Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
Schlafanzughose hinunter und legte die Pistole weg, die ich nicht hatte benutzen können. Kurz schoss mir durch den Kopf, dass ich es gerade schaffen konnte, den Elementar damit zu erschießen, aber dass ich nicht schnell genug sein würde, um meine Mutter zu retten. Dann fiel mir ein, dass ohnehin das falsche Magazin drin war.
Was spielte es für eine Rolle? Wenn er die Wahrheit sagte, dann würde ich weiterleben, wenn ich das hier nur ertrug. Ich nahm die Pille. Ich würde wahrscheinlich gar nicht schwanger werden. Ich musste nur passiv daliegen, während dieser wandelnde Erdhaufen sich an mir verging. Es gab Schlimmeres. Vielleicht.
Ich sah ihn an und stellte mir diese Hände auf mir vor. Die Luft wurde dicker um mich herum, machte es mir noch schwerer zu atmen. Die Beleuchtung wurde dunkler, wie vorhin, als der Geist mich gewürgt hatte, und ich fragte mich, ob ich gerade dabei war, das Bewusstsein zu verlieren. Vielleicht wäre es so leichter. Weniger Erinnerungen.
„Den Rest noch“, sagte er ungeduldig. Auch sein Atem ging schwer.
Ich bewegte die Finger zum Saum meiner Unterwäsche. Ich hatte mir etwas Bequemes angezogen, ein schlichtes graues Höschen. Hübsch, aber nicht gerade sexy. Es passte nicht zu dem pinken Top. Wobei es dem Elementar natürlich egal war, was ich trug. Auf seinem Gesicht glühte nacktes Begehren. Ich starrte auf den klumpigen, unförmigen Körper und hatte alle Mühe, nicht aufzuschluchzen. Ich wusste, was ich zu tun hatte, aber ich wollte nicht. Oh Gott. Oh Selene. Ich wollte nicht, dass er mich anfasste. Ich wollte nicht, dass er sich an mich presste. Übelkeit stieg in meinem Magen auf, und ich fragte mich verzweifelt, wo Kiyo war. Mir war klar, dass er mich nicht rund um die Uhr im Auge behalten konnte, und plötzlich bereute ich meine abfälligen Bemerkungen in Sachen Bodyguard. Wenn er jetzt bloß hier gewesen wäre! Ich brauchte ihn. Ich hatte mich im ganzen Leben noch nicht so wehrlos gefühlt, nicht einmal damals, in diesem lange vergessenen Moment. Es war kein Zustand, der mir gefiel.
Als ich mir gerade den Slip herunterzog, knallte Holz gegen Glas und ließ uns alle zusammenzucken. Der Elementar riss den Kopf herum, und ich folgte seinem Blick. Die Terrassentür war offen, und der Wind war hereingefahren und hatte ein gerahmtes Bild auf meinem Couchtisch umgeworfen. Es war ein starker Wind, der nicht nachließ, sondern Papiere und andere Gegenstände durchs Zimmer fliegen ließ. Nur spiegelten die Sonne und der azurblaue Himmel des Spätfrühlings draußen dieses Brausen in keiner Weise wider.
„Wa s … ?“, begann der Elementar.
Dieses scharfe Geräusch eben hatte mich irgendwie aus meiner Wut und meiner Angst gerissen, und ich war auf einmal in der Lage, Einzelheiten deutlicher wahrzunehmen, konnte alles mit einer neuen Klarheit sehen. Die Luft war wirklich dick, die Beleuchtung wirklich dunkler. Das war keine Einbildung gewesen. Der wütende Wind erhob und legte sich mit meiner Atmung. Grelles Licht zerriss das Halbdunkel, und wir schrien alle auf, als es von einem Gegenstand zum nächsten sprang. Gleichzeitig erfüllte ein ohrenbetäubender Donner das Zimmer, zu gewaltig und zu laut für den kleinen Raum. Ich hielt mir die Ohren zu und warf mich zu Boden.
Der Elementar drehte sich zu mir um. „Mach, dass es aufhört.“
„Wa s … ?“
„Das bist du! Hör auf damit, oder du bringst uns alle um.“
Ich sah mich um und begriff, dass er recht hatte. Ich konnte es mir nicht erklären, aber ich war mit allem verbunden, was sich hier gerade abspielte. Mit der steigenden Luftfeuchtigkeit. Dem peitschenden Wind, der Sachen durch die Gegend warf. Der elektrischen Ladung, die sich in der Luft aufbaute.
Ich konnte es spüren, aber ich hatte keine Ahnung, was ich dagegen unternehmen sollte. Du gehörst mir , versuchte ich dem Unwetter zu sagen, aber nichts geschah. Das war etwas anderes, als Kräfte mit einem Zauberstab oder einem Athame zu beherrschen. Es war gleichzeitig in mir drin und außerhalb von mir. Ich konnte es genauso wenig zum Aufhören bringen, wie ich mich selbst dazu bringen konnte, keine Freude, keinen Schmerz oder Hass mehr zu empfinden.
Der Wind wurde stärker, heftiger. Ein gezacktes Stück Glas flog mir gegen die Wange. „Ich kann es nicht kontrollieren“, flüsterte ich. „Ich weiß nicht, wie das geht.“
Der Elementar geriet in Panik. Die Geister auch. Und obwohl ich mich vor einem Moment noch schwach und hilflos gefühlt hatte,
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