Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
es besser, als die ganze Zeit nur Schmerz zu spüren. Keine Ahnung. Ich schloss die Augen. Alles, was ich sehen konnte, waren meine Mutter als Jasmine und Jasmine als meine Mutter.
Ich öffnete die Augen wieder. „Wir haben Jasmine nicht gekriegt.“ Mir wurde klar, dass ich ihr das gar nicht erzählt hatte während meines Besuchs neulich. Ich brachte sie kurz auf den neuesten Stand. Sie wurde blass, während ich redete, und ihr geschundenes Herz krallte nach etwas in meinem Inneren. Jasmine als meine Mutter. Meine Mutter als Jasmine.
„Oh Gott“, flüsterte sie, als ich fertig war.
„Ja, ic h … “
Kälte strömte über mich hinweg. Ein winziges elektrisches Kribbeln zog an meinem Fleisch.
„Was ist los?“, fragte meine Mutter, als ich erstarrte.
„Kannst du sie nicht spüren? Diese Kälte?“
Sie machte ein verwirrtes Gesicht. „Nein. Alles okay mit dir?“
Ich stand auf. Mom konnte es nicht spüren, weil es gar keine physikalische Erscheinung war. Sondern etwas, das die normalen menschlichen Sinne nicht erfassen. Auf dem Küchentresen lagen meine Waffen. Ich ging im Haus nirgendwo mehr hin ohne Athame, Pistole und Zauberstab, nicht einmal aufs Klo. Ich schlief auch nicht mehr in besonders zarter Wäsche. Das Tank Top, das ich anhatte, war zwar dünn und spitzenbesetzt, aber meine Schlafanzughose war aus Baumwolle mit einem stabilen Gummizug. Ich hängte meinen Bademantel über eine Stuhllehne und überlegte, wie ich mich am besten bewaffnete.
Mit einem Feinen hatte ich es eindeutig nicht zu tun. Es war ein Geist oder ein Dämon. Also kein Eisen, sondern Silber. In der Glock steckte bereits ein Silbermagazin, aber wenn der Geist wenig Substanz besaß, war die Wirkung eher fraglich. Ich steckte die Pistole vorsichtig in den Hosenbund, dann nahm ich das Silberathame und den Zauberstab.
„Bleib hier drin, Mom.“
„Eugenie, was ist den n … “
„Bleib einfach hier“, wies ich sie an. „Geh unter den Tisch.“
Sie sah meinen Gesichtsausdruck und gehorchte. Ich schätze, man konnte schlecht ein ehemaliges Entführungsopfer der Anderswelt und mit einem Schamanen verheiratet sein, ohne zu wissen, wann man solche Sachen besser ernst nahm.
Ich bewegte mich langsam und verstohlen Richtung Wohnzimmer, denn dort war es, wo ich diese Präsenz am stärksten spürte. Es war nichts zu hören, aber die Stille brüllte lauter als jedes Geräusch. Ich drehte den Rücken zur Wand und glitt sie entlang, spähte um die Ecke. Nichts.
Was es auch war, es konnte nicht gleichzeitig unsichtbar bleiben und mich angreifen. Es würde Substanz annehmen müssen, um ernsthaft etwas ausrichten zu können. Komisch war allerdings, dass mich ein Geist im Gegensatz zu den Feinen oder manchen Monstern auch nicht schwängern konnte. Geister waren tot, und damit hatte es sich. Dass jetzt einer hinter mir her sein sollte, war merkwürdig.
Ich wartete, immer noch mit dem Rücken neben der Türöffnung zum Wohnzimmer. Was auch passieren würde, es würde sich hier abspielen. Die Stelle war wie ein Strudel, Energie floss gleichzeitig hinein und hinaus.
Etwas Kaltes streifte meinen Arm, und dann materialisierte sich eine Hand und packte mich. Meine Reflexe explodierten, und ich verpasste dem Geist mit dem Athame einen Stich ins Handgelenk. Er besaß genug Substanz, um die Wirkung des Metalls zu spüren. Außerdem ging die Macht des Athames über Berührungsschmerzen hinaus.
Der Geis t – ein graues, hexenartiges Din g – schnellte zurück, aber dann spürte ich hinter mir noch mehr kalte Hände und warf rasch einen Blick nach hinten. Noch fünf Geiste r – mit so vielen hatte ich es noch nie auf einmal aufgenommen. Ich sah wieder nach vorn, aber da konnte mich mein erster Angreifer schon packen. Ich schaffte es nicht, mich aus seinem Griff zu befreien, aber ich wehrte mich wie der Teufel und stieß dabei ein Tischchen mit einem Keramikkrug um. Der Krug zerbarst auf dem Boden in scharfe wasserblaue Scherben.
Der Geist schob mich gegen die Wand zurück und umklammerte mit seinen Knochenhänden meine Kehle, während er mich aus leeren schwarzen Augen anstarrte. Er schwebte so in der Luft, dass ich dort festgenagelt war, er ansonsten aber außer Reichweite des Athames blieb. Allerdings nicht außer Reichweite des Zauberstabs.
Seine gespenstischen Kumpane schwebten näher und umringten uns, während mir allmählich der Sauerstoff ausging. Schwarze Sterne funkelten in meinem Gesichtsfeld, und ich hatte Mühe, mich auf das zu
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