Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
hast doch gesagt, dass du mich verstehst. Du bist genauso wie ich.«
»Das … das ist irgendwie etwas anderes.«
»Das reicht mir nicht. Du bist ein Heuchler!«, rief ich. »Du triffst für uns beide die Entscheidungen so, wie es dir gerade in den Kram passt. Du denkst, du kannst das einseitig machen, ich aber nicht. Das ist nicht fair. Du kannst nicht für uns beide verschiedene Regeln aufstellen.«
»Ich versuche, dich zu beschützen.«
»Denkst du etwa, ich bin nicht stark genug, um mit denselben Sachen klarzukommen wie du?«
Er hob die Hände. »Das weiß ich nicht. Vielleicht bin ich es ja, der nicht stark genug ist, die schwierigen Entscheidungen zu fällen.«
»Dorian schon.« Es war heraus, bevor ich mich noch bremsen konnte.
Totenstille, zweite Runde.
Kiyo trank seinen Kaffee aus. »Verstehe. Darum geht es also in Wirklichkeit.« Er sah sich mit starrem Blick in der Küche um, sah die Katzen an, die überall herumlagen. »Vielleicht … vielleicht wird es ja Zeit, dass ich meine Sachen packe.«
Ich verschränkte die Arme. »Gute Idee, glaube ich.«
»Aber ich brauche vielleicht ein oder zwei Tage, um die Viecher einzusammeln.«
»Das passt schon.« Ich behielt meine Stimme perfekt im Griff, konzentrierte meine gesamte Energie darauf, dass sie gleichmütig klang. Wenn ich das verbockte, fing ich vielleicht zu weinen an oder zu betteln, dass er blieb. Oder entschuldigte mich vielleicht dafür, dass ich so hart zu ihm war und ihn dafür verantwortlich machte, dass er mich nicht hatte Leith töten lassen. Es war nicht fair von mir, Kiyo Vorwürfe zu machen und Dorian zu loben …
… und doch tat ich es.
Kiyo stand auf und erklärte, dass er kommen und packen würde, wenn ich nicht zu Hause wäre, weil das so für uns beide leichter sei. Ich war einverstanden. Anspannung packte uns, als er sich auf die Tür zubewegte. Ich hatte ihn verletzt, das war mir klar. Und ehrlich gesagt war ich mir unsicher, ob ich mit der Trennung nicht vielleicht gerade den größten Fehler meines Lebens machte. Klar, wir hatten uns oft gestritten, weil er die Entscheidungen nicht verstand, die ich hatte treffen müssen. Aber im Kern ging es darum, dass er die Gelegenheit gehabt hatte, mich zu beschützen … und es nicht getan hatte.
»Eugenie«, sagte er und blieb bei der Hintertür stehen. »Ich weiß, dass du verletzt worden bist. Ich weiß, dass du gelitten hast, und immer noch leidest. Und ich glaube, ich kann verstehen, warum du denkst, dass das, was Dorian getan hat, ritterlich war. Aber es war nicht ritterlich. Es wird enorme Konsequenzen haben, und eines Tages wirst du bereuen, was er getan hat. Wahrscheinlich ziemlich bald schon.«
Ich schüttelte den Kopf und blieb stur. »Keine Ahnung. Mag sein.«
»Ganz egal, was du von mir hältst, es ist noch nicht zu spät. Du kannst Katrice Genugtuung anbieten. Du kannst das aufhalten.« Er sah mich verzweifelt an, flehend, und ich fragte mich, ob es von seiner Friedenssehnsucht herrührte oder von dem Schmerz des Abschieds. Mein eigener Schmerz darüber, dass er ging, wurde immer größer, aber irgendetwas an dem, was er gesagt hatte, machte dem ein Ende.
»Genugtuung anbieten? Was soll das heißen?«
»Ich weiß nicht … dich entschuldigen … Dorian die Schuld geben. Maiwenn könnte irgendetwas aushandeln …«
Sofort war meine Wut wieder da. »Ich werde nicht vor der Frau zu Kreuze kriechen, deren Sohn mich vergewaltigt hat. Und ich werde nicht zulassen, dass Dorian für etwas bestraft wird, das ich selber hätte tun sollen.« Das mit Maiwenn verdiente erst gar keine Antwort. »Ich werde die Konsequenzen tragen, Kiyo. Ich bin die Dornenkönigin.«
Er lächelte schief, traurig. »Weißt du das genau? Vielleicht bist du ja die Sturmkönigin.«
Ich runzelte die Stirn. »Was?«
»Das hast du jedenfalls zu Leith gesagt. Dort in der Küche.«
»Nein.« So bruchstückhaft meine Erinnerungen auch waren, das hätte ich bestimmt noch gewusst. »Ich hab ein paarmal zu ihm gesagt, dass ich die Dornenkönigin bin … aber du meine Güte, doch nicht die Sturmkönigin.«
»Ich hab’s selber gehört. Einmal hast du gesagt, Sturmkönigin.«
Ich schüttelte den Kopf. »Da irrst du dich. Klingt beides ziemlich ähnlich. Da kann man sich schon mal verhören.«
Sein Lächeln wurde noch schiefer. »Nicht, wenn man so ein Gehör hat wie ich.«
Damit ging Kiyo – wohin, wusste ich nicht. Es spielte auch keine Rolle. Das Ganze tat mir in der Seele weh, und wenn ich zu viel
Weitere Kostenlose Bücher