend. „Sie hat recht.“
    „Verdammt! Um meinen Körper könnt ihr zwei euch gern später kümmern, wenn ihr Lust habt. Aber jetzt müsst Ihr handeln, Eugenie.“ Er ergriff meinen Arm und krallte schmerzhaft die Finger hinein, um die Dringlichkeit zu unterstreichen. „Und zwar sofort, wenn Ihr Aeson ein Ende bereiten wollt.“
    Ich sah zu den Blutklumpen überall. „Mehr Ende geht kaum. Und sein Schatten ist nirgendwo zu spüren. Er ist tot.“
    Dorian schüttelte den Kopf. „Hört mir zu. Findet sein Blut, ähm, oder was dafür durchgehen kann.“ Er sah sich um und entdeckte in dem schwachen Licht eine kleine Wasserpfütze, die dunkle Brocken zu enthalten schien. „Dort. Berührt es, und dann steckt Eure Hand in den Erdboden.“
    Shaya stieß einen Laut der Überraschung aus.
    „Warum das denn?“ Schlimm genug, dass ich diese Schweinerei angerichtet hatte. Jetzt musste ich sie auch noch anfassen?
    „Tut es einfach, Eugenie!“ Seine Stimme zitterte, aber er sprach mit Nachdruck. Es erinnerte mich daran, wie wild und erbittert er gegen die Nixen gekämpft hatte.
    „Er hat recht“, kam es ruhig von Volusian. „Ihr müsst zu Ende brin­gen, was Ihr begonnen habt.“
    Ich wusste zwar immer noch nicht, was das sollte, aber ich tat, was sie sagten. Ich tauchte meine Hand in die Flüssigkeit, die immer noch warm war. Wieder drehte sich mir der Magen um. Ich spürte die Anspannung in Aesons Wachen, aber sie mischten sich nicht ein.
    „Nun steckt Eure Hand in den Boden“, sagte Dorian.
    Stirnrunzelnd versuchte ich es. „Ich komme nicht rein. Er ist zu hart.“
    Und dann war er es nicht mehr. Meine Finger sanken ein. Ganz leicht. Der eben noch feste Erdboden wurde weich wie Treibsand und zog meine Hand bis zum Gelenk hinein. Ich fragte mich, ob Dorian mit seiner Magie nachgeholfen hatte.
    Er drehte sich zu mir um. „Erzählt mir, was Ihr spürt.“
    „E s … es ist weich da drin. Und es is t … na ja, Erde.“
    „Und mehr ist da nicht?“ Sein Tonfall verblüffte mich. Besorgt. Verzweifelt.
    „Nein, einfach bloß – wartet. Jetzt fühlt sie sich anders a n … wärmer. Fast schon heiß. Als ob sie sich beweg t … oder lebendig ist.“ Ich sah ihn an. Ich hatte Angst. „Was passiert hier gerade?“
    „Hört mir zu, Eugenie. Ihr müsst jetzt an bestimmte Dinge denke n … an Leben. Lebendigkeit. Stellt Euch bildlich vor, was Euch ein Gefühl von Lebendigkeit gibt, wenn Ihr im Freien seid. Was Euch das Gefühl gibt, mit dem Rest der Welt verbunden zu sein. Kälte. Regen. Blumen. Ganz egal was, stellt es Euch so genau vor, wie Ihr könnt. Für mich ist es der Herbst auf dem Landsitz meines Vaters, wenn die Kronen der Eichen orange sind und die Äpfel reif. Für Euch wird es etwas anderes sein. Bekommt es zu fassen. Wie es aussieht, wie es schmeckt, wie es sich anfühlt. Haltet dieses Bild fest.“
    Ich hatte immer noch Angst, aber ich versuchte, meinen konfusen Verstand auf ein zusammenhängendes Bild zu konzentrieren. Einen Moment lang hatte ich Dorians Vision im Kopf, die kühlen Brisen und leuchtenden Farben seines Landes. Aber nein, das war es nicht, was mir ein Gefühl von Lebendigkeit vermittelte. Sondern Tucson. Trockene Hitze. Der Geruch der Wüste. Die Sonne, wie sie sich über die Santa Catalina Mountains ergoss. Die matten Farben der Sandstreifen, die mit Flecken von Grün übersät waren, wo niedrige Büsche und Pflanzen wuchsen. Die Farben und Formen der Kakteenblüten nach dem Regen.
    Das war Leben. Die Welt, in der ich aufgewachsen war und nach der ich jedes Mal Sehnsucht hatte, wenn ich woanders war. Solche Bilder hatten sich mir ins Gedächtnis gebrannt, so echt, dass ich das Gefühl hatte, den Arm ausstrecken und sie berühren zu können.
    Der Boden bebte unter mir. Erschrocken riss ich die Hand aus dem Erdboden, aber das Beben hörte nicht auf. Das Land ächzte und begann sich vor meinen Augen zu verschieben, zu verändern. Die Wachsoldaten drüben stießen leise Schreie der Furcht aus, und Shaya neben mir murmelte etwas, das nach einem Gebet klang. Die Bäume des Waldes hinter mir schmolzen, sanken in den Boden ein, aus dem sie gesprossen waren. Der grüne Grasteppich, auf dem wir gekämpft hatten, verblasste und wurde durch steinige Erde ersetzt. Einen Moment später schossen struppige Grasbüschel aus dieser Erde empor, zusammen mit kleinen, zähen Pflanzen.

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