Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
Schamanen und tust so, als würdest du Gutes für die Welt tun. Roland konnte gar nicht gut genug von dir sprechen.«
Art pflanzte die Füße auf den Boden und richtete sich auf. In seinen Augen funkelte Zorn. »Ich tue Gutes für die Welt – für diese Welt hier. Diese Mädchen? Die sind nichts. Sie sind keine Menschen. Und du …« Er schüttelte den Kopf. »Du bist gerade die Richtige, mir Heuchelei vorzuwerfen. Du spielst doch auch die heldenhafte Schamanin, und in Wirklichkeit ziehst du mit Feinen in die Schlacht. Weiß Roland das? Weiß er, was du wirklich bist? Dass du ein Mischling bist, ein Halbblut, das weiß er bestimmt, aber begreift er wirklich, wie weit das bei dir geht?«
Weißglühender Zorn vertrieb den drogeninduzierten Nebel in meinem Kopf ein bisschen. »Wie ich eben schon sagte, ich bringe dich um.«
»Und wie ich eben schon sagte, macht mir das keine Angst.«
Cariena kam mit einem Kaffeebecher zurück. Ich musterte ihn misstrauisch.
»Was hast du mit mir vor?«, fragte ich Art. »Wenn du mich hättest umbringen wollen, wäre ich nicht mehr am Leben, aber gehen lassen kannst du mich auch nicht mehr, jetzt, wo ich dein schmutziges Geheimnis kenne. Willst du mich auch verkaufen? Oder mich für dich selbst behalten, wo du doch nicht auf Feine stehst?«
Er schüttelte den Kopf und näherte sich meinem Bett. »Eugenie, du könntest mir gar nicht genug zahlen, damit ich dich hierbehalte. Ich würde mir jederzeit eines dieser bescheuerten Mädchen nehmen. Dreh die Mikrowelle an, und sie haben dermaßen Schiss, dass sie wochenlang lieb und brav sind.«
Er bedeutete Cariena, neben ihn zu treten, und bückte sich, um meinen Kopf in Position zu halten. Mir wurde klar, was er tun wollte, und ich begann, um mich zu treten. Er versuchte, mich mit der einen Hand ruhig zu halten, und drückte mir mit der anderen den Mund ein Stück auf.
»Jetzt«, sagte er. Gehorsam goss Cariena mir die Flüssigkeit in den halb geöffneten Mund. Dabei formte sie mit den Lippen den Satz: Tut mir leid . Das Zeug schmeckte entsetzlich, und ich musste würgen. Ich versuchte es auszuspucken, aber Art hielt mir den Mund zu, bis ich schlucken musste. Die bittere Flüssigkeit rann mir die Kehle hinunter, und ich spürte sofort, wie sie alles ertauben ließ.
»Ja«, sagte Art beinahe fröhlich. »Du machst nur Ärger. Ich will dich nicht. Ich kenne keinen Menschen, der dich will. Aber glücklicherweise haben wir ein Angebot von jemandem, der gar kein Mensch ist.«
Ich glaube, er lächelte wieder dieses blöde Lächeln, aber ich konnte es nicht mehr richtig erkennen. Die Macht des Nachtschattens durchströmte mich, Benommenheit erfasste mich … Dunkelheit … Schlaf.
***
Als ich wieder zu mir kam, fielen mir sofort zwei Dinge auf. Erstens war Art immer noch im Zimmer, wobei ich davon ausging, dass er mich nicht im Schlaf beobachtet hatte, sondern gerade erst zurückgekehrt war.
Zweitens war ich nicht mehr mit Handschellen gefesselt.
Ich verlor keine Zeit, sondern sprang sofort aus dem Bett und griff ihn an. Unglücklicherweise klappte das mit dem Aus-dem-Bett-Springen nicht so richtig. Ich hatte immer noch dieses Nachtschattenzeug im Blut und kaum genug Kraft, um mich aufrecht zu halten. Ich fiel vom Bett und blieb als Häuflein Elend davor liegen. Cariena war auch da, irgendwelche zusammengelegte Kleidung in der Hand, und wollte mir aufhelfen. Art schüttelte den Kopf, und sie blieb stehen.
»Sieht ganz so aus, als ob du mich heute doch nicht umbringst«, sagte er.
»Du mieser Scheißkerl!« Ich warf einen Arm über die Bettkante und versuchte, mich hochzuziehen. »Wie lange war ich ohnmächtig?«
»Ach, eine Stunde lang vielleicht. Dieser Teil ist für Menschen meist der schlimmste. Jetzt, wo du wieder frisch wie der Frühling bist, wird Cariena dir helfen, anständig auszusehen.«
Ich starrte ihn wütend an. Ich hatte keine Ahnung, ob er es gewesen war, der mich bis auf T-Shirt und Höschen ausgezogen hatte, aber wenn ja, würde er besonders langsam sterben. Der vernichtende Blick, mit dem er mich bedachte, legte jedoch nahe, dass er ebenso wenig Gefallen an mir fand wie ich an ihm.
»Du kannst mich hier nicht behalten«, drohte ich ihm und schaffte es wenigstens, mich mit dem Rücken ans Bett zu setzen. »Man wird mich hier suchen.«
»Wer denn?«, fragte er. »Du warst doch so blöd, von deinen Leuten davonzuspazieren. Niemand hat irgendetwas von deiner Gefangennahme mitbekommen. Niemand hat mich oder einen
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