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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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Horizont. Wie mein Schloss hätte auch das Dorf eher in eine mittelalterliche englische Landschaft gepasst als in die Wüste. So selten, wie ich mein Königreich besuchte, war es die erste Siedlung, die ich außerhalb des Schlosses zu sehen bekam. Das machte mich ein bisschen nervös, und mein Unbehagen wuchs, als ich sah, dass unsere Straße schnurstracks durch das Städtchen führte. Verflixte unbeständige Anderswelt. Dieses Dorf war auf dem Hinweg noch nicht dort gewesen.
    Aus diesem Grunde verkniff ich mir auch den Vorschlag, außenherum zu reiten. So, wie diese Welt funktionierte, brachte uns ein kleiner Umweg leicht ins Vogelbeerland oder verlängerte die Reise um mehrere Stunden. Ich packte die Zügel fester und wappnete mich. Schließlich waren das nur ein paar Häuser, da kam man schnell hindurch.
    Aber als wir die ersten Häuser erreichten, fiel mir etwas auf, das mir jede Entschlossenheit raubte: Die Hauptstraße war von Leuten gesäumt. Anscheinend waren sämtliche Bewohner des Städtchens aus ihren Häusern gekommen, um sich anzusehen, wie wir passierten. Sie standen am Straßenrand, starrten meine Reisegesellschaft an und sahen dabei auch wieder aus wie Statisten aus irgendeinem Mittelalterfilm. Nur dass es eine Low-Budget-Produktion sein musste. Die Kleider der Leute waren verschlissen und schmutzig, ihre Gesichter abgezehrt. Alle wirkten zu dünn, sogar die Kinder und Babys auf den Armen ihrer Eltern.
    Mein Unbehagen wuchs, während wir uns der Dorfmitte näherten. Ich konnte Menschenmengen nicht ausstehen und ließ mich auch nicht gern anstarren. Diese Blicke hier waren regelrecht verstörend. Sie waren entweder völlig leer oder – na ja, angsterfüllt. Alles war totenstill.
    »Wovor haben sie Angst?«, fragte ich Rurik leise.
    Er warf mir einen amüsierten Blick von der Seite zu. »Vor Euch natürlich.«
    »Vor mir?« Meine Stimme überschlug sich. Ich sah an mir hinunter und versuchte, mir vorzustellen, wie deplatziert ich hier rüberkommen musste. War meine Fremdheit so furchteinflößend?
    »Ihr seid ihre Königin. Alle wissen, dass Ihr Aeson getötet habt – und bei der dazugehörigen Geschichte wird einem nicht gerade warm ums Herz. Auch lebt das schreckliche Vermächtnis des Sturmkönigs über all die Jahre fort. Ihr habt es geerbt.«
    »Dann sehen sie in mir eine Art Schreckensherrscherin, oder was?«
    Er zog die Schultern hoch. »Ihr seid ihre Königin«, wiederholte er, als würde das alles erklären.
    Ich hatte nie Königin sein wollen. Und ich wollte ganz bestimmt auch nicht als irgendeine Art Despotin angesehen werden, wollte nicht diese Blicke auf mir spüren, in denen ausnahmslos Apathie lag, Skepsis und so etwas wie abgestumpfte Schicksalsergebenheit. Als wir die Dorfmitte erreicht hatten, wollte ich schon erleichtert durchatmen, als uns plötzlich ein Mann in den Weg trat und uns zum Anhalten veranlasste.
    Es handelte sich um einen älteren Feinen, der hochgewachsen war und grauhaarig. Er war ausgemergelt und nur wenig besser gekleidet als der Rest, aber er hatte etwas Würdevolles und Autoritäres an sich, was ihn herausragen ließ. Als er sah, dass er unsere Aufmerksamkeit besaß, verneigte er sich so tief vor mir, dass sein Gesicht beinahe den Straßenstaub berührte.
    »Eugenie, große Königin des Dornenlandes, Euer Diener Davros entbietet seine untertänigsten Grüße.«
    Jedenfalls glaubte ich, dass er das gesagt hatte. Er verneigte sich so tief, dass seine Worte kaum zu verstehen waren. Ich sah nervös zu meinen Reisegefährten und wusste nicht, was ich tun sollte. Sie blieben alle still und sahen mich erwartungsvoll an. Na, sicher doch. Vorhin bei Maiwenn hatten sie mich mit Ratschlägen überhäuft, aber wenn wir zu Bauern kamen, die sich in den Straßenstaub warfen, dann blieb alles an mir hängen.
    »Bitte … ähm – steh auf, Davros«, brachte ich schließlich hervor.
    Er erhob sich und rang die Hände und konnte es anscheinend nicht fassen, dass ich ihn mit Namen angesprochen hatte.
    »Vielen Dank, Eure Majestät. Ich bin der Bürgermeister dieser Stadt. Es lässt sich nicht mit Worten ausdrücken, welche Ehre es ist, Euch bei uns zu haben.«
    Wenn man bedachte, welchen Ruf ich laut Rurik hier genoss, war ich nicht ganz sicher, ob ich Davros’ Worten glauben sollte. Ich rang mir ein Lächeln ab.
    »Danke. Wir kommen hier nur auf unserem Weg zurück zum Schloss durch.«
    Davros breitete die Hände aus. »Dann hoffe ich, dass Ihr in Erwägung zieht, für eine Rast

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