Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

sein Wort ein. Auf Menschenschwüre kann man sich nicht halb so verlassen.“
    Das nahm ich ihm ehrlich gesagt nicht ab. Sicher, ich konnte Hilfe verdammt gut gebrauchen, aber das war es nicht wert. Mit dem Teufel schloss ich keinen Pakt.
    „Nein. Kommt nicht infrage.“
    Volusian zuckte knapp mit den Schultern. „Wie meine Herrin wünscht. Es macht für mich keinen Unterschied, ob Ihr früher oder später sterbt. Ich werde es so oder so erleben.“
    Ich starrte ihn genervt an. Er erwiderte meinen Blick. Ich schüttelte den Kopf und stand auf.
    „Na schön, wenn das alles ist, hole ich mal den Rest der Truppe.“
    Er zögerte. „Dürfte ic h … meine Herrin zunächst noch etwas fragen?“
    Ich wandte mich verblüfft um. Volusian war die Verkörperung des Prinzips, nur zu reden, wenn man angesprochen wird. Er antwortete nur direkt auf Fragen. Er versuchte nicht, an Informationen zu kommen. Das hier war neu. Wow. Was für eine Woche welterschütternder Ereignisse.
    „Klar, leg los.“
    „Ihr vertraut mir nicht.“
    „Das ist zwar keine Frage, stimmt aber.“
    „Und doch wolltet Ihr zuerst meinen Rat. Bevor Ihr mit den anderen gesprochen habt. Warum?“
    Die Frage war gut. Ich wollte noch zwei Hilfsgeister rufen. Denen traute ich auch nicht, aber sie hatten mehr Grund als er, ihre ­Loyalität zu beweisen. Sie malten mir auch nicht ständig meinen Tod aus.
    „Weil du, egal wie du sonst drauf bist, auf jeden Fall mehr im Kopf hast.“ Ich hätte es kunstvoller ausdrücken können, aber wozu. Mehr war ja nicht dran.
    Er dachte eine Weile darüber nach. „Meine Herrin ist nicht so ­töricht, wie es oft den Eindruck hat.“ Ich glaube, dichter konnte er gar nicht an ein Dankeschön für ein Kompliment herankomme n – oder daran, eines zu geben.
    Ich hob den Zauberstab und rief meine anderen beiden Geister. Mit dunkel machen und Kerze anzünden hielt ich mich nicht auf, weil sie leichter zu rufen ware n – zumal ich ihnen technisch gesehen nicht befahl zu kommen, sondern sie nur darum bat.
    Wieder die Kälte und der Druck, und dann erschienen zwei ­weitere Umrisse. Volusian trat mit gekreuzten Armen zurück und wirkte wenig beeindruckt. Die beiden Neuankömmlinge sahen sich um und begrif­fen, dass ich die ganze Truppe gerufen hatte. Wenn ich dabei war, ignorierten die drei sich mehr oder weniger, aber ich fragte mich immer, ob sie in der Anderswelt vielleicht ab und zu einen Kaffee miteinander trinken gingen oder so und sich über mich lustig machten. So wie sich die Leute nach Feierabend während der Happy Hour über ihren Chef lustig machen.
    Ich spielte weiterhin die sorglose und lässige Frau, die alles im Griff hatte, wickelte ein Milky Way aus und setzte mich wieder aufs Bett. Lehnte mich an die Wand und besah mir mein Team.
    Nandis magische Kräfte waren geringer als Volusians, darum besaß sie in dieser Welt keine so greifbare Gestalt. Sie erschien als durchsichtig schimmernder Schemen, der vage feminin wirkte. Vor Jahrhunderten war sie eine Zulufrau gewesen, die von ihrem Volk der Hexerei beschuldigt worden war. Man hatte sie umgebracht und dazu verflucht, niemals Ruhe zu finden. Genau wie Volusian. Aber anders als bei ihm konnte ich diesen Fluch brechen und sie ins Totenreich schicken. Unsere Wege hatten sich gekreuzt, als sie in unserer Welt herumspukte, wobei sie die Leute eher erschreckte als groß Schaden anrichtete. Ich hatte sie dafür, dass ich ihr am Ende ewigen Frieden geben würde, in meine Dienste genommen. Drei Jahre der Treue hatte ich verlangt; eines war inzwischen um. Anschließend wollte ich sie freigeben. Während Volusian immer mürrisch und bissig wirkte, war Nandi stets traurig. Das Musterexemplar einer verlorenen Seele. Schon regelrecht depressiv.
    Finn dagegen war eine ganz andere Geschichte. Er schien von den dreien der Einzige zu sein, der gern hier war. Auch ihm fehlten auf dieser Ebene die Kräfte für eine feste Form. Er war ein kleines, glitzerndes Etwas, kaum vorhanden, fast so wie eine Elfe in einem Disneyfilm. Er war mir nicht verpflichtet. Er hatte angefangen, hier herumzuhängen, weil er mich wohl unterhaltsam fand. Ab und zu war er plötzlich da und begleitete mich, und meist kam er auch, wenn ich ihn rief. Ich hätte seine Dienstbarkeit durchaus erzwingen können, aber so viel ich auch gegen Kreaturen aus der Anderswelt hatte, zu solchen Mitteln griff ich nur, wenn man mich provozierte. Jemandem, der mir einfach so half, aus freien Stücken, traute ich natürlich