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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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drehte sich um. Er sah mich mehrere Sekunden lang forschend an mit seinen blauen Augen. »Doch, natürlich. Ich werde dich immer lieb haben. Du bist meine Tochter. Aber … ich weiß nicht, ob es je wieder so sein wird wie früher.«
    Roland verließ die Küche, und in diesem Moment wurde mir klar, dass es für mich Zeit wurde zu gehen.
    ***
    Tim stürzte sich förmlich auf mich, als ich bei meinem Haus ankam. Meine Mutter hatte ihn angerufen und gesagt, dass es mir gut ging und ich jetzt bei ihnen war, aber in der Woche davor, als ich bei Art eingesperrt gewesen war, hatte sich Tim anscheinend höllische Sorgen gemacht.
    »Was ist passiert? Geht’s dir gut? Ich hab mich um Lara gekümmert, während du weg warst. Du wärst stolz auf mich gewesen.« Ich lächelte – aber vor allem, weil er sie bei ihrem Vornamen genannt hatte statt »deine zickige Sekretärin«. »Soll ich dir irgendwas kochen?«
    »Du hörst dich schon an wie meine Mutter«, zog ich ihn auf. »Ständig willst du mich mästen.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Du bist zu dünn. Und wenn du mal überlegst, was für Mädels ich so abschleppe, ist das nicht bloß irgendein Spruch.«
    Da hatte er recht, sowohl was mich betraf als auch seinen Geschmack in Sachen Frauen. Ich hatte das Essen bei Art kaum angerührt und tierisch abgenommen, aber obwohl ich große Lust hatte, mich als Aufbaudiät über den Beutel Milky Way in meiner Speisekammer herzumachen, war mir klar, dass ich besser etwas Nahrhafteres zu mir nehmen sollte. Also schickte ich Tim in die Küche, mir eine Pfanne Geschnetzeltes zu machen; eine Bitte, die er gern erfüllte.
    Den Rest des Tages verbrachte ich ruhelos und gelangweilt, weil ich nicht wusste, was ich mit mir anfangen sollte. Ich kümmerte mich um die Wäsche, obwohl Tim protestierte, dass er das machen könne, und schaufelte einen Berg Geschnetzeltes in mich rein. Die Tiere waren alle noch da, was mich vermuten ließ, dass Kiyo noch hier wohnte. Nachdem ich nicht wollte, dass er mich bei meinen Eltern besuchte, war ich halb davon ausgegangen, dass er sich eine eigene Wohnung gesucht hatte.
    Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, was ich jetzt machen sollte. So schnell wollte ich nicht wieder in die Anderswelt rüber, und dass ich neue Aufträge annahm, kam vorläufig auch nicht infrage – was ich Lara später am Telefon auch sagte. Tim und sie waren entsprechend nervös wegen meines Kontostandes, aber ich kannte mein Sparguthaben und wusste, dass ich mir vorläufig keine Sorgen machen musste.
    Von der Feinenmagie ließ ich völlig die Finger. So weit war ich noch lange nicht, auch wenn es Momente gab, in denen mich die Luft und der Wasserdampf um mich herum riefen wie Sirenengesang und ich darauf brannte, nach ihnen auszugreifen. Ich wagte mich nur kurz an Schamanenmagie heran – als ich versuchte, Volusian zu rufen. Er kam nicht. Ich hatte keine Ahnung, was ich davon halten sollte.
    Ich war richtig froh, als es dunkel wurde und ich schlafen gehen konnte und mir nicht mehr überlegen musste, womit ich die Zeit totschlagen konnte. Ich fragte mich, ob diese Antriebslosigkeit einfach eine ganz normale Folge meines Traumas war, eine Art Betäubungszustand. Fernsehen, meine Puzzles, sogar Tims munteres Geplauder – nichts konnte meine Aufmerksamkeit fesseln. Nicht dass mich alles langweilte. Ich war nur irgendwie wenig mit der Welt verbunden.
    In dieser Nacht träumte ich, wie öfter in der letzten Zeit, vom Dornenland. Der Traum war total lebhaft und realistisch. Als ob ich in Tucson aus dem Haus treten und die Gebirgsausläufer hinaufspazieren würde; als ob meine Seele ohne meinen Körper dorthin gereist war. Die Luft war frisch und sauber und erfüllt vom Duft der Wüstenblumen. Die Sonne brannte gnadenlos herunter – und hatte in ihrer Vertrautheit zugleich etwas Tröstliches. Und die Farben – die Farben sorgten dafür, dass mein Traum-Ich am liebsten geweint hätte. Pfirsich- und Grüntöne und all die anderen Farben der Kakteenblüten, die zum klaren, unglaublich blauen Himmel hinaufschauten. Zum ersten Mal seit meiner Entführung und Vergewaltigung verspürte ich Frieden. Ich hatte ein Gefühl von Ganzheit in dem Traum, von Heilung.
    Ich erwachte mit einer Sehnsucht in der Brust, als würde irgendein Teil von mir fehlen. Die Heftigkeit dieses Gefühls erschütterte mich und machte mir sogar ein bisschen Angst. Ich schlüpfte in einen Bademantel und ging zur Küche. Hoffentlich setzten Kaffee und Frühstück diesem

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