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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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anfassen durfte –, fragte ich mich plötzlich, wie es damals für sie gewesen war, mit mir schwanger zu sein. Hatte sie der Gedanke an das Mischlingskind, das ihr aufgezwungen worden war, abgestoßen? Hatte sie mich abtreiben wollen und das in der Anderswelt einfach nicht gekonnt? Mich überlief ein Zittern; darüber wollte ich wirklich nicht nachdenken. Sie nahm an, dass mir kalt wäre, und ging mir einen Pulli holen.
    ***
    Ein paar Tage später redeten Roland und ich dann schließlich miteinander. Da war ich schon wieder ein bisschen auf den Beinen und gerade runter in die Küche gegangen, um mir eine Schale Müsli zu machen. Er kam hereingeschlendert und setzte sich mit einem Kaffee zu mir. Er schien noch einige Falten mehr im Gesicht zu haben als vorher. Was zweifelsohne meine Schuld war.
    »Tut mir leid«, sagte ich, als ich die Stille nicht länger ertrug. »Ich … ich hätte es dir sagen sollen.«
    Er sah von seinem Becher auf. »Welchen Teil denn genau?«
    »Alles. Die ganze Sache. Ich …« Ich seufzte. »Du warst immer so sauer, dass ich überhaupt Zeit in der Anderswelt verbrachte. Ich dachte, du würdest dich bloß aufregen, wenn du den Rest auch noch wüsstest.«
    »Also, du kannst mir glauben, dass es mich noch viel mehr aufregt, es erst jetzt zu hören.«
    »Tut mir leid.« Ich wusste nicht, was ich anderes sagen sollte. »Es ging alles so schnell. Zuerst dieser Kampf mit Aeson –«
    »Ja, weiß ich. Das hat mir Kiyo schon erzählt, wobei er ebenfalls ziemlich überrascht war, dass du inzwischen Orkane heraufbeschwören kannst, wie sie der Sturmkönig auch nicht besser hingekriegt hat.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Davon bin ich weit entfernt. Und sobald ich einmal damit angefangen hatte, die Magie zu erlernen … Ich kann nicht einfach wieder damit aufhören.«
    Nun seufzte Roland. »Er hat ein paarmal vorbeigeschaut.«
    Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass er Kiyo meinte und nicht den Sturmkönig. »Ich bin noch nicht so weit, dass ich mit ihm reden kann.«
    »Ich weiß.« Es folgte eine Pause, und ich glaube, es kostete Roland einige Überwindung, das Folgende zu sagen. »Er ist gar nicht übel. Relativ gesehen.«
    Ich lächelte schief. »Ja, er ist toll.« Und das meinte ich ernst … aber irgendetwas nagte an mir, was Kiyo betraf, irgendetwas ganz hinten in meinem Kopf. Ich ignorierte es weiter.
    »Und was passiert jetzt?«, fragte Roland. »Was willst du jetzt machen?«
    Ich starrte ihn verblüfft an. »Wie jetzt … was soll ich schon machen? Dasselbe wie immer.«
    »Was, zwischen den Welten hin und her flitzen und dabei so tun, als hättest du auch nur ansatzweise ein normales Leben?«
    Sein Tonfall verletzte mich. »Was erwartest du denn von mir? Und ein normales Leben hat unsereins ja wohl nie gehabt.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das hier ist etwas anderes. Du kannst so nicht weitermachen. Man kann nicht buchstäblich in zwei Welten leben.«
    Ich mümmelte mein Müsli, weil mir das Gelegenheit zum Nachdenken gab. »Ich wüsste wirklich nicht, dass ich eine Wahl hätte. Dieses Land ist an mich gebunden. Wenn ich es zurückweise, stirbt es.«
    Roland sagte nichts.
    »Jetzt hör aber auf! Du findest, ich sollte das machen? Mich einfach verkrümeln und diese Leute leiden lassen? Du bist ja genauso schlimm wie Art.« Was aus Arts Leiche und aus Abigail geworden war … keine Ahnung. Niemand hatte es mir genauer gesagt, nur dass man sich »darum gekümmert« hatte.
    Rolands Augen blitzten vor Zorn. »Nein, ich bin ganz und gar nicht wie er. Komm ja nicht auf diese Idee. Aber die Feinen sind nicht unser Volk. Sie sind nicht dein Volk.«
    »Jetzt schon«, sagte ich zu meiner eigenen Überraschung.
    Er stand auf. Seine ganze Haltung drückte Resignation aus und Erschöpfung. »Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Ich weiß nicht, was ich von dir denken soll. Ich habe das Gefühl, dich gar nicht zu kennen.«
    In den ganzen Jahren, die wir uns jetzt kannten, hatte er nie die Hand gegen mich erhoben. Aber in diesem Moment war es, als hätte er mich geschlagen. »Was soll das heißen?«, fragte ich. Ich hatte es herausfordernd sagen wollen. Aber stattdessen kam es ganz kleinlaut heraus, ängstlich; ich hörte mich fast an wie ein kleines Kind. Mir fiel wieder ein, wie dankbar ich gewesen war, als er bei Art auftauchte. Mein Vater. Mein Beschützer. »Hast du … hast du mich nicht mehr lieb?«
    Er hatte schon ein paar Schritte zur Küchentür gemacht, aber jetzt blieb er stehen und

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