Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
Vom Netzwerk:
meiner Mitstreiter gesehen … na ja, bis auf deine beiden jämmerlichen Wachen, und die erzählen niemandem mehr was.«
    Mir wurde ganz anders, als ich begriff, dass er recht hatte. Niemand wusste, was aus mir geworden war. Ich hatte zwar einige meiner Freunde mächtig mit der Yellow-River-Theorie genervt, nur bestand für sie kein Grund zu der Annahme, dass mein Verschwinden nach dem Kampf irgendetwas damit zu tun haben konnte. Wenn überhaupt, würden sie wahrscheinlich davon ausgehen, dass dort noch ein sechster Dämon sein Unwesen getrieben hatte.
    »Wer zum Teufel waren deine ›Mitstreiter‹ überhaupt?«, wollte ich wissen, als mir die gut ausgebildeten Kämpfer wieder einfielen. »Hast du ein Söldnerheer angeheuert oder was?«
    Art lächelte nur. »Cariena, hilf ihr beim Anziehen.« Zu mir sagte er: »Mach brav mit, oder sie wird es sein, die für deinen Ungehorsam zu leiden hat.«
    Er ging und machte hinter sich die Tür zu. Ich hörte ein Schloss klicken. Cariena sah mich mit großen, entsetzten Augen an. Sie hatte vor Art und vor mir Angst. Ich seufzte. »Ist schon gut. Ich ziehe mich an. Ich hab eh keine Lust, in Unterwäsche rumzulaufen.«
    Sichtlich erleichtert, trat sie vor und entfaltete das Bündel: ein Kleid. Ein Kleid im Stil der Feinen.
    »Das ist nicht dein Ernst«, sagte ich. »Habt ihr nichts anderes?«
    Cariena zog den Kopf ein. »Etwas anderes hat er mir nicht gegeben.«
    Ich sah zum Bettzeug und fragte mich fast schon, ob ich einen auf Scarlett O’Hara machen und mir selbst etwas zusammenbasteln konnte. Aber als ich Carienas blasses Gesicht sah, fügte ich mich erneut. Ich würde nicht zulassen, dass Art sie meinetwegen verprügelte oder irgendeinem Typen überließ. Ich nahm das Kleid, musste aber feststellen, dass ich es ohne fremde Hilfe nicht anziehen konnte, nicht mit meinen schwachen Muskeln und meiner angeschlagenen motorischen Kontrolle. Dieser Zustand machte mich wahnsinnig. Ich hasste es, hilflos zu sein. Und noch mehr regte mich auf, dass ich mich eigentlich frei bewegen konnte, ohne gefesselt zu sein oder so … bloß dass ich nicht kämpfen oder mich verteidigen konnte. Ich konnte ja kaum stehen. Ich war eine Gefangene in meinem eigenen Körper.
    Das Kleid war irgendwas zwischen Hellblau und Himmelblau. Diesen Farbton nannte man wohl Babyblau; eine Bezeichnung, die ich schon immer reichlich beknackt gefunden hatte. Es war aus glattem, anschmiegsamem Samt gefertigt und wurde im Rücken geschnürt wie ein Korsett. Die Ärmel waren lang und schmal, und der runde Ausschnitt war nach meinem Geschmack viel zu tief. So viel Dekolleté zeigte ich eigentlich nur, wenn ich mit Kiyo ausging – oder Dorian dazu bringen wollte, mir einen Gefallen zu tun.
    Kiyo und Dorian. Es klang armselig und total nach Weibchen-in-Not, aber in diesem Moment hätte ich alles gegeben, um die beiden bei mir zu haben.
    Cariena klatschte in die Hände und sah mich beinahe bewundernd an. »Ihr seht wunderschön aus, Eure Majestät. Nun weiß ich, warum Ihr zu Hause in unserer Welt so viele Verehrer habt.«
    Zu Hause in unserer Welt . »Na ja, ich glaube nicht, dass mein Aussehen dabei eine solche Rolle spielt, wie du meinst.«
    Sie zog eine Bürste hervor und löste meinen verfilzten Pferdeschwanz. »Ich weiß nicht, ob ich gern schön sein möchte oder nicht. Also früher schon. Aber da ich nicht schön bin, wird mich niemand von hier wegholen.« Es klang richtig dankbar.
    »Du bist schön«, sagte ich scharf, voller Zorn über das, was Art gesagt hatte. »Und dich wird jemand von hier wegbringen … ich nämlich.«
    Cariena schenkte mir ein winziges trauriges Lächeln, aber ich glaubte zum ersten Mal, so etwas wie Hoffnung in ihrem Blick zu sehen. Ein Klopfen an der Tür ließ sie aufspringen und sofort wieder ganz scheu sein. »Oh! Da ist er.«
    »Wer?«, fragte ich. Art hätte doch bestimmt nicht geklopft.
    Das Schloss klickte, und die Tür ging auf. Leith trat ein.
    »Leith!«, entfuhr es mir. Er sah so aus, wie ich ihn kannte – gekleidet in ein rot-weißes Seidenhemd, die schimmernden dunklen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengenommen. Ich wollte schon aufspringen, begriff aber gerade noch, dass ich wieder nur hinschlagen würde. »Gott sei Dank.« Es wusste doch jemand, dass ich hier war. Ich war nicht für immer verloren. Ich wollte Cariena gerade sagen, dass unsere Freiheit nahe bevorstand, aber da huschte sie schon aus dem Zimmer und schloss hastig die Tür.
    »Eugenie«, hauchte Leith und

Weitere Kostenlose Bücher