Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
sich anders an als bei dem Elementar. Eine Art Druck baute sich auf, und ich wusste, dass ich nicht länger allein war. Ich sah zu der Ecke, in der er fast immer erschien. Ein schwarzer Umriss verbarg sich in den Schatten. Rote Augen glühten.
„Hier bin ich, Herrin.“
KAPITEL 6
Ich machte das Licht wieder an.
„Hey, Volusian, wie geht’s?“
Er trat vor und blinzelte verärgert ins Licht, was ich schon von ihm kannte. Er war kleiner als ich, sehr massig und von menschlicher Gestalt, was auf enorme magische Kräfte schließen ließ. Er hatte glatte, fast schon glänzende schwarze Haut und dazu diese roten Augenschlitze, die mich immer ein bisschen nervös machten. Seine Ohren wiesen leichte Spitzen auf.
„Es geht mir wie immer, Herrin.“
„Weißt du, du fragst mich nie, wie es mir geht. Das schmerzt.“
Er beantwortete mein träges Lächeln mit einer leidgeprüften Miene. „Das hat seinen Grund darin, dass auch Ihr stets dieselbe seid. Ihr riecht nach Leben und Blut und Sex. Und Veilchen. Ihr seid eine schmerzvolle Erinnerung an all das, was ich einst war und nie wieder sein werde.“ Er machte eine nachdenkliche Pause. „Der Geruch nach Sex ist sogar stärker als sonst. Meine Herrin wa r … beschäftigt.“
„Du hast da doch nicht etwa gerade einen Witz gemacht.“
Das sagte ich einerseits, um das Thema Sex vom Tisch zu kriegen, und andererseits, um ihn weiter aufzuziehen. Volusian war ungefähr so verdammt, wie eine Seele nur sein kann. Ich hatte keine Ahnung, was er zu Lebzeiten angestellt hatte, aber es musste immerhin so schlimm gewesen sein, dass ihn jemand dazu verflucht hatte, niemals Einlass ins Totenreich zu finden. Seine Seele würde ewig ruhelos sein. Darum hatte er in meiner Welt und der Anderswelt herumgespukt, bis ich ihn dabei erwischte, wie er eine Vorstadtfamilie piesackte.
Ich hatte ihn nicht hinüberschicken können; dazu waren er und der Fluch zu mächtig gewesen. Ich hätte ihn bestenfalls in die Anderswelt verbannen können, nur wäre er dort mit Sicherheit nicht geblieben. Also hatte ich das Zweitbeste getan und ihn zu meinem Sklaven gemacht. Er war an mich gebunden, bis ich ihn freiließ oder die Herrschaft über ihn verlor. So lange konnte ich ihm vorschreiben, was er zu tun hatte. Ich ließ ihn immer in der Anderswelt, bis ich ihn brauchte. Ihn aufzuziehen war eine Möglichkeit, mein Vertrauen in meine Kontrolle über ihn auszudrücken, den Eindruck zu erwecken, dass ich mir nicht die geringsten Sorgen machte. Ich durfte in seiner Gegenwart keinerlei Schwächen zeigen. Er hatte mehrmals deutlich gemacht, dass er mich auf grausame Weise töten würde, wenn er jemals freikäme.
Auf meine letzte Bemerkung antwortete er nicht, sondern starrte mich bloß an. Er war nur verpflichtet, auf direkte Fragen zu antworten.
„Ich brauche einen Rat.“
„Ich tue, was immer meine Herrin befiehlt.“ Am Ende dieses so brav und artig klingenden Satzes hing noch ein unausgesprochenes Bis ich ihr den Odem aus dem Leib pressen kann .
„Ich werde demnächst in die Anderswelt überwechseln. Körperlich.“
Das verschlug ihm beinahe die Sprache. Aber nur beinahe. „Meine Herrin ist töricht.“
„Danke schön. Ich muss ein Menschenmädchen wiederfinden, das von einem notgeilen Feinen entführt worden ist.“
Er ließ sich seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen. „Meine Herrin ist mutig und töricht.“
„Sie wurde von einem gewissen Aeson geraubt. Kennst du ihn?“
„Er ist der König des Erlenlands. Mächtig. Sehr mächtig.“
„Stärker als ich?“
Volusian blieb stumm, dachte nach. „Die Anderswelt schränkt Eure Kräfte nicht ein, wie es sonst bei Menschen der Fall ist. Dennoch wird er dort im Vollbesitz seiner Kräfte sein. Das würde sehr knapp werden. Würdet Ihr hingegen in dieser Welt mit ihm kämpfen, käme es erst gar nicht zu einem Kräftemessen. Hier wäre er deutlich unterlegen.“
„Ich bezweifle, dass er sich darauf einlassen würde. Was ist mit euch dreien? Ich werde euch mitnehmen. Hilft das was?“
„Ich habe befürchtet, dass meine Herrin das sagen würde. Ja, gewiss wird das helfen. Ihr habt mich gebunden, also habe ich Euch zu beschützen, ganz gleich, wie sehr ich um meine Existenz fürchten muss.“
„Ach, sieh doch nicht immer alles so schwarz. Du sicherst dir damit immerhin deinen Arbeitsplatz.“
„Unterliegt keinem Irrtum, Herrin. Für den Moment mag ich Euch beschützen, aber bei passender Gelegenheit werde ich Euch die Haut
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