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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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den Verdacht, dass er sich mehr darüber ärgerte, dass ich mich an Dorian gewendet hatte und nicht an ihn.
    »Und so habt ihr mich dann gefunden, ja? Volusian hat es Dorian gesagt, und der hat dann dich und Roland verständigt?« Ich hatte es schon von Roland gehört, wollte es aber noch einmal hören.
    Kiyo nickte. »Gleich nachdem du verschwunden bist, haben wir die Suche nach dir aufgenommen. Keiner hatte eine Ahnung, was nach dem Kampf passiert ist. Ein paar Tage später haben wir Roland mit hinzugezogen, damit er hier nach dir sucht, aber keiner von uns …« Er schüttelte den Kopf. »Keiner von uns hat auch nur im Traum daran gedacht, dass du so etwas durchmachen könntest.«
    Peinliche Stille machte sich breit, als wir jeder an Dinge dachten, die wir nicht aussprechen wollten. Meine Gefangenschaft. Meine Vergewaltigung. Ich senkte den Blick und spielte mit dem Rand des Kaffeebechers. Die Erinnerungen waren die reinste Achterbahn. Manchmal sanken sie bis ganz hinunter ins Unterbewusstsein. Dann wieder blitzten sie grell auf vor meinem inneren Auge und setzten die ganzen betäubenden, schrecklichen Gefühle der Angst, Schutzlosigkeit und Hilflosigkeit wieder frei, die das Martyrium in mir ausgelöst hatte.
    Unvermittelt ruckte ich mit dem Kopf hoch und sah Kiyo in die Augen. »Warum wolltest du mich Leith nicht töten lassen, als ich die Gelegenheit dazu hatte?« Mir fiel wieder ein, wie die Rachelust in mir gebrannt, wie um mich herum der Sturm getost hatte, und mich überlief ein Schaudern.
    Auf diese Frage war Kiyo eindeutig nicht gefasst. »Was? Du weißt, warum. Wegen der politischen Konsequenzen … Weil du nicht zu den Leuten gehörst, die Rache gut finden …«
    »Ach nein?« Auf einmal war ich total sauer auf ihn, und mir wurde plötzlich klar, dass ich diese Wut die ganze Woche lang weggedrückt hatte. »Du hast kein Recht, mir zu sagen, wann Rache gerechtfertigt ist. Du hast nicht dasselbe durchgemacht wie ich.«
    »Ich weiß«, sagte er und bemühte sich um eine sanfte Stimme. »Ich bezweifle auch nicht, dass er eine grausame Strafe verdient gehabt hätte. Ich kann mir nur vorstellen, wie es für dich gewesen ist.«
    »Nein. Das kannst du dir definitiv nicht vorstellen.«
    »Aber dann geht es immer noch um mehr als bloß Rache. Möchtest du wissen, was weiter passiert ist? Katrice zieht ihre Heere zusammen, Eugenie. Die Herrscher haben sich seit Generationen keinen richtiggehenden Krieg mehr geliefert. Das könnte sehr schlimm werden. Viele werden sterben. Ich wollte dich davor bewahren … davor, dass Katrice gegen dich zieht.«
    »Na schön. Und warum hast du ihn dann nicht getötet?«
    Totenstille.
    »Was?« , rief Kiyo schließlich.
    Ich wich seinem Blick die ganze Zeit über nicht aus. Die Kälte in meiner Stimme erstaunte mich selbst. »Du sagst doch, er hatte eine grausame Strafe verdient.«
    »Ja schon, Gefängnis oder –«
    »Gefängnis? Spinnst du? Er ist ein Prinz. Wir hätten ihn ohne dieselben ›politischen Konsequenzen‹ auch nicht einsperren können. Er wäre davongekommen.«
    »Einen Krieg auszulösen ist schlimmer, ob du es glaubst oder nicht.«
    »Dann hättest immer noch du ihn töten sollen. Alle sagen ständig, dass du ›nur‹ ein Kitsune bist. Du gehörst im Grunde keiner Seite an. Vielleicht hätte sie einen Kopfjäger auf dich angesetzt, aber sie wäre wohl kaum gegen dich allein in den Krieg gezogen.«
    Kiyo riss die Augen auf. »Ist dir eigentlich klar, was du da sagst? Das ist doch krank! Du wirfst mir vor, dass ich einen Mann nicht getötet habe, der auf den Knien war.«
    »Dieser Mann hat grausige, abartige Dinge getan. Er hatte es nicht verdient, ungestraft davonzukommen.«
    Jetzt war Kiyo nicht mehr schockiert, sondern sauer. »Ich kann’s nicht fassen, dass du mir die Verantwortung dafür gibst. Und weißt du was? Das ist die Magie, die da aus dir spricht. Je mehr du sie benutzt, desto mehr verändert sie dich. Darum musst du dich von der Anderswelt fernhalten! Zu deinem eigenen Schutz. Bevor du dich in jemanden verwandelst, der du gar nicht sein möchtest.«
    »Ach, jetzt auf einmal möchtest du mich beschützen! Hör mal, du müsstest mich doch von allen Leuten am besten verstehen. Ich kann mich nicht von der Anderswelt fernhalten. Ich kann mich nicht von dieser Welt fernhalten. Ich gehöre nirgendwo richtig hin! Und andererseits … gehöre ich überall hin. Ich passe nirgends richtig rein. Ich bin zerrissen, Kiyo. Ich dachte, du würdest das verstehen. Du

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