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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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in der Anderswelt, einen Schritt dichter als sonst an der Welt, die danach kam.
    Dorian sah mich alarmiert an und begriff, was ich tat. Er streckte die Hand nach mir aus. „Verdammt, werdet Ihr woh l … “
    Er brach abrupt ab, weil ihm klar wurde, dass ich schon weg war. Mich in diesem Zustand zu stören würde tödlich sein. Ich sah verschwommen, wie er die Hand sinken ließ und hilflos meinen Körper anstarrte, der sich in Trance befand, den Körper, in dem mein Geist nicht länger war.
    Ich war weitergezoge n – zum Totenreich.

KAPITEL 27
    Eine Reise in geistiger Form unterscheidet sich sehr von einer Reise mit dem Körper. Der Körper gibt einem mehr Kraf t – und steigert das Risik o – , aber der Geist kann Dinge wahrnehmen, die den normalen Sinnen verborgen bleiben. Während ich immer weiter von der Anderswelt aufstieg, sah ich sie in all ihrer Schönheit und Kraft. Leute und Gegenstände waren von Licht umgeben, manche heller als die andere n – Dorian zum Beispiel leuchtete wie eine kleine Sonne. Überall um ihn und die anderen herum glitzerte das Erlenland mit seiner eigenen Aura, einer Aura, die auf merkwürdige Weise nach mir rief. Sie hinter mir zu lassen fühlte sich seltsam an, als ob ich einen Teil von mir dort zurückließ.
    Was mich betraf, so wuchsen meiner Seele Flügel, als ich in die Unterwelt hinüberwechselte. Ich war dunkel, beinahe schwarz, und von anmutiger Vogelgestalt. Jetzt war ich der schwarze Schwan, mein Totem, die Gestalt, in der mein Geist natürlicherweise die Welten durchquerte. Ich hatte diese Form schon lange nicht mehr benutzen müssen. Bei der Anderswelt hatte ich zuerst die Fähigkeit entwickelt, meinen Geist in einer Gestalt zu bewegen, die nahezu identisch mit meiner körperlichen Erscheinung war; später hatte ich gelernt, ganz mit dem Körper hinüberzugehen. Aber das hier war nicht die Anderswelt, und ich brauchte den Schutz meiner Schwanengestalt. Das Totenreich gab seine Seelen nicht gern wieder her, und je dichter ich an es herankam, desto größerer Gefahr setzte ich mich aus. Ich konnte nur beten, dass Kiyo es bis jetzt noch nicht betreten hatte.
    Ihn zu erspüren war leicht. Mein Körper war immer noch dicht bei dem seinen, und zwischen uns beiden bestand ein geistiges und seelisches Band, das ausreichte, um ihn zu finden. Aber wie sich herausstellte, war er weit vor mir. Zu weit vor mir. Er hatte das schwarze Tor durchquert. Wenn ich ihm folgen wollte, musste ich ernsthaft ins Totenreich eindringen. Dann war meine Rückkehr zweifelhaft.
    Und doc h … ich konnte ihn nicht einfach loslassen. Noch nicht. Nicht, wenn er meinetwegen gestorben war. Nicht, wenn er mich immer noch beschützt hatte, trotz meiner Zurückweisung. Nicht nach dem, was wir miteinander geteilt hatten.
    Ich flog weiter, strich mit meinen Flügeln über Kraftfelder hinweg. Das Tor war nicht zu sehen, aber ich spürte es, als ich es durchquerte. Die Verbindung zu meinem Körper bebte, und ich wusste, dass ich sie gerade gefährdet hatte. Wenn ich zu viel Zeit hier verbrachte, würde sie gänzlich abreißen. Mit diesem Wissen kam noch ein anderer Eindruck, als ich hinüberwechselte, eine so scharfe und plötzliche Empfindung, als hätte mir jemand mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen. Es fühlte sich an wie ein Bauchklatscher in einen eis­kalten Swimmingpoo l – bemerkenswert, wenn man bedachte, dass die Seele keine körperlichen Empfindungen hat. So war es mir jedenfalls beigebracht worden. Ich hatte nie einen Schamanen kennengelernt, der hinübergewechselt war und überlebt hatte, sodass er von der Erfahrung berichten konnte. Sobald ich tatsächlich in diese Welt eingedrungen war, wurde ich von taktilen Sinneseindrücken überschwemmt. Wärme umwirbelte mich, gemischt mit eiskalten Strö­mungen.
    Einen winzigen Augenblick lang sah ich eine Welt, die so schön war, dass es wehtat. Farbe und Licht und Wunder. In diesem Moment spürte ich meine Verbundenheit mit etwas, das viel größer war als ich, etwas, das ich in den Welten der Lebenden nie verstanden hatte. Ich ertrank darin, verlor mich in dieser glühenden Gnade, gegen die sich die Euphorie der Magie banal ausnahm. Und nur für eine Sekunde hätte ich beinahe den Sinn des Lebens und des Todes erfasst.
    Dann war es alles ebenso plötzlich wieder weg, und ich wurde in tiefste Finsternis geschleudert. Ich schrie stumm auf, sehnte mich nach der Rückkehr dieser Schönheit. Wohin war sie verschwunden? Warum wollte sie nicht

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